Stein-Wiese – überrascht

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Von Brigitte Schäfers-Lutat. Seit Jahrhunderten liege ich schon auf dieser Wiese. Wind und Wetter haben mich nach und nach etwas rundlicher geschliffen, meine scharfen Kanten ausgeglichen. Aber man kann immer noch die Schale sehen, die vor vielen vielen Jahrhunderten aus meiner oberen Fläche herausgearbeitet wurde. Dahinein legten sie dann Blumen oder die Früchte des Waldes. Der Tanz der Frauen um mich herum erwärmte jedes Mal mein altes Herz. Ich spürte die Kraft der Bewegung der tanzenden Füsse, die durch die Wiese bebte. Es belebte mich in einer ungeahnt schönen Weise während ich ruhig da lag und betrachtete.

Aber nach und nach hörte es auf. Immer weniger Frauen kamen, manchmal sah ich in der Ferne Rauch aufsteigen. Ich lag da und die Frauen kamen nicht mehr. Ich war ruhig. Mein Dasein war ruhig. Manchmal saß ein kleiner Vogel auf mir und sang. Die kleinen Füsse kitzelnten etwas auf mir aber ich hatte es gern. Die Ziegen kammen und grasten um mich herum. Ich spürte das rauhe Fell ihrer Mäuler und manchmal auch ihre scharfen Zähne. Ich lage da und die Sonne wärmte mich, der Wind kühlte nachts meine Haut. Manchmal schneite es. Manchmal regnete es. Eigentlich passierte ja immer um mich herum etwas in meinem alten Leben. Ich döste viel.

Aber eines Tages wurde ich überascht. Drei Frauen kamen auf mich zu. Sie hatten Wünschelruten in den Händen. Der Boden bebte leicht als sie näherkamen. Ich war plötzlich hellwach. Die Sprache der Menschen spreche ich nicht, aber sie schienen plötzlich sehr aufgeregt zu sein. Da, eine streicht mit ihren Händen über die alte Schale von früher. Ich war bis ins Innerste bewegt, etwas ging von ihr aus, das so ganz anders war als der Vogel und die Ziege.

Sie sammelten Blumen und legten sie in die Schale. Ich war so berührt, dass plötzlich sogar etwas Tau auf meiner Oberfläche erschien. Nach so vielen Jahren!
Einige Wochen später kommen sie wieder, diemal mehr Menschen, Frauen und Männer. Ein Fest beginnt, der Tanz beginnt. Ich spüre die Vibration der tanzenden Füsse, höre das Lachen und und ihre Freude. Mein langsamer Herzschlag wird etwas schneller, meine alten tiefen Verbindungspfade in die Erde strecken und dehnen sich. Erwachen durch den freudigen Tanz der Menschen.

Sie kommen jetzt wieder regelmässig. Die mütterliche Erde strahlt durch mich in den Kreis der Menschen. Die Luft erfüllt sich mit Fäden des Lichts die durch diese Verbindung entstehen. Wenn die Menschen wieder gehen tragen sie diese Lichtfäden wie einen schönen Schmuck um sich herum.

Dann habe ich wieder meine Ruhe, spüre die kleinen Vogelfüsse und den Bart der Ziegen die um mich herum am Gras zupfen.

Dieser Text entstand auf dem Schreibseminar von Andrea Goffart.

Mein Name ist Brigitte Schäfers-Lutat. In meiner langjährigen Berufstätigkeit als Dr. Hauschka Naturkosmetikerin in Dortmund lernte ich viele Methoden und Präparate für die Schönheit kennen. Ich arbeite oft unkonvertionell aber sichtbar wirksam. www.torzurschönheit.de.

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2 Kommentare zu “Stein-Wiese – überrascht
  1. Liebe Brigitte, ich bin so gerührt von der Schönheit deines Textes und konnte mich gar nicht genug freuen, dass diese wunderbare Geschichte aus unserer „Haus“-Aufgabe entstanden ist. WOW! 😊 Von Herzen Dank fürs Teilen. Deine Andrea

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