Liebe und Respekt für das Leben als Ganzes

Bild von Arek Socha auf Pixabay

Gedanken von Matthias Jackel. Der Mensch hat von der Evolution ein Bewusstsein für die materielle Welt und sein Selbst geschenkt bekommen. Dieses Bewusstsein und der Fokus auf die bewusste Kontrolle der Materie hat den Menschen mehr und mehr von seiner eigenen Quelle abgespalten.

Wir sehen uns nicht als Teil des Ganzen.

Zumindest handeln wir nicht immer so – soviel ist klar. Denn wir sägen sprichwörtlich an dem Ast, auf dem wir sitzen.

Gleichzeitig sind immer mehr Menschen Teil eines aktiven, kontemplativen Prozesses. Dieser entwickelt das Ich-Bewusstsein zu einem All-Bewusstsein für ein universell verbundenes Leben. Es vermag die Wiederverbindung des Menschen mit der Natur, der Gemeinschaft und dem eigenen Ur-Wesen, als das wir hunderttausende Jahre in Kooperation mit der Natur lebten.

Mit diesem All-Bewusstsein endet der starke Drang, das Leben zu dominieren. Es öffnet die Sinne für das, was auf diesem Planeten im Großen und Ganzen passiert. Empathie und Mitgefühl entwickeln sich auf seiner Basis und machen es immer unerträglicher mit anzusehen, was der Mensch in seiner unfassbaren Ignoranz dem Leben auf dieser Erde antut.

Ich habe dazu unzähligen, stundenlangen und doch verhältnismässig leisen dialektischen Diskursen beigewohnt. Wir besprachen den Stand der Demokratie, den Kapitalismus und das Patriarchat, die Umweltzerstörung mit ihrem Klimawandel, unserer Ernährung , die Massentierhaltung, die Kriegs- und/oder Wehrkampf-Industrie, den Lobbyismus, die Liebe und die Partnerschaft, unser Transportwesen, Bildungswesen, das Gesundheitswesen, u.v.m.

Meist endeten die Gespräche mit einer Variation der Aussage „es sind die besten Systeme, die wir bis jetzt haben und der Mensch wird immer einen Ausweg finden“.

Also Wertschätzen und optimistisch bleiben

Da ist erstmal nichts gegen einzuwenden. Und gleichzeitig sehen wir, wie der Planet unter uns leidet vor allem daran, welche unfassbare Schönheit er uns offenbart, da wir gerade mal für 2 Monate aus dem alten System ausgestiegen sind.

Und hier vermute ich den Grund für die große Empörung, die sich bei vielen Menschen breit macht.

Mehr oder weniger wurde schon seit Jahrhunderten gezeigt, dass sich das bestehende System weiterentwickeln muss. Meist von den Kultur- und Kunstschaffenden, denn seit tausenden Jahren ist die Entwicklung als Mensch keine biologische, sondern vor allem eine kulturelle Entwicklung.

Weise und Heilige, Gurus, Philosophen, Forscher, Musiker, Schriftsteller, Filmemacher und viele mehr haben die notwendigen Veränderungen beschrieben und bebildert, in Plastiken gegossen, besungen und beschworen. Im Grunde weiß es jeder, auch der Firmen- und Länderchef, wenn er oder sie nur im intimen Gespräch, ohne Kamera und mit geschlossenen Türen, spricht. Das habe ich in meiner eigenen Arbeit mit Gefängnisinsassen, Konzern-Bossen, Politikern, Celebrities bis zu Vertretern der UN-Menschenrechte persönlich erlebt und erfahren.

Doch immer scheint am Ende Geld und Wirtschaftlichkeit das primäre Gegenargument zur Handlungsänderung zu sein. Seit es unsere „moderne“ Gesellschaft gibt, sind Milliarden von Menschen und wer weiß wie viele Trillionen von Tieren für Geld gestorben. Weil Geld verdient oder kein Geld ausgegeben werden wollte.

Und jetzt sehen wir, dass es möglich ist, diese Geld-Gesetzmäßigkeit, diese Doktrin, komplett außer Kraft zu setzen, wenn die Spezies Mensch sich einem kollektiven Gedanken hingibt. Es müssen dazu noch nicht einmal Millionen Menschen tatsächlich sterben. Es genügt die Kraft der Gedanken, um unser Handeln zu verändern. Ist das nicht unglaublich? Nun ist es bewiesen!

Unsere Gedanken bestimmen unsere Zukunft

Doch statt die Kraft dieser Erkenntnis für ein echtes Umdenken zu nutzen, wird von Durchhalten gesprochen und die kaputten Systeme, die schon vorher an der Macht waren, führen die ersten vielversprechenden Gespräche für deren Rettungspakete.

Da geht gerade eine riesige Chance einfach mal eben flöten.

Das tut einem Menschen wie mir unglaublich weh! Es gibt Tage, da verzweifle ich fast an diesem Schmerz und suche nach den Orten, wo die meiste Energie fließt, um vielleicht doch noch das Ruder herum zu reißen. Und da kann es schon passieren, dass „man“ vielleicht auch mal auf die Strasse geht und versehentlich zusammen mit den Verschwörungstheoretikern laut aufschreit. Deshalb verstehe ich, warum sonst ganz rationale Menschen plötzlich bei den Demos dabei sind.

Lassen wir uns also nicht von rechten, linken oder verschwörungstheoretischen Gedanken ablenken.

Die Realität ist viel ernster, als es eine Verschwörung je sein könnte!

Denn eine Verschwörung basiert zunächst auf (einem) egoistischen Gedanken einer Gruppe von Menschen und folgt einer negativen Energie. Es ist unmöglich, genügend Menschen lange genug auf Basis eines solchen Gerüstes zu Taten zu motivieren, weil es der inneren Natur des Universums widerspricht, „dem Leben zu dienen“! Deshalb ist wahrlich Böses auch immer irgendwann gescheitert, auch wenn es manchmal dauerte.

Viel schlimmer ist es, wenn der menschliche Geist denkt, dass er Gutes und Rechtes tut. Wenn es gelingt, diese Überzeugung im Kopf zu etablieren, braucht es keine Motivation mehr von außen. Die schlimmsten Taten auf diesem Planeten sind stets in bester Absicht erfolgt.

Wenn wir es aus diesem Blickwinkel betrachten, für was sind dann die aktuellen Maßnahmen „richtig“ und „gut“? Sie lassen unsere Bereitschaft und vor allem die Fähigkeit erkennen, das Leben über die Rechte der Wirtschaft und des Individuums zu stellen.

Noch stellen die Maßnahmen vor allem menschliches Leben über die Wirtschaft. Nun müssten wir den singulären Moment dieser Zeit nutzen, um das Größere dahinter zu erkennen: Den Schutz des Lebens als Ganzes.

Doch dafür zu demonstrieren ist schier unmöglich. Die Situation ist sowieso schon so komplex. Ein Witz, jetzt auch noch auf die Strasse zu gehen und zwischen die Grundgesetzschilder noch solche mit „Rettet die Wale“, „Rettet den Regenwald“ oder gar „Rettet das Leben“ zu halten. Ein trauriger Witz. Denn es bräuchte genau diesen Sinneswandel:

Das Leben auf diesem Planeten ist in all seiner Vielfalt und Schönheit wichtiger als die Wirtschaft!

Wenn das unsere Maxime wird, werden wir ab sofort die besseren Entscheidungen treffen. Doch diese neue Maxime hat einen mächtigen Gegenspieler.

Um die Welt zu kontrollieren, bedarf es gar keiner komplexen Verschwörungen. Es genügt, dass man sie einfach kaufen kann. Geld regiert (immer noch) die Welt.

Vor rund 75 Jahren haben wir für die Staatsformen gelernt, dass eine Diktatur, also die unbegrenzte Machtübergabe an eine einzelne Person, die Welt an den Abgrund geführt hat. Überall sind spätestens aus dieser Erfahrung heraus alternative Systeme entstanden. Das Ober- und das Unterhaus in England sind so organisiert. Der Präsident und der Senat in den USA ebenso. In Deutschland ist es der Föderalismus, in dem Bund und Länder zusammenarbeiten müssen und so die Staatsqualität des Gesamtstaates erst durch die föderale Vereinigung begründet wird. Keine Einzelinstanz kann völlig alleine entscheiden und es ist wohl tatsächlich das beste System, das wir bisher erfunden haben.

Die Erfahrung, die uns zu dieser Entwicklung verhalf war schrecklich und sitzt uns tief in der Zellstruktur. Doch im Kapitalismus haben wie diese Lektion noch nicht gelernt.

Hier ist es völlig ungebremst möglich, dass Einzelpersonen ein Kapital ansammeln, welches den Haushalt der meisten Staaten übersteigt. Hier liegt auch meine Vermutung, warum überhaupt der Name Bill Gates mit ins Spiel kam. Er verfügt aktuell und offiziell über ein Nettovermögen von 103,4 Milliarden Dollar, was fast einem Drittel des Haushaltes der Bundesrepublik Deutschland entspricht. Weil wir diese Machtverzerrung (noch) nur unterbewusst erkennen, das Grundproblem aber nicht artikulieren können, irrt die Kritik über die aktuelle Entwicklung so frei im Raum und schafft mehr Verwirrung als Effekt. Wenn Menschen sich auf den Demos ein Schild mit den Worten „Schenkt uns unser Leben zurück“ umhängen, dann steht für mich dahinter der kollektive Ruf nach Liebe und dem Respekt für das Leben als Ganzes.

Um menschliches Leben zu schützen, haben wir (endlich mal) konsequent kapitalistische Interessen hinten angestellt.

Nun gilt es, daraus die Strukturen für die Zeit nach der Allmacht des Kapitalismus zu erschaffen, damit wir das Leben als Ganzes sichern.

Für den Planeten und die kommenden 7 Generationen. So wie indigene Völker es beschreiben. Ich erlaube mir diese absolute Aussage: Darum geht es.
Das ist das kleine Pflänzlein, das sich auftut. Wir können daraus Kraft schöpfen, für unsere Position, unser Handeln und die tägliche Frage, mit welchen Energien wir uns verbinden. Wenn jetzt selbst Politiker wie Wolfgang Schäuble oder Peter Müller so kritische Gedanken um den Kapitalismus aufgreifen wird für mich noch klarer:

Die Zeit ist reif für einen Wandel.

Zur Person Matthias Jackel – Friedensarbeit und Wandel mit Musik: Viele denken, Musik machen sei eine Exzellenzübung. Vielmehr ist es aber eine Achtsamkeitsübung. In über 3.000 Drum Cafe Veranstaltungen sah ich nahezu 1 Millionen Menschen in eine großartige Gemeinschaft verschmelzen. Es lehrte mich, wie sehr der Mensch seine Verbundenheit mit Gemeinschaft, der Natur und dem eigenen Ur-Wesen wiederfinden möchte. Ich aktiviere das erstaunliche Potential von Rhythmus und Musik als wirksame Methode, sich und das Leben zu begreifen. Das dazu 2018 erschienene Buch und alle Projekte unter: www.matthias-jackel.com

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3 Kommentare zu “Liebe und Respekt für das Leben als Ganzes
  1. Joachim sagt:

    Ja, mehr oder weniger alles richtig, aber das ist ja wirklich nichts Neues. Das haben Bhudda und Jesus auch schon gesagt. Tut es einfach!

  2. Björn S. sagt:

    Ich hätte mich noch über Gedanken gefreut, wie wir kollektiv die ausstehende Lektion, die im Kapitalismus innewohnt, lernen können? Nur über Leid wie in der Vergangenheit und/oder auch über eine Bewusstseinserhöhung auf eine friedvolle Art? Gibt es vielleicht noch einen dritten Weg? Hmmmm…

    „Geld regiert (immer noch) die Welt.“

    Ich habe mal die Frage gelesen: „Und wer regiert das Geld?“ Wenn die Antwort wir ist – wer regiert dann uns? Da lande ich dann immer bei der Angst, der Trennung von Gott / unserer Quelle. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger.

    Meine Erkenntnis bisher: Der Weg führt immer nach Hause. Aus der Trennung in die Verbundenheit. Benötigen wir dafür das Leid(en)? Kommt auf unser Bewusstsein an.

    Vielen Dank für den Artikel und für’s Teilen.

  3. andrea sagt:

    die frage nach dem wie weiter wird hier beantwortet:
    https://www.newslichter.de/2020/05/geburt-der-liebe-die-muttergoettin-kehrt-zurueck/
    in dem wir uns für das leben und die liebe entscheiden in jedem moment und so gut wie wir können. und das impliziert auch, dass wir es manchmal noch nicht können. und der nächste augenblick birgt schon wieder die neue möglichkeit… .
    immer wieder danke für alles was hier blüht!

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