Fragen der Perspektive

Claudia Shkatov

Als junges Mädchen fand ich mich selten schön. Und es stresste mich, in den Spiegel zu schauen. Auf diesem Foto aus meinem ersten Studienausweis bin ich 19 Jahre alt. Ich hatte damals einen Pickel auf der Stirn, von dem ich glaubte, er würde mich vollkommen verunstalten. Und ich lache, wenn ich jetzt daran denke. Damals dachte ich auch, ich würde sterben, wenn ich meine Führerscheinprüfung nicht bestehe. So steht es in meinem Tagebuch. Und als ich mir einen Pony schneiden ließ, den ich dann unerträglich fand, glaubte ich das ebenfalls.

Mit 12 verliebte ich mich in einen Jungen aus meiner Klasse. Und er sich in mich. Und während die meisten anderen um uns herum in dramatischen Dauerschleifen zwischen Verliebtheit und Herzensbruch rockten, lebten wir beide dreizehn Jahre unsere ganz private Blaue Lagune. Als das Leben uns dann mit 25 in unterschiedliche Richtungen führte, war ich zwar einverstanden. Ich habe jedoch lange Zeit nicht begriffen, worum es dabei ging. Heute weiß ich, wie wichtig es für mich war, nach Russland zu kommen und alle Lernerfahrungen, die damals für mich anstanden, mit meinem russischen Ehemann zu machen. Mit meiner ersten Liebe war das nicht möglich. Beziehungsweise, ich glaube, diese Variante hätte ich tatsächlich nicht überlebt.

Und wie Ihr wisst, lebe ich noch :-). Eine meiner wichtigen Erkenntnisse ist, dass mindestens 95% der scheinbaren Probleme in unseren Leben überhaupt kein Problem sind. Mit den restlichen 5% kommen wir dann auch super gut klar, sobald wir sie an unser Inneres Wesen abgeben. Und insgesamt ist ohnehin alles eine Frage der Perspektive. Im Rückblick können wir das nach Jahren fast immer sehen. Doch wir brauchen nicht mehr Jahrzehnte vergehen lassen, um die Perfektion und Schönheit des Lebens zu erkennen. Es gibt unzählige Zugänge zur Wahrheit und zur Tiefe des Moments, in dem sich unser Leben immer wieder perfekt abspielt. Und sie stehen uns heute allen zur Verfügung. Die Geschichten zu erkennen, die wir uns erzählen, sie auf ihre aktuelle Tauglichkeit zu überprüfen, um sie dann auf uns dienliche Weisen für Körper, Herz und Verstand neu zu erzählen, ist mein Zugang.

Ich liebe Klarheit. Und meine Arbeit mit mir selbst und mit anderen Menschen produziert Klarheit. Realität ist weder fix noch objektiv. Wir erzählen uns Geschichten. Jeden Moment. Abhängig von diesen Geschichten, gestaltet sich unsere Beziehung zum gegenwärtig Sichtbaren – und damit unsere Realität in einem Moment. Und im nächsten Moment ist sie schon wieder Vergangenheit. Es sei denn, ich erzähle dieselbe Geschichte weiter. Unter welchem Einfluss wir stehen, wenn wir unsere Geschichten erzählen, ist die entscheidende Frage. Stehe ich gerade unter dem Einfluss von Nachrichtenagenturen oder unter dem Einfluss meiner Seele? Woher weiß ich’s? Wie fühlt es sich denn an? Was SPÜRE ich in meinem Körper? Umgehend ist Klarheit da.

Auch in Deinem Leben ist nichts umsonst und alles richtig. Alles und jeder gibt Dir Gelegenheit zur Weiterentwicklung und zum Landen in DIR. Immer, wenn Du das siehst, wird es friedlich. Ich wünsche Dir entspannte Rückblicke, tiefe Verbindung und ganz viel visionäre Klarheit – seelengeführt – in diesem heißen Sommer!

Claudia

Claudia Shkatov
TELLING A NEW STORY


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6 Kommentare zu “Fragen der Perspektive
  1. Monja sagt:

    *** Danke ***

  2. Cornelia Messmer sagt:

    Liebe Frau Shkatov,

    zu Ihren Worten „die Geschichten erkennen die wir uns erzählen…“
    Meine Tagebucheintragung heute früh: Bewusstseinssprung 5 Uhr morgens.
    Klar stand es vor meinen Augen daß meine Kind- und Jugenderfahrungen immer wieder mein späteres Leben geprägt haben. Diese frühen Erfahrungen beeinflussten mein Denken, Fühlen und auch meine Erwartungen an das Leben und an die Menschen denen ich begegnete. Ich empfinde mich meistens genau so wie meine Programmierung.
    Heute früh konnte ich mich für Minuten davon distanzieren wie ich mich und das Leben sehe. Das enggeschnürte Korsett fiel ab und ich sah die vielen anderen möglichen Variationen. Resumé …..es könnte auch vieles ganz anderst sein!

    Herzliche Grüße aus Frankreich,
    C. Messmer

  3. Alexandra Thoese sagt:

    Oh ja, ich nicke bei deinen Worten und empfinde ganz ähnlich. Frage mich so oft, ob die Geschichten die ich mir erzähle wahr sind und wozu sie mir gedient haben. Alle sind wichtig, dass weiß ich heute. Sie neu zu deuten, sie neu zu erleben, sie neu zu fühlen ist ein Segen und beinhaltet soviel Heilung. Auch die Geschichten über das eigene Selbstbild sind mir sehr vertraut und ich erkenne, wofür es gut war. Danke für deine Worte. ❤ Alexandra

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