Klang des Zuhörens: Mahler Chamber Orchestra

Mahler Chamber Orcherstra Photo: Molina Visuals I Resonate with your audience

Zusammen spielen, ohne explizite Führung durch eine DirigentIn – geht das? Ja, wenn wir einander „Zuhören“. Beim Mahler Chamber Orchestra (MCO) geht das weit über das hinaus, was unsere Ohren wahrnehmen können – es bedeutet auch, gemeinsam zu atmen, Blickkontakt zu suchen, einen bestimmten Ton aufzugreifen, eine Frage zu stellen und zu antworten. Der „Klang des Zuhörens“ macht das MCO seit seiner Gründung 1997 aus.

Claudio Abbado, Gründungsmentor des Orchesters, regte das Ensemble zur Entwicklung einer auf Zuhören und Kommunikation basierenden Philosophie an – sowohl auf organisatorischer als auch auf musikalischer Ebene. Mit dieser Philosophie, dem „The Sound of Listening“ entwickelt das Mahler Chamber Orchestra (MCO) seinen charakteristischen Klang, seine unabhängige künstlerische Identität sowie seine agile und demokratische Struktur laufend weiter. Geleitet wird das MCO bis heute gemeinsam von seinen Musiker*innen und einem Management Team.

Das Orchester vereint unter seinen Musikern 27 verschiedene Nationalitäten und ist bisher in 40 Ländern auf fünf Kontinenten aufgetreten. Seine künstlerischen Residenzen in der New Yorker Carnegie Hall, im Londoner Southbank Centre, beim Lucerne Festival, bei der Mozartwoche in Salzburg oder dem Festival de Saint-Denis haben es zum Teil einer internationalen Gemeinschaft von Musikbegeisterten gemacht.

Gemeinsame Festivalleitung in Hitzacker

Ganz in diesem Sinne hat das MCO-Kollektiv dieses Jahr auch erstmals die Leitung des Musikfestivals in Hitzacker im März 2024 übernommen. Dabei wird jedes Jahr eine Person aus dem Orchester bestimmt wird, die das ganze koordiniert. Mehr zu diesem Konzept „artistic representative“ im NDR

Dabei werden auch neue Formate ausprobiert. Zum Auftakt des Festivals konnte man in einem „MCO Close-Up“ zwischen den Musikern sitzen, als wären man selbst Teil des Orchesters. Diese interaktive Form ermöglicht es dem Publikum, den MCO-Musikern „ganz nah“ zu sein und so die Abläufe einer Probe hautnah mitzuerleben, den Musikern beim Spielen zusehen, ihren Atem spüren und die Musik mal aus einer anderen Perspektive zu hören.

Diese Herangehensweise prägt auch die Zusammenarbeit des MCO mit seinen Artistic Partners, die sich jeweils über mehrere Jahre erstreckt und sich ganz unterschiedlichen künstlerischen Themen widmet. Die Pianistinnen Mitsuko Uchida und Yuja Wang, der Geiger Pekka Kuusisto, die Dirigenten Daniel Harding (Conductor Laureate), Daniele Gatti (Artistic Advisor) sowie der 3D-Klangspezialist Henrik Oppermann/Schallgeber – sie alle inspirieren und prägen das Orchester. Weiterer integraler Bestandteil des Konzeptes ist seit 2009 die Mahler Chamber Academy der Nachwuchsförderung.

Hintergrund MCO-Gründungsmentor Claudio Abbado: Die Stille hören

Claudio Abbado (* 26. Juni 1933 in Mailand; † 20. Januar 2014 in Bologna) war ein italienischer Dirigent und ein „stiller Denker“ der Musikwelt, dessen Credo lautete: „Das letzte Wort spricht nicht der Dirigent, sondern immer der Komponist.“

Im Zusammenspiel mit seinen MusikerInnen folgte er dem Grundsatz: „Es ist wie ein Gespräch, bei dem man nicht nur aufmerksam lauscht, sondern auf den anderen eingeht und versucht, auch das Unausgesprochene, Gefühle und Gedanken zu erfassen.“ In der Natur, in den Bergen fand er die Stille, die er ebenso magisch empfand wie die Musik.

Einen Traum erfüllte sich Abbado 2009 mit dem Lucerne Festival Orchestra, für das er die besten Musiker aus namhaften Klangkörpern und Kammermusikensembles zusammenbrachte. Am Ende des Konzertes hielt er zusammen mit dem Publikum den Atem an, sobald der letzte Ton verklungen war – für die Dauer eines Moments, der zu einer Ewigkeit zu werden schien.

Sharing is Caring 🧡
Posted in Menschen Verwendete Schlagwörter: ,
2 Kommentare zu “Klang des Zuhörens: Mahler Chamber Orchestra
  1. Miriam sagt:

    D A N K E – mein Herz ist übervoll. So darf Menschwerden sein: Einstimmen. Miteinander. Atmen.

  2. helen sagt:

    wunderbar, nur es war 2009 nicht 2003 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.