Die neue Zeit

Bild von pasja1000 auf Pixabay

Von Gioconda Belli. Ich nenne mich glücklich, denn ich bin ein Teil einer neuen Zeit
Denn ich habe erkannt, wie wichtig es ist, dass ich lebe,
dass du lebst, dass alle wir leben,
dass meine Hand sich mit anderen Händen verschränkt,
mein Lied sich vereint mit anderen Liedern.

Denn meine Aufgabe ist, hab ich erkannt, Schöpferin zu sein,
Gestalterin meiner Zeit, die unsere Zeit ist,
ich will auf die Straßen gehen, aufs Land,
in die Villen und in die Hütten,
will die Trägen aufrütteln und die Tagediebe
und die, die das Leben verfluchen und die schlechten Geschäfte
und die, die vor Zahlenreihen die Sonne nicht mehr erblicken,
die Ungläubigen, die Verzweifelten, solche, die die Hoffnung verloren haben,
solche, die lachen und singen und mit Zuversicht sprechen,
ich will sie alle ins Morgenlicht tragen,
damit sie das Leben erkennen, wie es dahinzieht
schmerzhaft, herausfordernd, schön,
das Leben, das uns erwartet nach jedem Sonnenuntergang –
letztes Zeugnis eines für immer entschwindenden Tages,
der die Zeit verlässt und niemals zurückkehrt.

(gefunden im Kalender Andere Zeiten 2020/2021 Quelle: gekürzt aus: „Wenn Du mich lieben willst (c) Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1993)

Gioconda Belli geboren am 9. Dezember 1948 in Managua ist eine nicaraguanische Schriftstellerin und Freiheitskämpferin. Mehr hier

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2 Kommentare zu “Die neue Zeit
  1. Christine Groeneveld sagt:

    Danke für dieses wundervolle Gedicht!

    Leider scheint es bei der Abschrift der letzten drei Zeilen einen Fehler zu geben:
    das Leben, das uns unerwartet nach jedem Sonnenuntergang –
    letztes Zeugnis eines für immer entschwindenden Tages,
    der sie Zeit verlässt und niemals zurückkehrt.

    Das macht so keinen Sinn und ist auch kein Deutsch.

    Wäre es möglich, den korrekten Text zu bekommen? Im Internet habe ich ihn leider nicht gefunden.

    Vielen Dank im Voraus!
    Christine

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