Solidarität in schwierigen Zeiten
Von Imke Rosiejka. Ich spende gern. Ich spende vor allem gern, wenn ich ein gutes (Bauch)Gefühl dabei habe. Ich spende viel. Ich spende vor allem viel, wenn ich das Gefühl habe, dass die, die das Geld bekommen sollen, es bitter nötig haben, aber nur wenige diese Not sehen.
So habe ich die letzten 2 ½ Jahre monatlich an „künstlerunterstützen.de“ überwiesen. Das ist eine Initiative, die von drei Künstlern ins Leben gerufen wurde, als klar war, dass freischaffende KünstlerInnen als „nicht systemrelevant“ eingestuft wurden und deshalb nur mit geringer Unterstützung der Politik rechnen konnten.
Ich unterstütze die Initiative auch heute noch, obwohl man ja eigentlich meinen sollte, es ginge wieder wie vor Corona.
Das stimmt aber leider nur bedingt, denn viele Konzertveranstalter (und auf die sind die KünstlerInnen ja angewiesen) scheuen weiterhin das Risiko – nicht mehr in erster Linie wegen Corona, sondern weil die Energiepreissteigerung zum einen bedeutet, dass die Veranstaltung selbst teurer in der Durchführung wird, zum anderen aber ganz viele potentielle Zuhörer keine Karten kaufen, weil sie ihr Geld lieber zurückhalten. Beides verständlich, für die Freiberufler aber eine Katastrophe, denn sie werden weniger gebucht, verdienen daher nur mäßig, sind aber vollständig aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gefallen, weil sie ja offiziell auftreten könnten. Es ist also immer noch jede Menge Hilfe erforderlich.
Einer dieser Künstler ist Klaus-André Eickhoff, der in seinem Podcast „Jetzt wird’s persönlich“ Wegbegleiter und Kollegen, Kunstschaffende und andere Persönlichkeiten interviewt, die eine Geschichte zu erzählen haben: nämlich ihre eigene.
Im letzten Podcast stellte er David Kadel vor, der ein wundervolles Projekt ins Leben gerufen hat, dass mich aus zweierlei Gründen sofort angesprochen hat. Zum einen hat er Fußballprofis (darüber war ich wirklich überrascht (ich hatte bis dahin ein anderes, vorurteilbehaftetes Bild von ihnen) und andere Persönlichkeiten mit ins Boot geholt und zum anderen hilft das Projekt denen, die in unserem Alltag und vor allem während Pandemie und den sich anschließenden Krisen oft allein gelassen sind. Vorrangig krebskranke Kinder und ihre Familien, aber auch Jugendliche mit psychischen Erkrankungen und Strafgefangenen macht er mit dem Projekt „Wie man Riesen bekämpft“ Mut, indem die ihn begleitenden Persönlichkeiten davon berichten, wie sie aus ihren Lebenskrisen herausgekommen sind. Dabei besucht er die Kinder und Eltern auf den Kinderkrebsstationen, die Jugendlichen in den psychiatrischen Einrichtungen, die Inhaftierten im Gefängnis und hat immer die Mutmachgeschichten, aber auch einige Persönlichkeiten als Überraschungsgäste im Gepäck.
Ich bin tief beeindruckt von Menschen, die eben nicht nur große Reden schwingen und Milliardenpakete versprechen, sondern die einfach anpacken, praktische Ideen entwickeln und diese dann auch umsetzen – sich ohne jeden Eigennutz verschenkend.
Es gibt so viele, die in den heutigen Zeiten „hinten runterfallen“, dass man sich kaum entscheiden kann, wem zuerst am besten geholfen werden sollte. Ich habe mich entschieden, da tätig zu werden, wo eben nicht der Fokus der breiten Öffentlichkeit liegt mit großen, medial gestreuten Spenden-Aktionen, sondern eher dort, wo auch die Hilfe bekommen, die eher keine Lobby haben.
Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, dann hier die Internetadressen von den beiden Projekten, von denen ich mich momentan am meisten angesprochen bin.
Künstler Unterstützen – Eine Initiative von Künstlern für Künstler (kuenstlerunterstuetzen.de)
Startseite – Wie man Riesen bekämpft / Mutmach-Geschichten / Mutmach-Projekt (wiemanriesenbekaempft.de)
Herzensgrüße und eine besinnliche und friedvolle (innen wie außen) Weihnachts- und Rauhnächtezeit
Imke
Ein kleiner Nachtrag:
Solidarität umschließt nicht nur direkte Spenden, sondern ist auch eine bewusste Haltung z.B. im Kaufverhalten – etwas, das in heutigen Zeiten „dank“ dem großen und fast alles beherrschenden A… und den aus dem Boden schießenden Streamingdiensten aus dem Blick geraten ist. Wenn ich diese Bemerkung bei meinen SchülerInnen loslasse, sehe ich erstaunte Gesichter – das ist ihnen überhaupt nicht bewusst.
Solidarität gilt, finde ich, für alle Bereiche und Branchen, die mit den großen Anbietern konkurrieren müssen, also auch BäckerInnen, die Bekleidungsbranche, Anbieter von Bio-Produkten und viele andere mehr.
So, jetzt packe ich den erhobenen Zeigfinger wieder ein 😉 und wünsche uns allen einen Wandel zu mehr Miteinander!
Euch allen eine gute Woche.
Und danke, liebe Bettina, für diesen Raum, den du so liebevoll offenhältst!
Herzensgrüße
Imke
Danke Imke, du sprichst mir aus dem Herzen! A… & Co. lassen mich erschaudern, mit welcher List und kontrollierender Macht sie die „Bedürfnisse“ des Menschen steuern wollen. Und es bedarf die bewusste Verantwortung jeder einzelnen, sich dem zu widersetzen, und das, was uns wertvoll ist, zu wahren – wie den Buchhandel um die Ecke, alternativ auch http://www.buch7.de, die Bäckerei nebenan…
Bewusstsein stärken und andere Wege konkret aufzeigen, scheint mir in unserer heutigen Zeit sehr wichtig.
Danke für deinen Artikel und deinen Nachtrag!
Herzlichst, Kathleen
Ich danke dir, liebe Kathleen, für dein Feedback und die Ergänzung. 🙂
Geschäfte vor Ort zu unterstützen ist uns ebenfalls sehr wichtig, so ganz sicher auch den Buchhandel vor Ort und alternativ Buch7. Dadurch, dass wir durch unsere Veranstaltungen in erster Linie mit Freischaffenden in kleinstem Segment zu tun haben, war mir vor allem wichtig, dass sie in vollem Umfang etwas davon haben, wenn ihre Bücher und CDs gekauft werden. Das fällt leider auch beim Buchhandel vor Ort weg, da auch dieser seine Ware über den Großhandel bezieht und dementsprechend nur Margen übrigbleiben.
Es ist einfach schwierig, es immer richtig zu machen …
Herzensgrüße
Imke