Sonnige Frühstücksgedanken

Foto: Dorothee Kanitz

Ich sitze in der Morgensonne, an meinem neuen Frühstücksplatz in der Küche. Ach, wie wunderschön ist das! Die Sonne leuchtet auf die letzten Blüten am Baum vor dem Haus. Und strahlt meine Müslischale an. Und ich genieße.

Dieses Sein, dieses Sitzen am Morgen in einem Space, der mich glücklich macht. Natürlich tragen die Sonnenstrahlen viel dazu bei – wenn es trübe ist, ist es auch schön, doch nicht ganz so. Ich bin so dankbar, dass ich mir das gegönnt habe, dass ich mir endlich wertvoll genug war, hier Platz zu schaffen. Dass ich hier sitzen kann und nun diesen Sonnenplatz zum Frühstück habe.

Vor 4 Jahren bin ich in die Wohnung eingezogen und von Anfang an hatte ich die Idee, dass hier ein Frühstücksplatz genau richtig wäre. Irgendwie war immer etwas anderes wichtig. Doch jetzt ist es soweit: Ich gönne mir das, schaffe Raum und bin es mir wert. Und freu mich schon am Morgen beim Aufstehen aufs Frühstück, jedenfalls wenn die Sonne scheint.

Ehrlich gesagt, war es gar nicht so schwer. Ich habe die Küche von einigem Ballast befreit, der sich über die Jahre angesammelt hat, anderes in den freigeräumten Schränken verstaut oder in den Keller gebracht, wo es wartet, eine neue Bestimmung zu bekommen. Habe aufgeräumt, geputzt und mir vorgestellt, was ich gerne möchte … eine bunte Müslischale und ein weinrotes Platzset. Schon war es fertig.
Und die Sonne hab ich mir dazu gewünscht … heute war sie da. Dazu die frisch-grünen Blätter der Lindenbäume an der Straße, die ich durchs (frisch geputzte!) Fenster sehen kann, und die letzten Blüten der Magnolie vor dem Haus.
Fertig ist mein ganz persönliches Wunder.

Das zeigt mir, wie sehr mein Bild der Welt von dem bestimmt ist, was ich in meinem Kopf habe und sehen will.
Nehme ich mir die Zeit, den Kopf zu heben und die Möglichkeiten zu sehen, oder sehe ich das Küchenchaos, das sich vor mir ausbreitet, und denke, darüber werde ich nie Herrin? Wenn ich doch nur gleich (damals beim Einzug) diesen Platz für mich reklamiert hätte, statt genau dort immer das abzustellen, was irgendwohin musste. „Hätte, hätte, Fahrradkette“ – dieser Spruch fällt mir ein – er hat mich so oft ausgebremst – doch jetzt nicht mehr. Jetzt ist Frühling, die Sonne scheint, die Bäume werden grün, der Flieder beginnt zu blühen, der Löwenzahn auch … an meinem Frühstücksplatz steht eine kleine gelbe Tulpe (mehr passt nicht hin, doch sie bringt mein Herz zum Leuchten!) – das Leben ist schön!

Auch, weil ich es so sehe.
Das ist eine gute Erkenntnis, die durchaus nicht immer meine war.

Ich könnte auf die vergangene Woche auch anders schauen, und mir beim Frühstück in der Sonne düstere Gedanken machen. Über die viele Arbeit, die ich mit der Küche hatte. Oder gestern: Ich habe mich am Nachmittag ausgeschlossen, als ich „noch eben schnell“ (da wartet das nächste Lernprogramm!) den Müll runter bringen wollte, bevor ich mich mit einer Freundin traf. Und stand im Treppenhaus, ohne Handy natürlich, zwar mit Schlüssel, doch innen steckte der andere und da ging eben nichts mehr. Keine Möglichkeit, die Freundin zu benachrichtigen – wer kann schon noch Telefonnummern auswendig, erst recht Handynummern?!

Göttin sei Dank war die Nachbarin gerade zur Haustür hereingekommen und ich konnte dort klingeln, um nicht im Hausflur zu stehen. Sie ließ mich mit dem Schlüsseldienst telefonieren, und ihre Kinder unterhielten mich prächtig, während ich wartete. Gut 20 Minuten später war ich in der Wohnung – ich hatte sogar genügend Geld im Portemonnaie, um den Schlüsseldienst zu bezahlen – und erreichte die Freundin. Eine Dreiviertelstunde zu spät trafen wir uns dann.
Puuh — genügend Aufregung für einen Tag.

Doch jetzt, als ich im Sonnenlicht am Frühstückstisch sitze, sehe ich, wie viele Wunder auch in dieser Begebenheit stecken: so eine hilfsbereite Nachbarin (sie war übrigens gerade mit drei kleinen Kindern aus dem Regen herein gekommen und hätte auch, selbst gestresst, ganz anders reagieren können!), ein Notdienst, der erreichbar war und auch sehr schnell kam, eine Freundin, die wartete, genügend Geld im Portemonnaie … Und ich, die mit all dem sogar umgehen konnte.

Ja, ich kreiere mir mein Leben (auch) selbst, auf jeden Fall meinen Umgang damit.

Mal mit mehr, mal mit weniger „Erfolg“ bzw. Bewusstheit. Doch mein Blick verändert sich immer öfter in die „richtige“ Richtung, die, die mir guttut und meine innere Sonne aufgehen lässt. Oder mir hilft, mich selbst zu umarmen, wenn es mir nicht gelingt – was ich inzwischen als ein großes Glück kennengelernt habe.
Danke, du wunder-volles Leben!

Dorothee Kanitz

Dorothee Kanitz www.meditation-spirit-ritual.de
Ich begleite Meditierende und Menschen, die sich auf die Zeit nach dem Berufsleben vorbereiten wollen, feiere Jahreskreisrituale und biete bei Bedarf rituelle Begleitung zu Lebensfesten (Willkommensfeste, Abschiedsfeiern u.a.) an. Und nehme mir viel Zeit mit und in der Natur.
Und ich schreibe gern.

Sharing is Caring 🧡
Posted in Herzlichter Verwendete Schlagwörter: ,
Ein Kommentar zu “Sonnige Frühstücksgedanken
  1. Miriam sagt:

    Liebe Dorothee, dank dir für dein Teilen! Ich lächle und freu mich – an deiner gelben Tulpe. An deiner Beschreibung von Klären und Platz erschaffen. Dem stecken gelassenen Schlüssel. Und in all dem: deine Klarheit, dein Erleben, deine Schöpferkraft. Welch schönes Wachsen und Werden! Wie wundervoll es doch ist, immer mehr noch und mehr zu sich zu kommen. Helle Freude!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.