Bücher als Seelennahrung
Zwei Bücher des gleichen schwedischen Autors habe ich zwischen den Jahren in einem Rutsch durchgelesen. Alex Schulman hat es geschafft, seine eigenes Familiendrama in Romanen zu verarbeiten, die viel Anregung für die eigene heilsame Biografie-Arbeit mit sich bringen. Dazu großartig geschrieben und spannend wie Krimis zu lesen.
Die Überlebenden
Die Geschichte (autobiografisch geprägt): Nach zwei Jahrzehnten kehren die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Ort ihrer Kindheit – ein Holzhaus am See – zurück, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Eine Reise durch die raue, unberührte Natur wie auch durch die Zeit. Im Kampf um die Liebe der Mutter, die durch ihre Alkoholkrankheit gezeichnet in unvorhersehbaren Art und Wiese mal abweisend und grob, dann wieder beinahe zärtlich war, haben die Jungen sich damals aufgerieben bis zur Erschöpfung. Heute fühlen sie sich so weit voneinander entfernt, dass es kein Aufeinanderzu mehr zu geben scheint. Und doch ist da dieser Rest Hoffnung, den Riss in der Welt zu kitten, wenn sie sich noch einmal gemeinsam in die Vergangenheit vorwagen.
Alex Schulman springt virtuos zwischen den verschiedenen Zeitebenen hin und her und zeichnet ein eindrucksvolles Psychogramm der Figuren, vor allem von dem mittleren Bruder Benjamin. Ein überraschender Twist am Ende ließ mich nochmal an viele Stellen zurückblättern. Eine dramatische Story, die aber deutlich zeigt, es ist nie zu spät eine glückliche Kindehit gehabt zu haben, wenn man sich der Vergangenheit stellt.
Verbrenn all meine Briefe
Die Geschichte (beruht auf wahren Begebenheiten): Sommer 1932: Die 24-jährige Karin verliebt sich in den jungen Schriftsteller Olof. Aber es gibt ein Problem: Karin ist mit Sven verheiratet, einem stürmischen, hochrangigen Schriftsteller mit einer grausamen Ader. Wird sie es wagen, ihren Mann verlassen und ein anderes Leben mit ihrer neu entdeckten Liebe beginnen? 68 Jahre später fragt sich Karins Enkel Alex, Autor und dreifacher Vater, warum er eine so tiefe Wut in sich trägt; eine Wut, die seinen Kindern Angst macht und eine Kluft zwischen ihm und seiner Frau schafft. Auf der Suche nach Antworten stößt er auf die Geschichte zweier unglücklich Liebender, die zeigt, wie Leidenschaft, Eifersucht und Wut über Jahrzehnte und Generationen hinweg Wogen schlagen können.
Magisch, traurig und poetisch ist dieses Buch. Mit großer Offenheit legt Alex Schulman die Geschichte die Verbindung zwischen seiner aktuellen Wut und die in seiner Mutterfamilie offen. Er nimmt uns mit auf die spannende Recherchearbeit über eine schicksalhaft Dreiecksbeziehung, die nicht nur bei Wikipedia belegt, so wirklich stattgefunden hat, auch wenn natürlich für dieses Buch in Romanform gebracht. Aufstellung als Schlüsseltool zum Erkennen und Lösen des Familiendramas in der jetzigen Generation wird selbstverständlich eingebaut. Ein Geschenk und eine Anregung eigene, zerstörerische Muster in der Ahnenreihe nochmal anzuschauen und zu befreien.
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Lebenslauf von Alex Schulman
Alex Schulman wurde 1976 in Hemmesdynge geboren. Er ist der Sohn des Produzenten und Journalisten Allan Schulman und der Moderatorin Lisette Schulman. Er studierte Film, Literaturwissenschaft und Philosophie an der Stockholmer Universität. 2010 heiratete er Amanda Schulman, mit ihr hat er zwei Töchter und einen Sohn. Sein Memoir ›Glöm mig‹ wurde in Schweden 2017 zum Buch des Jahres gekürt. ›Die Überlebenden‹ ist sein erster Roman, von der schwedischen Presse gefeiert, stand er wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Er erscheint in 31 Ländern.
Interview mit Schulman über die Hintergründe zu den Büchern hier.
Zweiter Satz:“Alex Schumann hat es geschafft“ – alias SCHULMAN?
Danke habs geändert 🙂