Waldweihnacht zur Wintersonnenwende

Von Verena Wagner. Am 21. Dezember feiern wir die Wintersonnenwende mit dem kürzesten Tag und der längsten Nacht des Jahres. Tief in der Erde wird das Sonnenkind wiedergeboren. Jetzt befindet sich das Sonnenrad wieder auf dem Weg hin zum Licht und zu neuem Leben. Genau ein halbes Jahr später und genau gegenüber angeordnet im Jahreskreis, läutet die Sommersonnenwende dann am 21. Juni den neuerlichen Untergang des Lichts ein.

Die meisten Kulturen feiern seit Urzeiten zu den Sonnenwenden die lebensspendende Kraft der Sonne. Sie bestimmt nicht nur den Lauf der Jahreszeiten, sondern hat auch Einfluss auf das Leben der Menschen. Im Einklang mit der Natur bewegen wir uns aus der in sich gekehrten Winterzeit, mit Zeit für persönliche Arbeit und Selbstreflexion, mit dem zunehmenden Licht hin zur sommerlichen Ausgelassenheit und dem Austausch im Außen.

Die Wintersonnenwende ist eine wunderbare Gelegenheit, um mit den Kindern in den Wald zu gehen. Wir feiern eine Waldweihnacht mit Fackeln und Feuer, Punsch und heißem Tee, Stockbrot oder einem Hefekuchen in Sonnenform.

Für die Tiere schmücken wir ein paar Nadelbäume mit Äpfeln, Karotten, Zapfen und Vogelfutter. Mit Nadel und Baumwollfaden lassen sich die Früchte aufhängen.

Wer mag, nimmt auch ein paar Christbaumkugeln mit. Die leuchten wunderschön im Wald und erfreuen auch andere Spaziergänger. Selbstverständlich sammeln wir sie dann nach den Feiertagen wieder ein.

Ritualexpertin Sabine Trentini-Geisler empfiehlt als Familienritual eine Lichterspirale auf einer Waldlichtung oder Wiese im Park: „Wir vertrauen der Dunkelheit und spüren unsere Sehnsucht nach Licht, Wärme und Gemeinschaft. Zusammen mit den Kindern Dunkelheit zu erleben, sie bewusst draußen im Wald oder auch in der Wohnung wahrzunehmen und sie mit einer Lichterspirale zu erhellen, ist ein sehr kraftvolles Erlebnis. Vor allem die längste Nacht des Jahres lässt sich so besonders ergreifend feiern“, erklärt sie und legt in der Dämmerung eine Spirale aus Zweigen und mit Teelichtern gefüllten Papiertüten zu einem Zentrum hin, in dem eine große Kerze steht. „Schon das Entzünden der Lichter ist Teil des Rituals. Gemeinsam überlegen wir uns, welche Menschen wie ein strahlendes Licht für die Familie und einen selbst sind. Sich das bewusst zu machen, schenkt Freude und Verbundenheit. Im Anschluss geht jedes Familienmitglied mit einer kleinen Kerze in die Spirale hinein und entzündet in der Mitte sein Licht, trägt es hinaus in den Kreis und in die Welt. Gitarrenklänge oder gemeinsames Singen vertiefen den meditativen Gang. Und je mehr Menschen dieses innere, kraftvolle Licht nach außen tragen, desto heller und wärmer wird es“, rät sie.

Auch zu Hause können wir zum Gedenken an die längste Nacht eine Kerze in der Dunkelheit entzünden und mit den Kindern die Flamme eine Weile beobachten. So erfahren auch ganz kleine Kinder den Kontrast zwischen Dunkelheit und Licht. Dazu können wir im Sommer getrocknete Kräuter voll aromatischer Sonnenkraft verbrennen.

Texte aus Familienbande im Jahreskreis – ein Mitmachbuch mit 12 Ausmalbildern zu den Jahreszeiten (von Verena Wagner) Das spirituelle Kreativbuch für alle, die mit Kindern zu tun haben, hilft mit praktischen Tipps, die Natur zu erleben. Der Jahreskreis schenkt uns Achtsamkeit für sinnstiftende Naturerlebnisse. Gemeinsame Familienzeit spielt bei der Bildung von Urvertrauen eine entscheidende Rolle. Hinter den Jahreskreisfesten stecken die jahrtausendealte Zyklen der Jahreszeiten. Christliche Traditionen und Festtage vermischen sich mit Bräuchen, die den Kelten oder sogar einer viel älteren Muttergöttin zugeschrieben werden.
Dieses Mitmachbuch für Familien, Kindergärten und Schulen inspiriert mit Rezepten, Vorlesegeschichten und Kreativtipps, um den Alltag mit Kindern ganz bewusst und achtsam zu gestalten. Das Buch ist im LebensGut Verlag erschienen und gibt es auch als Buchbox mit Räucherset direkt bei der Autorin auf www.mamirocks.com – in ihrem Naturblog schreibt sie über ihr Leben als Frau, Künstlerin und Mutter dreier Kinder.