Good Black News

Von Miriam Licht. Lori Lakin Hutcherson, eine US-amerikanische Autorin, startete ihr Nachrichtenformat Good Black News am 18. März 2010 zunächst auf Facebook – als Seite für „Gute Dinge, die Schwarze Menschen Tun, Anbieten und Erhalten, überall auf der Welt“.

Die Herausgeberin erzählt von den Anfängen. Sie erinnert sich, wie sie im Austausch mit der bekannten Autorin Terry McMillan von einer Schule für schwarze Jungen erfuhr, von der 100% der Schulabgänger aufs College gingen. Daraufhin hielt sie Ausschau auf den großen Nachrichten-Seiten, aber ohne Ergebnis. Nirgendwo wurde die Neuigkeit gemeldet. Sie nahm an, es müsse doch wenigstens irgend eine gute-schwarze-Nachrichten-Seite geben, die bereit sein würde, es zu melden. „Also machte ich mich auf die Suche, sie zu finden, um ihr den Link zu schicken. Schockierenderweise konnte ich keine Seite finden, die sich ausschließlich positiven Schwarzen Nachrichten widmete.“ So sah sie sich ‚gezwungen‘, selbst eine zu gründen: es entstanden die „Good Black News“. Inzwischen längst mit eigener online Präsenz.

„Got Privilege?“ – weiße Privilegien?

In einem ihrer Artikel auf GBN aus dem Jahr 2016 erzählt Hutcherson unter anderem von den Bedingungen ihrer Arbeit als Herausgeberin. Der Anlass: Ein ehemaliger Schulfreund will als weißer Mann das Thema weiße Privilegien verstehen lernen und fragt sie und einige wenige andere öffentlich nach ihren persönlichen Erfahrungen. Sie beschließt, ihm zu antworten. Ihre Antwort veröffentlicht sie auf GBN.

Sie gibt ihrem weiße Horizonte erhellenden Artikel den Titel „Got Privilege?“ und eine chronologische Form. Beschreibt ihre biografischen Erfahrungen in konkreten Beispielen. Im Absatz 10 ihres Berichtes benennt sie ihre Erfahrungem mit den üblichen Nachrichten.

Sie schreibt ihrem Freund: „Und lass mich an der Stelle erklären, wie verzerrt die Berichterstattung der Mainstream Medien ist, für den Fall, dass du davon noch keine Ahnung hast. Ich kann dir nicht sagen, wie oft ich beim Kuratieren ein Foto zur Meldung austauschen muss, um es so positiv zu machen, wie der Inhalt ist. Fotos von schwarzen Personen, die in Mainstream Medien veröffentlicht werden, haben sehr oft einen mürrischen oder wütenden Ausdruck. Selbst wenn es eine positive Geschichte ist! Ich muss auch ständig die Titel ändern, um 1.) den Namen einer Person einzufügen und diese nicht einfach den „Schwarzer Mann gewinnt Vergleich“ sein zu lassen oder „Carnegie Hall bekommt erstes schwarzes Mitglied“ um 2.) eine unterschwellige Verkleinerung wie „ABC macht Viola Davis zur Serien-Chefin“ umzuformulieren in „Viola Davis wird Chefin der ABC-Show“ so wie es bei Jennifer Aniston oder Steven Spielberg gemacht wird.“

Sie beschließt diesen Absatz mit der Feststellung: „Wenn man Texte, wenn man Überschriften nicht umschreiben muss oder Fotos austauschen, während man von Rassisten getrollt wird, während alles, worum es dir geht, ist zu versuchen regelmäßig Gutes sichtbar zu machen und Geschichten von Hoffnung und Erreichtem und Gerechtigkeit zu teilen – dann ist das weißes Privileg.“

Kunst und großer Segen

Heute morgen erst las ich Hutchersons Artikel, erfuhr ich von GBN durch eine Seminarkollegin, als ich von newslichter.de erzählte. In einem intensiven Arbeitsprozess habe ich einen sehr reichen Tag damit verbracht, diesen Artikel über ihre Arbeit als Herausgeberin entstehen zu lassen, Originaltexte zu übersetzen, darüber zu berichten, schreibend eine Form zu entwickeln. Denn ich freue mich über Lori Lakin Hutchersons GB-News und bin dankbar für ihren offenen Brief zur Frage ihres Freundes, dankbar für ihre ruhige, klare Art, in der sie ganz konkret anschaulich macht, was weiße Privilegien sind. Für mich ist sowohl ihre Arbeit als auch die Form, wie sie sie ausführt eine hohe Kunst und ein großer Segen. Ich erlebe sie als Geschenk in unser Weiterwachsen hinein – indem wir einander unsere persönlichen Geschichten erzählen. Zuhören. Nachfragen. Sehen. Schweigen. Nachspüren. Indem wir diesen Raum betreten, der heißt: ich sehne mich nach Veränderung. Ich biete meine Geschichten an, mein persönliches Erlebnis. Ich öffne die Welt für ein friedliches, sehendes, verstehendes Miteinander. Für mich ist es immer wieder dies: atmen, dasein. Sich dem öffnen, was gesehen, betrauert und gewandelt werden will.

Im Editorial der Seite von GBN steht zu lesen: „Die Good Black News sind ein Werk der Liebe und unsere Gründerin und Herausgeberin Lori Lakin Hutcherson und sämtliche MitarbeiterInen sind alle unbezahlte Ehrenamtliche. Wir vertrauen darauf, unsere guten Nachrichten und interessanten Geschichten über Schwarze Leute aus der ganzen Welt zu euch zu bringen. Und wir hoffen darauf, dass ihr helft, die Nachricht weiterzugeben, damit wir gemeinsam unsere Vision entstehen und wachsen lassen können.“
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Lori Lakin Hutcherson „Got Privilege?“

Lori Lakin Hutcherson Foto: Twitter

Hintergrund: Lori Lakin Hutcherson, eine US-amerikanische Autorin arbeitete zunächst ausschließlich im Bereich Fernsehen und Film. So zeichnet sie gemeinsam mit Alison Schroeder und Ted Melfi für das Drehbuch des Films „Hidden Figures“ von 2017 verantwortlich. Seit 2018 ist Gründerin und Chef-Herausgeberin von GBN, den „Good Black News“.

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5 Kommentare zu “Good Black News
  1. Petra sagt:

    Guten Morgen,

    nein, wenn man die Trennung überwinden will, darf es eben nicht heißen „Good Black News“, ebenso wie nicht „Black lives matter“….
    Damit wird ja schon wieder eine neue Trennung angezeigt, und das soll doch eben vermieden werden.
    Die Einzige Möglichkeit kann nur heißen „Human Good News“ ebenso wie „Human lives matter“…
    Inhaltlich kann dann durchaus die Problematik bearbeitet werden, aber das Ziel ist der Aufhänger (Titel), und das Ziel ist ja eben nicht das Trennende.
    Auch wenn damit erst einmal der erhoffte Aufmerksamkeitseffekt wegfällt, kann es nur den Weg der Gemeinsamkeit geben.
    Gedanken sind wirkende Kräfte, und wenn wir es schaffen, schon gedanklich eine Einheit auszudrücken, kann sich das Bewusstsein für diese Problematik ändern.
    Und, am Anfang war das Wort…!

    Herzliche Grüße
    Petra

    • Ich glaube, dass manchmal darf nach tausende Jahre alter Unterdrückung und Abwertung den Focus so eindeutig gesetzt werden muss, damit überhaupt ein Gleichgewicht möglich wird (siehe auch die Beispiele in dem Artikel)! Das ist der erste Schritt, der den zweiten überhaupt erst ermöglicht. Es gibt so viel Nachholbedarf auf dem Weg in die Gemeinsamkeit, geben wir alle unseren Beitrag dazu!

    • Miriam sagt:

      Liebe Petra,

      oft sind unsere Ideen und Vorstellungen, WIE ein Weg stimmig zu gehen sei, sehr persönlich und unterschiedlich. Scheinen etwas Trennendes zu sein. Zu spüren ist für mich gleichwohl, dass da dieses leuchtende Ziel ist, für das unser Herz schlägt. Diese tiefe Sehnsucht, die in so vielfältigen Wegen und Stimmen ihren Ausdruck findet. In der Arbeit von Good Black News. Und der newslichter. Deines Posts. Und so vieler, die wir alle das beitragen, was uns ruft und was für uns im jeweiligen Hier und Jetzt gerade naheliegend und stimmig ist.

      Ich mag deine segensreiche Idee von Good Human News sehr. Mal sehen, wer wann wo wie sie entstehen. Für mich haben sie schon begonnen in einem großen Konzert spür- und hörbar zu werden.

    • Brigitte sagt:

      Ich denke, dass ‚Black Lives Matter‘ vollkommen angebracht ist – wenn die Welt soweit ist, dass das Leben, die Rechte, die Talente usw. aller Menschen ‚of colour‘ endlich als gleichrangig gesehen werden, dann sind ja automatisch alle Menschen mit einbegriffen. Solange dies nicht der Fall ist, betont der Ausdruck ‚Black Lives Matter‘, dass eine grosse Veraenderung in dem Denken und den Vorstellungen ‚weisser Menschen‘ stattfinden muss.

  2. Brigitte sagt:

    Vielen Dank fuer diesen einfuehlsamen Artikel. Die feinfuehlige Sprache im Paragraph ‚Kunst und grosser Segen‘ deutet zart an, wessen wir beduerfen, welche Veraenderungen wir anstreben muessen.

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