Die heilige Brücke

Lesezeit 2 Minuten –

Vertrauen ist wie eine Brücke, auf der sich zwei Menschen begegnen können. Eine heilige Brücke. Geschieht ein Vertrauensbruch, bricht die Brücke entzwei.

Je höher das Vertrauen war – und wie nah damit die Begegnung – desto tiefer fallen die Brückenteile.

Was dann?

Eine Option ist, die Brücke wieder aufzubauen. Beide steigen hinab, reparieren die Brückenteile, bringen sie wieder hoch und setzen sie aneinander. Bis sie sich wieder in der Mitte begegnen können. 

Doch nicht immer ist das möglich.

Eine andere Option ist, zu akzeptieren, dass es diese Brücke für diese Begegnung nicht mehr gibt. Dann können wir den Rand, an dem die Brücke von uns aus gesehen begann, versorgen. Denn wahrscheinlich sieht er übel aus. Dieser Riss ist der Schmerz. Er kann berührt, geglättet, besungen werden. Wir können heilende Kräuter auftun und auch Licht aus unseren Herzen. Wenn es möglich ist – doch das Herz hat die Fähigkeit, alle unsere Wunden zu lieben. Bis die Stelle wieder glatt wird. Es könnte sein, dass dort Blumen wachsen.

Vielleicht wird irgendwann nicht einmal mehr sichtbar sein, dass da einst eine heilige Brücke war, auf der sich zwei Menschen begegneten.

Wenn wir leben wollen, müssen wir mit dem Schmerz, den wir erlebten, irgendwie fertig werden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Fertig werden im Sinne von bewältigen, so dass er uns und unser Leben nicht mehr übernehmen und steuern kann.

Da wir sehr mutig waren vor Eintritt in dieses Leben und in dieses besondere Zeit-Fenster, haben wir uns viel „nochmal“ vorgenommen, das Ursprünge hat, die weit, weit zurückliegen.

Alles kommt hier und jetzt zusammen.

Menschen, die einst in unserer Zukunft waren, können durch die Begegnung in der Gegenwart zu unserer Vergangenheit werden. Zum Beispiel, wenn die Begegnung sich erfüllt hat. 

Falls die Vertrauensbrücke im Laufe der gemeinsamen Erfahrung gebrochen ist, müssen wir uns nicht belügen und verzeihen (weil es vielleicht nobler wäre, spirituell reifer etc.), wenn unser Herz uns sagt: „Nein, es reicht.“

Doch wir könnten vergeben.

Aus und mit tiefstem Herzen.

Wenn wir es verstanden haben. Denn vergeben bedeutet, zu verstehen, warum etwas passiert ist. Vergeben bedeutet zu sehen, welches Licht da im Schatten auf uns lauerte.

Dann bleibt die Freiheit.

Und die Dankbarkeit.

„Dankbarkeit ist der goldene Teppich,
den wir aus der Vergangenheit weben können,
und der uns durch die Gegenwart hindurch
den Boden der Zukunft bereitet.
Wir selbst können am Webstuhl sitzen
und das Muster gestalten.“

Melanie Ackermann, Autorin und Feinwesen, ist im Land Brandenburg geboren und aufgewachsen. Sie schreibt in Artikeln, Gedichten und Geschichten über Sichtbares und Unsichtbares. Vor kurzem hat sie ihr zweites Buch „Nirima – Das Licht überall“ veröffentlicht. Hier geht es zu ihren Karten und Büchern: https://melanieackermann.de/shop/

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Gastbeitrag
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5 Kommentare

  1. Liebe Melanie, liebe Bettina,
    danke das es möglich ist solche goldenen Worte hier zu lesen, sie sind wie duftende Frühlingsblumen jetzt im November, duftend, leuchtend, herzerfreuend.
    Allen einen gesegneten Tag!

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