Volle Ordination für Frauen im tibetischen Buddhismus

Fotos via Facebook, Zhung Dratshang Central Monastic Body of Bhutan.

Ein historisches Ereignis fand am 21. Juni 2022 Jahres in Buthan statt: Zum ersten Mal in der modernen Geschichte wurden in den von der königlichen Familie unterstützten Feierlichkeiten Frauen im tibetischen Buddhismus vollstänig ordiniert. Je Khenpo, das spirituelle Oberhaupt der Drugpa Kagyu Schule in Bhutan, der größten buddhistischen Schule des Landes, leitete eine Zeremonie bei der 146 Frauen das Bhikshuni-Gelübde erhielten.

Diese Initiative ist ein wichtiger Schritt, um die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in der tibetisch-buddhistischen Geistlichkeit zu beseitigen. Bis heute wurde Frauen nur die Novizinnen-Ordination gewährt, während Männer die volle Ordination erhalten konnten. Damit war festgeschrieben, dass Frauen keine gleichberechtigte Rolle im Orden übernehmen konnten.

Mit diesem historischen Ereignis wird nun zum ersten Mal in der neueren Geschichte im tibetischen Buddhismus ein Bhikshuni-Sangha – ein Orden vollordinierter Frauen – gegründet. Bisher haben sich führende Persönlichkeiten des tibetischen Buddhismus, wie der Dalai Lama und der Karmapa, zwar öffentlich für die volle Ordination von Frauen ausgesprochen, waren aber nicht bereit, eine Bhikshuni-Ordination für Frauen in ihren Gemeinschaften durchzusetzen.

Bhutanische Buddhistinnen und Buddhisten praktizieren den tibetischen Buddhismus, aber die Hierarchie ihrer Klostergemeinschaften unterscheidet sich von der der Tibeter:innen im Exil, für die der Dalai Lama die oberste Autorität in religiösen und politischen Fragen ist. In Bhutan hat dieser Schritt der erstmaligen vollen Ordination für Frauen eine breite Unterstützung auf den höchsten Ebenen der Laien- und Ordensgemeinschaft gefunden.

Augenzeugen berichten, dass sie während der Zeremonie, die zur Sommersonnenwende begann, Regenbögen um die Sonne herum sahen. Die Ordinationszeremonie dauert heute noch an und wird erst morgen abgeschlossen sein. Es wird größte Sorgfalt darauf verwendet, das Ritual korrekt durchzuführen. Nach den Ordensregeln müssen Frauen in Dreiergruppen ordiniert werden. Angesichts der großen Zahl von Kandidatinnen, die die volle Ordination erhalten sollen, werden drei Tage benötigt, um die erforderlichen Rituale für alle 146 neuen Bhikshunis zu erfüllen. Es gibt bereits Pläne, um die Nonnen in ihrer neuen Rolle als Trägerinnen der Bhikshuni-Gelübde zu schulen und sie als voll ordinierte Nonnen zu unterstützen.

Die meisten Kandidatinnen stammen aus Nonnenklöstern in ganz Bhutan, einige Frauen kamen aus Nonnenklöstern in Nachbarländern, eine englische Nonne wohnt in Bhutan.

Quelle: Tibetisches Zentrum

Carola Roloff

Ein Interview im Deutschlandfunk mit Carola Roloff (Jampa Tsedroen) zu diesem bahnbrechenden Akt der Gleichberechtigung und den weiter bestehenden Vorbehalten im Buddhismus gibt es HIER hören.

Mehr zu den Hintergründen zum feministischen Buddhismus und Buddhas Töchtern auch hier zum nachlesen

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