We are family

„Das eigentliche Studium der Menschheit ist der Mensch.“ Johann Wolfgang v. Goethe Gestern Abend war ich bei Byron Katie. Ab und zu nehme ich an ihren ‚At home with Byron Katie‘ Zoom Meetings teil, die seit Covid jede Woche montags, dienstags und mittwochs stattfinden. Es tut so gut und nährt meine Energie, mit ihr in einem Raum zu sein und ihr zuzuhören. Für sie sind wir Menschen alle eine Familie. Und sie behandelt jeden einzelnen von uns, ganz egal wer wir sind und was wir so erzählen, mit derselben ehrlichen Offenheit, Herzlichkeit und bedingungslosen Liebe.

Heute Abend war ich unterwegs um ein paar Sachen für’s Abendessen zu kaufen. Und da erinnerte ich mich wieder an Byron Katie. Und ich hatte mitten im Supermarkt den Gedanken „Wie würden wir mit einander umgehen, wenn wir uns alle als Familie betrachteten?“. Allein bei der Vorstellung veränderte sich mein Blick auf die Menschen um mich herum. Ich fand jeden Einzelnen plötzlich so interessant und fühlte mich ihnen nahe. Und ich hatte Lust, jedem in die Augen zu sehen und mit jedem ein Wort zu wechseln. Es ist ganz normal für mich, andere Menschen anzusehen und freundlich zu sein. Doch mir alle als meine Familie vorzustellen, machte einen Unterschied.

Die Ureinwohner Amerikas gehen davon aus, dass alles Beseelte auf diesem Planeten Familie ist. Und um ihre Familie kümmern sie sich. Sie sorgen für sie. Sie beziehen jedes Familienmitglied ein, wenn sie Entscheidungen treffen. Und sie blicken für mehrere Generationen in die Zukunft, wenn sie das tun.

Mir gefällt das. Mir gefällt es, alle Menschen als meine Familie zu betrachten. Es macht mein Leben leichter. Wenn alle meine Familie sind, dann werden mir Urteil und Kritik fast unmöglich. Ich verliere nicht meine Unterscheidungsfähigkeit. Ich will auch nicht mit allen zusammenleben – oh je. Doch die Mitglieder meiner Familie sind mir lieb und teuer. Und wenn es einen Konflikt gibt, dann werde ich nicht ruhen, bevor ich ihn nicht in mir betrachtet und dann mit dem anderen gelöst habe. Egal wie lange es dauert, ich werde nicht auf einem Urteil oder Groll sitzen bleiben. Das will ich niemandem antun. Und schon gar nicht mir selbst. Ich weiß, meine Familie ist wie alles und jeder mein Spiegel. Und ich finde mich in ihr. Wenn ich bereit bin, meine Urteile fallen zu lassen. Und da es meine Familie ist – die ich von ganzem Herzen liebe – bin ich dazu bereit.

So leicht kann ein einziger neuer Gedanke meinen Blick und meine Wahrnehmung verändern. Ich finde das faszinierend. Und ich finde, es lohnt sich damit zu spielen und zu experimentieren. Lasst uns neue Gedanken denken! Viele der alten, ewig gedachten, fangen langsam an zu schimmeln.