Vom zu früh losgehen in Lebens-Übergängen

Foto: Omara Evertz

Von Omara Evertz. Viel zu riskieren, wenn wenig bekannt ist, kann zu großem Stress führen. Kennst du diese Phasen in deinem Leben? Du möchtest gerne eine Entscheidung treffen, weißt aber noch nicht wofür du dich entscheiden sollst?

Beispielsweise spürst du, dass du gerne umziehen möchtest. In dir ist ein starker Drang es möglich zu machen, doch weißt du eigentlich gar nicht genau was du willst. Was wirklich für dich als nächsten Schritt ansteht? Vielleicht ist es zwei Straßen ums Eck, oder doch lieber eine andere Stadt oder aufs Land? Eins weißt du bestimmt sicher, dass du so wie du gerade lebst, nicht leben möchtest. Es fühlt sich nach einer Übergangslösung an, oder vielleicht sogar schon Auslaufslösung. Du hast vielleicht sogar schon innerlich die Entscheidung getroffen umzuziehen und trotzdem hält dich das nicht-Wissen auf.

Das spannende ist: Wenn der Zeitpunkt stimmt, wissen wir es einfach. Die Energie ist dann plötzlich glasklar. Es passt einfach alles zusammen. Es besteht kein Zweifel mehr, nur die Gewissheit, dass es für dich bestimmt ist. Es fühlt sich so gut an und doch herrscht Stille in dir. Die Stille der Wahrheit.

Hierzu möchte ich dir eine aktuelle Geschichte aus meinem Leben erzählen

Vor zwei Wochen habe ich mir mein erstes, eigenes Auto gekauft. Dabei ist es für mich mehr als „nur“ ein Auto. Mir war ein Auto nie wichtig, ich konnte mir immer eins Teilen oder habe viele Wege mit dem Fahrrad oder der Bahn gemacht. Nie stand ein eigenes Auto für mich im Vordergrund, doch wenn der Zeitpunkt reif ist kann ein Auto auch ein Schritt in die eigene Selbstermächtigung und Freiheit sein.

Die Geschichte beginnt diesen Sommer in Italien.

Mitten im Paradis wurde es plötzlich eng in mir. Es spitze sich in mir, aber auch in meinem Außen zu. Die Luft zwischen mir und meinen Liebsten glich Dynamite – jeden Moment zu einer Explosion bereit. Es entstand kein gemeinsamer Fluss mehr.

In mir wütete es, ich war unzufrieden mit mir selbst. Es rief nach Befreiung. In dieser Enge wurde der Ruf nach Unabhängigkeit immer größer. Ich gab mich hin und ließ die Wellen durch mich fließen. Wenn ich wütend war, war ich wütend. Wenn ich weinen musste, weinte ich, ohne zu wissen und doch wissentlich, um seine Richtigkeit im Moment.

Ich ließ los, ließ zu und ließ geschehen. Es spitze sich immer mehr in mir zu, die Dunkelheit in mir wurde größer. Es wurde so dunkel in mir, dass ich mich ins Bett legte und einen Tag nicht mehr daraus aufstehen wollte…..

…und plötzlich, am tiefsten Punkt, ohne Vorahnung  kam die Antwort in mich hineingeschossen und die Energie drehte schlagartig: „Es ist an der Zeit dir ein Auto zu kaufen.“

Ich hatte mir gar kein eigenes Auto gewünscht, noch nie wirklich in meinem Leben darüber nachgedacht mir eines zu kaufen. Es war einfach bisher nicht meine Priorität gewesen, bzw. hatte es sich nicht richtig angefühlt.  Die Antwort war daher sehr überraschend und doch erlösend. Sie kam aus dem Nichts. Ich hatte nicht nach ihr gesucht.

Erleichterung. Es war geboren. Die Energien drehten sich nicht nur schlagartig in mir, sondern auch in meinem Außen, mit meinen Liebsten. Es kehrte Ruhe ein, ich fühlte mich nicht mehr abhängig, neuer Fluss entstand und die Energie blieb über die kommenden Wochen stehen. Der Autokauf stellte sich in mir nicht mehr in Frage. Ich wusste einfach mit einer unumstößlichen Ruhe.

Dann ging alles ganz schnell. Als ich in Frankfurt wieder zurück war, fand ich genau dieses Auto. Es hatte auf mich gewartet. Der Preis, die Farbe, das Modell entsprachen genau dem inneren Bild, das ich empfangen hatte. Eine Frau hatte es zum Verkauf ausgeschrieben, direkt bei mir ums Eck. Es ist das Auto, das ich heute mein eigen nennen darf.  Von innen wie neu, ich konnte mein Glück kaum fassen. Zu meinem Wunschpreis und auch noch neu bereift worden vor einem halben Jahr. Obwohl es noch weitere Interessenten gab, bekam ich die Zusage.

Ist das Leben nicht unglaublich verrückt und wunderschön?

Das Auto hat mir symbolisch gezeigt, dass die Kraft des Weiblichen wirkt.  Es ist der lebendige Beweis, das Leben auch aus der Entspannung heraus „funktioniert“. Wenn etwas meins ist, kommt es zu mir. Wenn etwas durch mich hindurch geboren wird, geht es leicht. Die Antwort, die Mittel, alles ist bereits da. Ich brauche nicht danach suchen, es wird mich im richtigen Moment finden.

Allzuoft wollen wir die Lösung wissen, doch der Zeitpunkt ist noch nicht der Richtige. Wir wollen umziehen, wissen aber nicht wohin.Allzuoft versetzen wir uns selbst in Stress im Leben, wenn wir zu früh losgehen.

Es war auch für mich ein Weg an diesen Punkt zu kommen. Alte Strukturen, Glaubenssätze in mir loszulassen, um diesen leeren Raum zu halten. Um diese neue Art, das Leben aus mir heraus entstehen zu lassen, zu begreifen, ihm zu vertrauen.

Dieses Auto steht daher für mich symbolisch für eine Lebensphilosophie. Denn nicht nur habe ich der Zeit und dem Leben seinen Lauf gelassen, es ist auch noch ein Auto geworden, was sich richtig schön anfühlt. Es trägt eine Wertigkeit in sich und ist nicht nur praktisch. Obwohl mein Budget begrenzt und schmal war, habe ich nicht das günstigste Modell gewählt, sondern bin meinem inneren Bild gefolgt. Und es war möglich.

Es ist diese Lebensphilosophie, die ich jeder Frau im Leben wünsche und für die mein Herz in der Arbeit mit Frauen schlägt.

Von klein auf bekommen wir vorgelebt, das wir uns ein Ziel stecken sollen und dann losgehen. Zu einem gewissen Teil liegt darin ja auch seine Berechtigung. Denn wenn „das Ziel“, oder auch in anderen Worten „die Form im Außen“ klar ist, dann wissen wir was zu tun ist und Handeln ist gefragt. Doch was ist mit der Zeit davor? Wenn wir noch im NICHT-WISSEN sind, im formlosen. Das Ziel (z.B. der Ort des Umzugs) hat sich noch nicht gezeigt.

Es ist die Zeit des reifen Lassens. Die Zeit des LEBENS! Sie ist genauso wertvoll, wenn wir auch vergessen haben, wie wir sie lebendig werden lassen in uns. Ich mag sogar so weit gehen und behaupten, dass es die meiste Zeit unseres Lebens ist. Das die Übergänge unsere eigentliche Lebenszeit sind und wir sie genießen dürfen, ja sollen!

Das wir Frauen über viele Zyklen hinweg Leben gebären, wissen wir ja aus der Schwangerschaft und der Geburt unserer Kinder. Es weben sich viele Zyklen in ein Gesamtwerk ein. Beginnen wir wieder mit diesen Zyklen bewusst zu fließen, erkennen wir Muster, Zusammenhänge. Wir richten uns bereits innerlich aus, werden klar, bereiten den Boden und halten den Raum. Es erleichtert uns das Loslassen vom Ziel, denn wir haben alles „getan“ was für diesen Moment wichtig war. Es ist Zeit das Leben zu genießen, bis der Augenblick der Erkenntnis, der inneren Befruchtung in uns einschießt und die neue Form sich zeigt.

Was wäre also, wenn wir die Geschenke der Weiblichkeit, des Zyklischen wieder anerkennen und leben?  Die Mondin mit ihren Mondzyklen ist dabei unsere Begleiterin. Sie ist unser Vorbild für den weiblichen Rhythmus und das Fließen. Denn es ist ihre Kraft, die uns wieder mit unserer Urweiblichkeit verbindet.

Grafik Omara Evertz

Du bist eingeladen

Zum Jahresausklang, von Oktober bis Dezember 2020, lade ich dich genau auf diese Reise ein. Gemeinsam online im Kreis von Frauen hast du die Möglichkeit über 6 Monde hinweg dein Jahr bewusst ausklingen zu lassen und den Boden für dein neues Jahr, 2021, zu bereiten.  Wir starten mit dem Mond zum 1. Oktober.

Was hat sich für mich in diesem Jahr bewegt und verändert? Was waren die feinen und großen Weichensteller für mich und wie möchte ich darauf aufbauen? Wo möchte ich mit meinem nächsten Jahr hin? 2020 hatte dabei sicherlich die ein oder andere kleine und große Überraschung für dich. Es ist deutlich spürbar, dass so wie wir bisher Mensch und Frau Sein gelebt haben, sich wandeln will. Neue Wege wollen gefunden werde und ein Lebensstil, der dich selbst beinhaltet.

Einladung zum Jahresausklang:  https://omaraevertz.com/mondzeit/

 

Sharing is Caring 🧡
Posted in Herzlichter Verwendete Schlagwörter: ,
4 Kommentare zu “Vom zu früh losgehen in Lebens-Übergängen
  1. Parvati sagt:

    Liebe Omara,

    DANKE für die Erinnerung daran, dass Entwicklungen ihre Zeit brauchen! Das Ur-Weibliche will wieder in den Einklang mit dem Männlichen (Tun) kommen, genau so spüre ich es auch in meinem eigenen Leben. Vor allem wir Frauen haben den „Preis“ dafür bezahlt, dass wir dem Männlichen Vorrang gegeben haben, denn dadurch haben wir unsere eigene Mondin blockiert. So schön, dass das viele Frauen (und auch Männer) jetzt immer mehr in ihrem eigenen Erfahrungsraum spüren. Gemeinsam erschaffen wir wieder ein nährendes Feld des Lauschens nach innen, des Empfangens und Begleitens innerer noch unsichtbarer Energien, bis sie in guter Form in die Welt kommen dürfen. Wenn wir bei uns selbst beginnen, können wir auch anderen dabei helfen, wieder in die Balance zu kommen. Alles Liebe!

    • Omara Evertz sagt:

      Liebe Parvati,
      danke für deinen berührenden Zeilen. Du hast es so schön formuliert, was auch mein Herz erinnert und jeden Tag singt. Diesen inneren heiligen Tanz von männlich und weiblich, der in den Einklang kommen mag. In uns und auch ganz praktisch im Alltag.
      So schön, dass es dich gibt.
      Einen Mond Gruß,
      Omara

  2. Christina sagt:

    Liebe Omara,

    was für ein wunderbarer Beitrag und hätte nicht passender und zum richtigen Zeitpunkt kommen können…;)
    So viele wunderbare Sätze und Wörter, die aussagen mögen was ich noch nicht so recht in Worte fassen konnte.
    Dabei in Kombination mit der weiblichen Kraft und der Einladung gemeinsam und auch und insbesondere mit uns Frauen.
    Toll 🙂
    Alles Liebe,

    Christina

    • Omara Evertz sagt:

      Danke Christina
      von Herzen für deine Worte des spürens, sehens, mitgehens…
      Es ist mir immer eine Freude zu beobachten, wie viele Frauen von uns schon dafür auf dem Weg sind.
      Schön, dass sich unsere Wege gefunden haben.
      Einen Mond Gruß von Herzen zu dir,
      Omara

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.