Spielen in wilden Zeiten

Foto Raphi See

Von Sabrina Gundert. Als ich vergangene Woche barfuß im Wildbach hockte, fühlte ich mich eins mit der Natur. Ich stapelte Steine übereinander, ließ Männchen entstehen. Ich fand einen großen Stock, der wie eine Wünschelrute aussah, und gestaltete aus ihm ein Kunstobjekt zwischen den Steinen.

Als ich fertig war, sah ich zurück: Der Stock ragte hoch in den Himmel, auf dicken Steinen, mitten im Fluss, überall kleine Türmchen aus Stein. Ich: Zufrieden, satt, aufgetankt, wohlig. Eins mit mir und der Welt.

Darf ich in wilden Zeiten spielen? Dann, wenn die Welt chaotisch ist, wenn kein Stein auf dem anderen steht? Darf ich dann im Fluss hocken, und Steinmännchen stapeln?

Ich glaube, es ist mit das Wichtigste, was wir in dieser Zeit tun können: spielen. Die Zeit vergessen. Im jetzigen Moment wieder ankommen. Weil uns dies raus aus dem Kopf bringt, rein ins Jetzt. Weil es uns andockt an die Kreativität, in der wir neue Lösungen finden. Lösungen, die wir nicht schon zigfach durchdacht haben.

Weil es unseren Brustraum wieder weitet, uns atmen lässt. In dem Moment, wo wir aus dem Kopf rauskommen, uns selbst wieder spüren, atmet etwas in uns aus. Wir sind im jetzigen Augenblick angekommen.

Das geht am besten und einfachsten über das Spiel. Weil es die Freude weckt, die Selbstvergessenheit, das spontane Tun, die neuen Möglichkeiten und ja, die Kreativität.

Als ich aus meiner Fluss-Zeit zurückkam, war die Welt in mir eine andere. Ich war lebendig, sprühte vor Ideen, war satt und zufrieden (nur vom Sein im Moment) und fühlte mich, als hätte ich drei Stunden meditiert.

Es ist das, was entsteht, wenn wir erlauben, dass unsere immer gleichen Kopfpläne durchkreuzt werden, dass wir sie selbst durchkreuzen, und uns wieder hingebungsvoll entspannen, in den jetzigen Augenblick.

Dafür braucht es nicht viel. Es braucht den Moment und dich. Du kann an deiner Haustür beginnen. Schauen, wo es dich hinzieht, dich treiben lässt. Und mit einem frischen Blick auf die Welt – auch auf deine Innenwelt – zurückkehren.

Sabrina Gundert begleitet Menschen auf ihrem ureigenen Weg. Herauszufinden, was sie wollen im Leben und es umzusetzen in diese Welt. Am Sonntag, 30. Oktober 2022 bietet sie ein Onlineseminar an, um leichter umzugehen, mit den wilden Zeiten und Krisen in unserem Leben: Was trägt in wilden Zeiten: https://www.sabrinagundert.de/onlineseminar-wilde-zeiten-was-traegt

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2 Kommentare zu “Spielen in wilden Zeiten
  1. Liebe Sabrina!
    Ja, das ist für einige Menschen tatsächlich eine Frage: „Darf ich mir Freude bereiten, während um mich herum alles zusammenzubrechen scheint?“
    Die Antwort lautet eindeutig „JA!!!“
    Wann immer ich die Gelegenheit habe, gehe ich mit meinem Fotoapparat „auf Tour“ und tauche in eine stille und freudvolle Welt ab. Wenn ich dann wieder auftauche, bin ich beseelt und entzückt von dem, was mich umgibt. Denn es gibt sie eben auch: eine leise, oft von ganz kleinen Wundern durchzogene Welt, die, wie die von dir beschriebene Welt des Spielens, die Seele befriedet.
    Und so wie deine Steinskulpturen Zeuge davon sind, dass es diese andere Welt gibt, zeugen auch meine Fotos von vielen Wundern, die uns umgeben und die zu erhalten wir aufgefordert sind: für die Wunder und den Frieden im Innern und damit auch für den Frieden im Außen, der nur entsteht, wenn ich in mir einen solchen erzeugen kann.

    Ich wünsche uns allen friedvolle Zeiten
    Herzensgrüße
    Imke

  2. Wim Lauwers sagt:

    Genau Sabrina und Imke: SPIELE, SPIELE,SPIELE!!
    Es steht sogar in der Bibel: „Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder!“
    Bei mir stehen viele Steinmenschen Sabrina. Bis zu 6 aufeinander. Bis Bruder Wind oder Schwester Regen mitspielen. :O)) <3 <3
    Morgens beim Aufwachen spiele ich meine 5 täglichen Solitärspiele. Gehört zu meinen Ritualen und Übungen. Früher hatte ich im Netz meine Komiker*innen, die mich immer zum Lachen gebracht haben. Selbst bin ich Clown, sogar MagierClown. Also der Schalk ist immer wachsam. Darum lege ich meine Termine immer ab 15:00 Uhr, damit ich den Vormittag ganz für mich habe.

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