Wir brauchen sturmerprobte Menschen

Foto: Sabrina Gundert

Von Sabrina Gundert. Im Januar 2020 hatte ich einen Traum: Ich sah mich alleine und in zerrissener Kleidung, völlig durchnässt in einem leeren Schulzimmer stehen. Die Fenster waren zerbrochen, alles lag quer durcheinander, draußen tobten Sturmfluten, kein Mensch weit und breit. Damals kam mir der Satz, laut und klar: Wir brauchen sturmerprobte Menschen.

Die letzten Jahre haben viel von diesem Sturm gezeigt und mir scheint, in diesen Tagen nimmt das Chaos nochmals zu. Mir begegnen viele flirrende Menschen, Situationen und Dinge. Es ist, als wären viele außer sich, kaum imstande, sich selbst zu spüren.

Was ist meine Wahrheit? Wofür gehe ich? Was trägt mich? Was gibt mir innere Ruhe und Halt?

Das, was ich für mich die vergangenen Monate besonders eindrücklich wahrnehme, ist, wie sehr es die innere Ruhe braucht, um nicht völlig durchzudrehen in dem Ganzen. Jetzt (oder letztendlich schon immer), wo es keinen Halt im Außen gibt, will die eigene Stille, der innere Halt, noch mehr kultiviert werden.

Für mich heißt das, gerade in Situationen, wo ich merke, dass alles verfahren ist, immer chaotischer und wirrer wird, loszulassen. Nicht zu versuchen, etwas zu drehen, zu machen, zu reparieren. Loszulassen und für den Moment still zu werden. Alle Erwartungen, alle Pläne, alles „Wie ich es gerne hätte“ niederzulegen und nichts zu tun.

Außer still zu werden, den Boden zu spüren, zu atmen und wieder bei mir anzukommen. Meine Energie zu mir zurückzunehmen und mich ganz in mir zu verankern. Solange, bis ich wieder ruhig bin in und bei mir.

Das ist für mich die Hauptaufgabe dieser Zeit: Diese innere Ruhe zu kultivieren und immer wieder zu halten. Zu spüren, wann ich selbst in den Strudel hineingerissen werde und dann bewusst zu entscheiden, innezuhalten und auszusteigen.

Das heißt, es kann sein, dass gar nicht so viel im Außen passiert, du aber sehr wohl wahrnimmst, dass da „irgendwas los ist“. Ein Flirren in der Luft, komische Stimmung auf der Straße oder beim Einkaufen. Etwas, das du dir nicht erklären kannst.

Dann wieder kommt vielleicht eine Welle und die Sturmflut trifft passgenau auf dein Leben zu. Hier wieder innezuhalten, das Tun und Wirren niederzulegen, zu warten, still zu werden. Solange, bis es sich in dir beruhigt hat.

Für mich ist das Wichtigste in meinem Leben aktuell geworden: Raum zu lassen vor mir und um mich, so dass Raum ist für Veränderung, wenn sie erfordert wird. Das heißt: Nicht zu viele Termine einplanen, genug Ruhepausen und Zeiten, um das Erlebte zu verarbeiten. Auch in meinen beruflichen Terminen mehr Lücken zu lassen, so dass Dinge sich fügen und schieben können und es trotzdem ruhig bleibt in mir.

Das mag ich dir mitgeben für diesen Sommer: Wenn es tobt, wenn es turbulent ist, wenn alles um dich herum im Chaos versinkt. Versuche nicht, es zu richten. Werde ruhig für den Moment. Denn es ist die Stille, aus der heraus du Klarheit gewinnst. Durch sie spürst und weißt du, was jetzt als nächster Schritt in deinem Leben dran ist.

Handle nicht aus der Verwirrung, handle aus deinem inneren Ja. Du findest es wieder, wenn du Raum schaffst in dir, so dass sich das Neue, das Flirrende, das Wirrende und noch Unrunde sortieren kann.

Ich wünsche dir viel Mut, Rückhalt und Geduld auf diesem Weg.
Herzlich,
Sabrina

Sabrina Gundert begleitet Menschen mit ihren Worten – in Büchern, Seelenbotschaften, Artikeln, Websitetexten, Seminaren und Einzelsitzungen – auf ihrem Weg. Dahin, zu finden, was das Ihre ist, und es in die Welt zu bringen. Sie lebt in der Schweiz, unweit von Luzern.
Mehr Informationen zu Sabrina findest du auf:
 www.sabrinagundert.ch

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15 Kommentare zu “Wir brauchen sturmerprobte Menschen
  1. Dagmar sagt:

    ….mmmmm,danke von Herzen für Dein Teilen,liebe Sabrina….Deine Worte,die ich in meinen Tag mitnehmen darf,berühren mich tief und so spüre ich nun achtsam nach… meinem “inneren Ja“ ¬ wie Du schreibst ¬ welches aus meiner Ruhe heraus zu schwingen beginnt….

    Soooo schön, wieder hier von Dir zu lesen!!!

    Auch Dir Rückhalt,Mut,Vertrauen ¬ auch Weite und Verwurzelung ¬ Euch allen!!!

    Alles Liebe und Gute für diese Woche mit dieser magischen Zeitqualität,
    Dagmar

  2. Anna Daskaloudi-Lampe sagt:

    Herzlichen Dank für diesen wunderbaren Impuls 💛

  3. Wim Lauwers sagt:

    Danke Sabrina: das ist immer gut! <3 <3

  4. Anne sagt:

    Liebe Sabrina ! Ich danke dir von Herzen für diesen Text. Er hat mir geholfen klarer zu sehen. Der Stille und Erdung, die mir gerade geschieht, den Wert zu geben, den sie haben. Nicht zu denken, es muss doch mehr gehen.
    Danke, nun kann ich JA dazu sagen. Und begreife, Nichtstun ist in bestimmten Momenten und Zeiten zum Wohle nicht nur für mich sondern auch für Andere.
    Herzlichen Dank für deine inspirierenden Gedanken. Liebe Grüße, Anne

  5. Liebe Sabrina!
    Hab Dank für die Bestätigung. In letzter Zeit war und ist auch mein Bedürfnis nach diesem stillen Raum größer geworden … und auch das Bedürfnis, mich von der Fremdbestimmung zu befreien, wächst zunehmend. Das bezieht sich auf ganz praktische Dinge wie Autarkie in Sachen Energieversorgung und zunehmende auch auf Loslösung von Terminvereinbarungen und ähnlichem im privaten Umfeld.
    Nachrichten nehme ich seit Monaten nur noch sehr selektiv auf, die Tageszeitung ist abbestellt und wenn ich in einem halben Jahr aus dem Schuldienst aussteige, hört auch diese Fremdbestimmung endgültig auf.
    Ich bin sehr dankbar, dass dieser Raum wächst und ich mich, wenn er mich ruft, zurückziehen kann.

    Herzensgrüße und euch allen eine gute Zeit mit inneren Räumen
    Imke

  6. Dorothea sagt:

    Liebe Sabrina,
    an diese wunderschönen Rückmeldungen schließe ich mich so gerne an, ja, Du sprichst mir aus der Seele und Deine Worte sind wie immer Balsam für die Seele – und ich freue mich sehr, hier von Dir zu lesen.
    Ich wünsche Dir von Herzen tiefen inneren Frieden, Stille und Ruhe und grüße Dich ganz herzlich, alles Liebe für Dich und DANKE für Deine tief erfüllenden Worte!
    Dorothea

  7. Emily sagt:

    Liebe Sabrina,

    ich freue mich so, hier wieder von dir zu lesen, danke dafür! Du schreibst auch mir aus dem Herzen: auch ich habe seit zwei Monaten das große Bedürfnis viel Ruhe für mich zu schaffen, inneren Frieden zu spüren, mache weniger Termine ab, schaffe Lücken zum Pause machen… und merke es tut mir sehr gut. Ich wünsche dir alles Liebe und Gute in deiner neuen Heimat in der Schweiz, herzliche Grüße,
    Emily.

  8. Christine Renner sagt:

    »Das ist eigentlich unsere einzige moralische Aufgabe: sich selbst große Flächen urbar zu machen für die Ruhe, für immer mehr Ruhe, sodass man diese Ruhe wieder auf andere ausstrahlen kann. Und je mehr Ruhe in den Menschen ist, desto ruhiger wird es auch in dieser aufgeregten Welt sein.«
    Etty Hillesum, Das denkende Herz, Tagebücher 1941-1943

  9. Sabine sagt:

    Liebe Sabrina, in deinen Worten finde ich mich absolut wieder. Deine Worte berühren und es fühlt sich schön an, tröstlich, Gleichgesinnten zu begegnen. 🙏🏼Von Herzen vielen Dank, für dein Teilen, Inspirieren und Mut machen. Auch ich gönne mir viel Zeit, mich immer wieder in mir (in meinem göttlichen Feld) zu ankern, zu stabilisieren und zu balancieren. Trotz der teils heftigen Energien kann ich so ganz gut bei mir bleiben und dann entsprechend liebevolle Energien ausstrahlen. Ich sehe einen Teil meiner Aufgabe darin, Zentrierung und innere Verbundenheit, Vertrauen und tiefe Ruhe in mir zu halten und damit ins Feld zu strahlen. Danke, für dein Sein und deine so aufmunternden, liebevollen Zeilen. Ich wünsche dir von Herzen tiefe Geborgenheit in dir und Ruhe, Stille, inneres genährt sein und alles, was dich stärkt! Alles Liebe.🌸Sabine

  10. Ulrike sagt:

    Von Herzen DANKE für diese Worte! Sie geben genau das wieder, was ich spüre. Es tut unendlich gut, damit nicht alleine zu sein.

    Herzlichste Grüße zu Dir – Du berührst mein Herz
    Ulrike

  11. Liebe Sabrina,
    vielen Dank für diese wunderbaren Zeilen. Und danke, dass du mit deinen Impulsen, auch in deiner Arbeit im Online-Frauenjahr immer wieder wie ein Leuchtturm im Sturm bist, der Lichtzeichen gibt, wenn man selbst von der Welle getroffen wird. Auch ich nehme es so wahr, dass es viel Rückzug braucht und genügend Pausen, um nach innen zu lauschen. Und doch ist es so wertvoll, wenn da Menschen wie du sind, die einem helfen, wenn die Welle zu stark ist und man umgeworfen wird. Dass du sichtbar bist, mit dem was du wahrnimmst, denn auch das ist so hilfreich, wenn man spürt, dass es anderen genauso geht. So wünsche ich auch dir immer wieder diese Lichtblicke und Leuchttürme im Sturm. Herzliche Grüße zu dir, Sabine

  12. Sabine sagt:

    Ein ganz wunderbarer Text!!! Liebe Sabrina, herzlichen Dank!

  13. Sylvia sagt:

    Ein wunderbarere Artikel!
    Herzlichen Dank dafür und alles Liebe dir
    Sylvia

  14. Danke für all eure Rückmeldungen, Zeilen und Gedanken, die mich sehr berührt und erfreut haben.

    Herzlich,
    Sabrina

  15. Angelika sagt:

    Liebe Sabrina,vielen Dank für diese Zeilen,man spürt schon lange Zeit,das man immer Mal innehalten soll. Mögen wir alle unsere Mitte finden und halten. Wir werden die starke Kraft der Zukunft sein. Alles Gute für dich. Viele Grüße von Angelika

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