Ungeweinte Tränen

Bild von Karen Nadine auf Pixabay

Von Jumana Mattukat. Tränen des Verlassens
Tränen des Weggehens
Tränen des Zerstörers eines Glücks
Wo gehen diese ungeweinten Tränen hin?
Sind Tränen überhaupt Tränen wenn sie niemals zu Tage treten?
Wie fühlen sie sich wenn sie zurückgehalten werden,
nicht ihrer Bestimmung folgen können?
Versammeln sie sich mit all den anderen ungeweinten Tränen dieser Welt?
Am Meeresgrund?
Flüchten sie sich in Krankheiten, um irgendwie gesehen zu werden?
Dürfen auch sie in den Tränenhimmel?
Arme Tränen, die nicht geweint werden!

Oder haben sie einen anderen Sinn?
Den Sinn, zu drängen wenn es an der Zeit ist,
nicht mehr aufzuhalten?
Den wichtigen Impuls zu setzen wenn es endlich dran ist,
zu trauern?
Sich voller Wucht im richtigen Augenblick zu zeigen?
Wenn der Atem stockt und der tiefe Schmerz im Herzen
Überwältigt, fast ohnmächtig nach Hilfe schreit?
Dann ist sie da, die ungeweinte Träne
um sich mit dem zerreißenden Schmerz zu verbinden,
ihn zum Ausdruck zu bringen
und auch ein wenig Linderung zu schaffen
Sind nicht die ungeweinten Tränen die stärksten, die tapfersten unter ihresgleichen?
Mutig genug, um abzuwarten
Tapfer genug, sich ins tiefste Tal der Tränen vor zu wagen
Mutig genug, sich vollkommen hinzugeben…

Jumana Mattukatt

Jumana Mattukat arbeitet als Konfliktbegleiterin und begleitet als Coach Menschen und Unternehmen bei ihren individuellen Transformationsprozessen. Sie ist Autorin des Buches „Mami, ist das vegan?“, in dem sie 2013 ihren Weg zur veganen Ernährung beschrieb. Ihre Sehnsucht nach Frieden, nach dem Schutz von Kindern, Tieren und der Umwelt treibt sie an, immer wieder neue Wege zu suchen und zu gehen. Aktuell ist sie unter dem Leitsatz „neues Leben- Neues leben“ gemeinsam mit ihrem Partner Matthias Jackel dabei einen Ort zu gestalten, an dem ein friedliches nachhaltiges Miteinander als Gemeinschaft gelebt werden kann. www.jumanamattukat.de

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5 Kommentare zu “Ungeweinte Tränen
  1. Alexandra Thoese sagt:

    Mutige, ungeweinte Tränen ❤
    Danke liebe Jumana für diesen wunderschönen Text.

  2. Edith Shivraj Kaur sagt:

    Danke für die wunderbaren Zeilen…für mich eher eine Situation von Ohnmacht und Verzweiflung…ein Schrei, den niemand hört, der ganz nach Innen geht….

  3. Sophia sagt:

    Tränen sind so ein wichtiges soziales Signal. – „Wie geht es mir gerade?“

    In meiner Familie weint die eine wie auf Knopfdruck, während bei den anderen Ströme ungeweinter Tränen fließen. – „Und wie geht es d i r gerade?“

    „Na wie soll es uns schon gehen… irgendwie wie immer…“

    Danke fürs Schrei – ben!

  4. Vielen lieben Dank für die Rückmeldungen. Schön zu lesen wie Ihr über Tränen denkt und fühlt.
    Tränen sind schon eine wunderbare Erfindung. 😉

  5. Daniela sagt:

    Danke für diesen Beitrag, Jumana. Er betrifft mich. Ich habe früher (bis ca. Mitte 20) meine ungeweinten Tränen herausgeschrieben. Meine Poesie in dieser Zeit nannte ich „Tränensalz“. Beim Schreiben bin ich bis heute geblieben. Im Laufe der Jahre, als ich begann, mich zu lieben, ließen sich auch meine Tränen nicht mehr aufhalten. Mein Herz geöffnet. Und sie flossen bei vielen Gelegenheiten – Mitgefühl, Berührung, Schmerz … Und sie fließen auch weiterhin. Sie machen mich lebendig. Ich habe diese Poesie begonnen, in einem (vorerst noch nicht für jeden auffindbaren) Blog zu veröffentlichen.

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