Im Kino: Der Fuchs

Der Fuchs Foto Alamode Film

Ein junger Mann erlöst sein Kindheitstrauma ausgerechnet als Soldat im zweiten Weltkrieg mit Hilfe eines kleinen Fuchses. Klingt nach einem Märchen, ist aber die wahre Geschichte des Ur-Großvaters von Filmemacher Adrian Goiginger. Er nahm der Erinnerungen von Franz Streitberger als 15jähriger auf Band auf und versprach, daraus einen Film zu machen – jetzt ist der in den Kinos.

Die unglaubliche Geschichte

Österreich, Mitte der 1920er Jahre: Aus großer Not heraus übergibt die Bergbauernfamilie Streitberger ihren geliebten, jüngsten Sohn als Achtjährigen (!) in die Obhut eines Großbauern (damals gängige Praxis), der dadurch schwer traumatisiert wird. Auch als Franz die Knechtschaft mit Erreichen der Volljährigkeit aufkündigen darf, kann er dem Vater nicht verzeihen. Auf der Suche nach Arbeit schließt er sich dem Bundesheer an. Unter seinen geselligen Soldatenkameraden bleibt der sensible, wortkarge Franz stets ein wunderlicher Außenseiter.

Als die Kompanie 1940 den Angriff auf Frankreich starten soll, findet er im Wald einen verletzten Fuchswelpen. Kurzerhand beschließt Franz, sich des verlassenen Tieres anzunehmen und es gesund zu pflegen. Durch die Zuneigung zu seinem Fuchs öffnet er selbst wieder sein Herz inmitten des Leids der Front im zweiten Weltkrieg. Franz Streitberger wurde 100 Jahre alt.

Hauptdarsteller Simon Morzé zur Botschaft in DER FUCHS:

„Die Geschichte zeigt uns, wie man zu Gefühlen zurückfindet, die man für tot erklärt hat. Wie man eine neue Perspektive auf einen Menschen findet, den man von ganzem Herzen verabscheut, dem man nicht verzeihen kann. Es gibt immer die Möglichkeit, sich tiefer in jemanden hineinzuversetzen, mehr Empathie zuzulassen. Warum sind manche Menschen so wütend? Wo kommt der Hass her? Da ist oft ein inneres Kind, etwas Unverarbeitetes. Franz passiert das so mit seinem Vater. Es geht im Endeffekt darum, dass man verzeiht. Dass man liebt.“

Nachdem er mit seinem vielfach prämierten Regiedebüt DIE BESTE ALLER WELTEN bereits seiner Mutter ein filmisches Denkmal gesetzt hatte, erzählt Adrian Goiginger nun mit DER FUCHS aus dem Leben seines Urgroßvaters im Zweiten Weltkrieg.

Sharing is Caring 🧡
Posted in Impulse Verwendete Schlagwörter: , ,
Ein Kommentar zu “Im Kino: Der Fuchs
  1. Miriam sagt:

    Danke fürs newslicht! Was für ein beeindruckender Film, welch Geschenk, dass da einer die Geschichte seiner Urgroßvaters – von ihm selbst – erfährt und in arbeitsreichen Jahren in eine vielschichtige Filmerzählung gießt. Mir besonders reich, da mir die eigene Familiengeschichte mehr und mehr fühlbar, greifbar wurde zuletzt. Und nun ergänzt wird auch durch eine Tiefe des Berichtes, diese Perspektive, wie sie in „Der Fuchs“ erreicht wird. Meine Generation hat sich so lange in Unverständnis, Ablehnung, Wut, Zorn auf die Eltern bewegt. Dankbar wird mir durch das Begreifen von Schicksalen meiner AhnInnen und den handgreiflichen Bedingungen ihrer Zeit jetzt auch FÜHLBAR, körperlich begreiflich, was der Alltagsverstand lange schon logisch verständlich fand: dass es da eine Weitergabe schmerzlicher Erfahrungen gibt, die dorthin geführt hat, wo wir jetzt gerade sind. Das schenkt Befriedung. Zu den AhnInnen und mir selbst. Einen liebevollen Blick für ein gewandeltes Weitergehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.