Hilfe für „unberührbare“ Straßenkinder

Lesezeit 3 Minuten –

Das Bett ist eine dünne Matte auf dem Bürgersteig. Gewalt ist jederzeit möglich. Verjagt werden, ist ganz alltäglich. Hungrig sein auch. Die Urangst, die dabei in einer Kinderseele entsteht, können wir nur erahnen.

Wer schon einmal in Indien oder ähnlichen Ländern war, kennt sie und vergisst sie wahrscheinlich nie wieder: Die Augen der Straßenkinder, die hungrig und verdreckt auf Bürgersteigen und Verkehrsinseln leben. Wir selbst sind demgegenüber unübersehbar privilegiert – aus einem reicheren Land, gesund und satt, finanziell abgesichert. Wir sehen diese Kinder und treten dennoch nicht wirklich in einen persönlichen Kontakt, denn sie betteln natürlich und wir haben ja gelernt, dass man den Kindern keinen Gefallen tut, wenn man ihnen Geld gibt, denn sonst werden sie für ihre Eltern noch mehr zu einer unverzichtbaren Einkommensquelle und ihre Schulbildung wird hintangestellt. Also versuchen wir, diese Blicke auszuhalten, und nehmen die Gedanken an diese Kinder doch sehr mit in einen behaglichen europäischen Alltag.

Was tun?

Kati Cysarek hat es nicht ausgehalten und beschlossen, etwas zu tun. Diese junge Frau, Mutter von zwei eigenen Kindern, lebt und arbeitet nach Studium und Ausbildungen in Psychologie, Konfliktmanagement und Trauma-Bewältigung schon lange Zeit in Indien, wo sie u.a. eine Schule geleitet hat, bis sie vor einiger Zeit ein eigenes Projekt gestartet hat: Ein Kindergarten für Straßenkinder – in dem diese vielleicht zum ersten Mal einfach nur Kinder sein dürfen und angstfrei spielen lernen. In dem berücksichtigt wird, wo sie herkommen, unter welchen Umständen sie leben und wie man deshalb mit ihnen anders umgehen muss, um sie auf einen späteren Schulalltag vorzubereiten. Das fängt mit der täglichen Körperpflege, gesunden und regelmäßigen Mahlzeiten an und setzt sich in spielerischem Lernen fort.

Kati Cysarek und ihre meist indischen Mitarbeitenden müssen dabei den Begriff Erfolg neu definieren. Es ist nicht erst ein Erfolg, wenn Kinder tatsächlich eine Grundschule abgeschlossen haben, sondern schon kleinste Schritte auf dem Weg dorthin können Meilensteine im Leben dieser Kinder sein.

Manchmal sieht man auch erst denn Erfolg, wenn man in der darauffolgenden Generation feststellt, dass sich im Bewusstsein etwas verändert hat, wenn diese einst betreuten Kinder selbst Eltern werden und alles versuchen, um ihren Kindern etwas bessere Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.

Auf dem Weg dorthin gibt es immer wieder Rückschläge, wenn Kinder aus dem Kindergarten oder der Schule wieder herausgeholt werden, weil sie beim Betteln benötigt werden; oder wenn Mädchen so früh wie möglich verheiratet werden sollen. Denn das ist nicht nur Sitte, sondern bringt auch etwas Geld.

Die Eltern sind in der Regel selbst in der Obdachlosigkeit groß geworden, sind oft aufgrund ihrer eigenen Traumatisierung alkoholabhängig und gewalttätig. Die Kinder finden deshalb oft keine Sicherheit in ihren nächsten Menschen und so setzt sich die Traumatisierung über Generationen fort.

Genau dort setzt das Damini-Projekt von Kati Cysarek an. Seitdem ich in Indien war suchte ich ein Projekt, das ich unterstützen kann, denn wer einmal diese Erfahrung gemacht hat, will irgendetwas tun. Jetzt habe ich es gefunden und gleich mit der Initiatorin ein langes und berührendes Gespräch über ihren Kindergarten für Straßenkinder in Varanasi geführt.

Vielleicht lässt auch du dich davon berühren?

Spenden: Damini e.V. | IBAN:  DE86 4306 0967 7037 8527 00 | BIC:  GENODEM1GLS

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Vera Bartholomay
Vera Bartholomay

Vera Bartholomay ist Autorin, Seminarleiterin und Therapeutin mit Themen wie persönliche Entwicklung und ganzheitliche Körperarbeit. Sie unterrichtet an mehreren Standorten in Deutschland und bildet auch Lehrerinnen aus. Ihre Bücher: „Heilsame Berührung von Körper, Herz und Seele“, „Herzen berühren – Sehnsucht nach tiefen Begegnungen“ und „Projekt Sehnsucht. Ein Mutmachbuch für alle, die von der Selbstständigkeit träumen“. Sie hat einen Podcast „Herzfeuer“ über Themen, für die wir brennen. https://www.vera-bartholomay.com/

2 Kommentare

  1. Danke für das Teilen der Arbeit von Kati. 🙏🏻❣️ Seit Jahren unterstütze ich Mary’s Meals und bin überzeugt davon, dass durch das Errichten von Schulen und den Kindern eine warme Mahlzeit geben, sich viel verändern kann. Es geht gar nicht ums Lernen, sondern um einen Ort, wo sie sicher sind und Unterstützung erfahren. Mir hat mal jemand gesagt, dass es reicht wenn du einen Menschen in deiner Kindheit hattest, der dich unterstützt hat, um etwas im Familiensystem zu verändern. 🙏🏻✨❣️

  2. Liebe Steffi! Ich bin auch davon überzeugt, dass Menschen einen wirklichen Unterschied im Leben anderer Menschen machen können. Jemand glaubt an dich, unterstützt dich, liebt dich… Und Katis Projekt trägt mit Sicherheit dazu bei. Herzlichst, Vera

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