Unser Kirschbaum darf bleiben – Heureka!

Foto: Britta Strebin

Von Britta Strebin. Heute möchte ich von einem ganz persönlichen Erfolg erzählen, der zudem für mich den Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Führung sehr konkret und deutlich macht.

Unser Kirschbaum, in dem ich so gerne im Korbstuhl baumele, sollte gefällt werden, weil er zu dicht an der Hauswand steht. Eine niederschmetternde Nachricht. Ich liebe die Bäume in unserem Garten und diesen ganz besonders. Die Blüte, die er uns jedes Jahr für rund 10 Tage im April schenkt, strahlend weiß vor einem blauen Himmel – pure Freude! Doch der Besitzer des Nebenhauses holte sich die Erlaubnis unseres Vermieters und informierte mich lediglich darüber.

So ein großer Baum ist nicht so leicht zu fällen und so musste auch erst die Stadt zusagen – das dauerte, dann erkrankte der Vermieter – es dauerte länger und irgendwann war es März und der Baum fing an zu blühen. Ich reagierte zunächst im männlichen Modus und wollte bei der Stadt Einspruch erheben, weil Bäume zwischen März und Oktober nicht gefällt werden dürfen. Außerdem spürte ich so eine Kriegshaltung in mir nach dem Motto: „Das wollen wir mal sehen, ob der das durchkriegt oder ob ich nicht GEWINNEN kann.“ Dann wurde mir aber klar, dass es immer Ausnahmen gibt und dass es wahrscheinlich viel Energie für keinen Output wäre und änderte meine Strategie.

Beim finalen Besuch des Vermieters mit einem Beschäftigen der Stadt, ging ich mit raus in den Garten (vorher hatte ich mich immer schmollend ins Haus verzogen). In einem geeigneten Moment sagte ich: „Lieber Herr Meier, wenn Sie im Winter gekommen wären, hätte ich mich damit irgendwie arrangieren können aber jetzt ist Frühling und der Baum hat schon eine Menge Energie in die Knospen gesteckt. Schau’n Sie mal, es kommen schon erste Hummeln, die vom Blütenduft angezogen werden.“ Und ich hielt ihm sachte einen Zweig unter die Nase.

Warum nicht koexistieren?

Dann erzählte ich von meinem Indienbesuch, wo ich tatsächlich gesehen hatte, dass Häuser dort um Baumzweige herumgebaut werden, wenn der Baum zuerst da war. Und zuguterletzt berichtete ich von meinem Erlebnis letzten Sommer in Frankreich, wo im Garten eines wunderschönen Herrenhauses in den Ardennen unsere Freunde drei riesige Trauerweiden fällen ließen. „Ich stand am Fenster und die Tränen liefen mir nur so die Wangen herunter.“ Dabei blieb ich präsent und freundlich und im Gespräch. Ich fragte am Ende, ob, wenn nicht zu vermeiden, wir uns auf Oktober einigen könnten. So würden meine Tochter und ich den Baum diesen Sommer noch ein letztes mal genießen können…und Herr Meier ließ sich tatsächlich darauf ein. Am nächsten morgen bedankte ich mich per Whats App für seine Kooperationsbereitschaft. Drei Tage später kam seine Antwort: „Liebe Frau Strebin, vielleicht können wir den Baum ja auch ganz erhalten.“

Kannst du meine Freude nachempfinden? Nicht nur, dass der Baum am Leben bleibt, ich habe plötzlich auch so eine Liebe für Herrn Meier in meinem Herzen. Wir haben es geschafft, aus Fronten eine Verbindung zu kreieren. Wow! Welche Kriege würden beendet werden, welche Fehden erstickt, wenn wir aus den Mustern raustreten und es einfach mal anders machen?

Ich wünsche dir eine schöne Woche und friedvolle neue Wege sobald eine Herausforderung deinen Weg kreuzt.

Britta Strebin Reclaim your brilliance
www.britta-strebin.de

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15 Kommentare zu “Unser Kirschbaum darf bleiben – Heureka!
  1. Heike sagt:

    Ja, ich kann es spüren, mir laufen die Tränen.

    Es liegt vielleicht mehr an der inneren Haltung und der Art der Kommunikation als am Ergebnis.

    So schön, Danke

  2. Sonja Hoch sagt:

    Liebe Britta, was für eine wunderschöne Geschichte,die mich sehr berührt hat! Vielen Dank für Deinen Einsatz für den Kirschbaum und den Beweis, daß es möglich ist, auf dem Weg der Liebe mehr zu erreichen als auf den ewigen aggressiven,zerstörerischen Machtkämpfen,wo nur das Gewinnen das Ziel ist und die Sache an sich immer unwichtiger wird..
    Mit dankbaren lieben Grüßen
    Sonja

  3. Katarina sagt:

    Liebe Britta Strebin,

    ich weine beim Lesen! Danke!

  4. W O W … liebe Britta … wie G R A N D I O S … laßt uns UNSERE WEIBLICHKEIT entdecken und mehr und mehr LEBEN … DER GUnTEr SCHMIDT

  5. Vielen vielen Dank für diese schöne Geschichte, liebe Britta.
    Mir ging es wie den anderen. Mir kamen beim Lesen die Tränen.
    So leicht und so einfach erscheint dieser Wechsel im Verhalten – und doch liegen Welten dazwischen. – Aber ja, es ist möglich – und immer mehr Menschen tun es!

  6. Laura sagt:

    Danke fürs Teilen liebe Britta!
    Zu Tränen berührend!…sehr heilend…

  7. Anja Reefschläger sagt:

    Du hast Dich ihm zugewandt, das hat er gemerkt, und sein Herz ist aufgegangen. Auf einmal war von der ursprünglichen Idee nichts mehr da; er hat Mitgefühl für Dich entwickelt. Wunderbar, denn Du hast von Dir gesprochen und nicht Härte gezeigt. Das muss im positiven Sinne überwältigend für ihn gewesen sein. To be continued…Alles Liebe, Du bist ein Vorbild der gewaltfreien Kommunikation. Von Mensch zu Mensch.

    • Britta sagt:

      Liebe Anja, danke für deinen Kommentar. Von Mensch zu Mensch – das Schöne ist, dass es das eigene Herz so sehr nährt anstatt dass wir es mit Wut und Hass beLASTEN.

  8. ANGELIE sagt:

    liebe Britta 🌱 ein zweiter Gedanke im NochBerührtSein : der Ton spielt die Musik, die Tonlage in der Kommunikation, wenn Gefühle sich aus dem Herzen zeigen können in ihrem Anliegen.
    Wenn die innere Verbundenheit sichtbar wird setzt die Schmelze ein, denke mal, so hat sie auch Herr Meier erreicht.
    Ich liebe “Lehrstücke“ wie dieses, die aus der Lebenspraxis kommen, so direkt, so effizient und so beglückend. Danke 🌷

    • Britta sagt:

      Liebe Angelie, danke für deinen Impuls. Ja, der Ton macht die Musik und er ist ja tatsächlich so unmittelbar. D.h., er ist meistens ehrlich und authentisch – im negativen wie im positiven. Das heisst auch, dass die Veränderung, die Wandlung im Herzen stattfinden muss und der Ton darf dem Ausdruck verleihen.

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