Reformationstag: Ein Fest des Mutes zur Veränderung

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Von Dorothee Kanitz. Heute ist Reformationstag. Da feiert die evangelische Kirche (und mit ihr auch einige Bundesländer) das Reformationsfest. Es wird gefeiert, dass Veränderung nötig und möglich ist. Der Reformationstag ist ein Fest des Mutes zur Veränderung. Wir feiern die Veränderung einer verkrusteten, erstarrten Struktur.

Und was könnte wichtiger sein, gerade jetzt, als das.
Wie viel ist erstarrt, wie viel darf, soll, muss sich verändern!

Jetzt, wo wir in weiten Teilen der Welt auf alte, längst überholt geglaubte/gewünschte Muster – Krieg, Rechtsextremismus, Spaltung und (extrem) patriarchale Lebensweisen – zurückfallen. Aus Angst, aus Gier, aus Verzweiflung und (altem) Trauma, aus Mangel an Fantasie und Liebe… aus vielen Gründen, die alle nicht wirklich überzeugen und weiterführen. An dem Punkt lasst uns die Reformation feiern.

Keine Revolution, sondern eine Reformation, eine sanftere Weise der Veränderung, die nicht nur ihre offensichtlichen Profiteure im Blick hat, sondern die eine Win-Win-Situation sucht und freundlich mit denen umgeht, die das noch nicht so sehen können.

(Ich weiß, historisch war das so nicht, doch es kann möglich sein!)

Ich unterhielt mich neulich mit jemand, der es erschreckend fand, dass noch einmal die Kirche bzw. ihr Festkalender einen neuen Feiertag bestimmt hat. Ich verstehe das gut, ich persönlich hätte auch gedacht z.B. der Weltfrauentag wäre ein „guter“ Grund für einen Feiertag gewesen.

Es ist anders gekommen und inzwischen finde ich, Reformation – friedliche Veränderung – zu feiern, ist auch ein „guter“ Grund.

Denn: Jede Organisation neigt zur Verkrustung, davon ist keine Verwaltung, kein Staat und keine Religion ausgenommen. Allerdings sind Religionen besonders anfällig dafür – der sogenannte Religions­gründer (der sich selbst meist gar nicht so verstanden hat) hat etwas gesagt und getan, das dann in der nächsten oder übernächsten Generation zum „Gesetz“ wird – so und nicht anders muss es sein.

Damit verändert sich etwas Lebendiges – Spiritualität, Glaube und Vertrauen – zu einem Dogma, das erstarrt (und die Menschen mit ihm). Das ist auf vieles andere übertragbar.

Ein Tag, der das in den Blick nimmt und die Erinnerung daran wachhält, dass Veränderung im Leben des/der Einzelnen, und auch der Kirchen und Religionen not-wendig ist, scheint mir eine sehr sinnvolle Sache.

Ich sehe an mir selbst, dass ich manchmal keinen Mut habe, mich (freiwillig) der Veränderung zu stellen, sie willkommen zu heißen. Denn ich weiß ja, was ich habe, doch nicht, was ich bekomme.

Und manche Veränderung scheint so groß, dass sie Angst macht.

Unser Verstand kann nun mal mit dem Unbekannten nicht umgehen, da fehlen ihm die Bilder, und das macht es schwierig. Ich jedenfalls bin ganz gut darin, mir das Bekannte schönzureden und neue Schritte nur zu unternehmen, wenn es gar nicht anders geht. Und dabei bilde ich mir in der Regel ein, dass ich weiß, dass Leben in Bewegung, also Veränderung, ist. Hilft nicht immer.

Doch wie wäre es, wenn wir Veränderung feiern, wenn wir als Gesellschaft schauen, wo wir hinwollen, gemeinsam Kreise, Zirkel und Symposien veranstalten, die die Veränderung feiern. Wenn wir neue Geschichten erzählen, wie sie gut ermöglicht werden kann, und wo Zugewandtheit, Fehler­freundlichkeit und Kreativität gepaart mit Verständnis und Traumabewältigung federführend wären?

Wenn wir gemeinsam Fragen stellen – sie müssen gar nicht direkt beantwortet werden, oder jedenfalls nicht völlig, doch sie – ruhig öffentlich oder im Familien- und Freundeskreis zu stellen und zu diskutieren, halte ich für sinnvoll.

Wo bedarf ich, wo bedarf unser (Familien-/ Arbeits-, Glaubens- und Gesellschafts-) System der Veränderung, der Reformation?
Wo halte ich an überholten Glaubensmustern / Werten fest?
Und warum – wirklich aus Überzeugung oder aus Gewohnheit?
Und wie kann ich den Mut aufbringen, solche erstarrten, nicht mehr sinnvollen Gewohnheiten / Muster zu durchbrechen?
Oder einfach erst einmal benennen.
Mit wem kann ich solche Überlegungen teilen?
Wo kann ich erste, kleine Schritte der Veränderung machen?
Wo kommt Veränderung von selbst und ich kann sie einfach geschehen lassen, sie umarmen und mich nicht dagegen wehren?

Ein kleiner Anfang wäre gemacht.

Feiern wir also den Tag der Veränderung – denn sie ist ein guter Grund zum Feiern!

Ich biete Rituale zu Lebensfesten an. Hier profitierst du von meiner langjährigen Ritualerfahrung im kirchlichen Bereich – und gleichzeitig bin ich frei, alle (natur- oder sonstigen) Elemente hineinzuweben, die für dich passend sind. Zum Ritual gehört auch die Überlegung, wie du das, was bisher war, würdigen und abschließen kannst. Und auch der Ausdruck der Freude auf und der Angst vor dem Neuen, noch Unbekannten. Das schauen wir uns (gemeinsam) an und kreieren ein Ritual, das dem angemessen ist. Und das den Punkt an der Schwelle und den Weg von der einen Station zur anderen markiert und feiert.

Dorothee Kanitz www.meditation-spirit-ritual.de

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5 Kommentare zu “Reformationstag: Ein Fest des Mutes zur Veränderung
  1. Elke Müller sagt:

    Danke Dorothee, dass du für mich so viele Gedanken, oft nur ge-ahnt, in Worte gefasst hast. 🙏🏾 das Starre verändern, ein neue Form finden, re-formieren 🌹🦋

  2. Christoph M.M. sagt:

    Danke, liebe Dorothee,
    danke, sogesehen ist es extentiell wichtiger Tag, um sich darüber in Liebe Gedanken zu machen.
    Gerade haben wir dieses Thema Gesternabend, auf dem Hof, bis in die Nacht bewegt;
    passt also.
    Grüße
    Christoph

    • Dorothee sagt:

      Liebe Elke,lieber Christoph,

      es freut mich sehr, dass meine Worte in euch auf Resonanz gestoßen sind.
      Das ist ein großes Geschenk für mich.

      Auf gute Veränderungen! Dorothee

  3. Hans-Jürgen sagt:

    Gestern hatten wir zum 1.Mal Freude am sog. Halloween. Da sahen wir in due Augen von überglücklich strahlenden Kindern. Welch eine Freude.
    Bis dahin war ich allerdings stinksauer dassydie ev. Kirche es zugelassen hatte, dass uns die so „freunlichen“ Amerikaner ihren Horror übergestülpt haben
    Aber diese ev. Kirche will anscheindend so viel wie möhlich Mitglieder verjagen.

  4. Ursula sagt:

    Liebe Dorothea,
    ganz lieben Dank für Deine erhellenden Worte und die Erinnerung an die Bedeutung des Worte „Reformation“ – wie schön, dass Du für uns hier schreibst.
    Umarmung und liebe Grüße
    Ursula

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