ZUNEIGUNG: Ich – Du und Wir
Ist es möglich, tanzend dem intimen Herzen der Liebesbeziehung zu dienen? Seit mehreren Jahren unterrichten wir mit großer Leidenschaft und Freude in unterschiedlichen Formaten den Tango Argentino. Dabei gibt es viele Rückmeldungen wie „Es ist wie Therapie, der Tango hat unsere Beziehung gerettet. Er hat uns wieder zusammengebracht“.
Was hat der Tango an sich, dass dieses Wunder ohne Paartherapeuten geschehen kann?
Ich habe viel darüber nachgedacht und bin vorsichtig mit klaren Antworten, weil ich den Tango nicht einschränken oder benutzen will, er ist in sich frei!
Und doch hat er diese Wirkung auf Paare, vielleicht genau deshalb. Ich kann es aus eigener Erfahrung bestätigen. Je länger ich diese Frage in mir bewege, umso mehr komme ich darauf, dass er uns das Einfache und Wesentliche zur Verfügung stellt, was eine Partnerschaft braucht, um wieder miteinander präsent zu sein:
- einander zuwenden
- sich anschaue
- einladen und beantworten
- einander umarmen
- aufeinander einschwingen und beziehen:
wo bist Du, wo bin ich, wo sind wir? - Sich zuneigen und halten
- gemeinsam in eine Richtung gehen
- sich dem überraschenden Tanz hingeben
- wortlos bedanken
Aus der Bindungsforschung wissen wir, dass diese schlichten einfachen Bewegungen Bindungssignale sind, die wir voneinander verstehen lernen können.
Doch wir haben gelernt, sie nicht zu sehen, zu hören, zu bemerken und zu beantworten.
Der Tango lädt uns dazu ein, diese äußeren und inneren seelischen Bewegungen wieder zu lernen, sie in Harmonie zu bringen, um miteinander zu tanzen und durch das Leben zu gehen.
Er ist der einzige Paartanz, bei dem der nächste Schritt nicht vorgegeben ist. Das macht ihn so wertvoll, für unsere Schritte im Leben, wo wir mit dem Überraschenden und Ungeahnten umgehen lernen müssen.
Wie kann das Erspüren und Einschwingen vom Ich zum Du und vom Du zum Wir für das Paar unter diesen Bedingungen gelingen?
Das sind große und schöne Fragen und es ist eine noch schönere Erfahrung, wenn es gelingt.
„Wirkliche Intimität ist eine heilige Erfahrung. Sie enthüllt niemals ihr geheimes Vertrauen und ihre Zugehörigkeit dem voyeuristischen Auge einer Neonkultur. Echte Intimität kommt von der Seele und die Seele ist reserviert.“ John ó Donohue
In unserem Unterricht beziehen wir die wesentliche Modalität des Spürens, Ahnens, der Präsenz, neben dem Unterrichten der Technik eines Elementes mit ein. Zu lernen, vom Kopf in den Körper zu kommen und sich selbst und auch noch den anderen mitzuspüren ist anfangs oft ungewohnt, doch mit der Zeit, ist es die Kraft des Verstehens und das nonverbale Führungsinstrument im Tango.
Im Tango erkennt man sich selbst und als Paar wieder, in der eigenen Würde und Schönheit. Er berührt uns in Körper und Seele. Intimität kann neu erfahren werden. Gewohnheiten werden bewusst, die der Liebe nicht mehr dienen und Konfliktbehaftetes findet zurück zu harmonischen und wesentlichen Bewegungen.
Der Tango Argentino schenkt uns die Freiheit einander halten zu können und in den unvorhergesehenen Wellen des Tanzes, wie des Lebens, gehalten zu sein.
Mit der Weisheit und Leichtigkeit der Seele und der Umarmung des Tango dem intimen Herzen der Paarbeziehung zu dienen und die Verbindung zueinander immer wiederzufinden, sie zu erfrischen, ist eine kostbare Perle.
Das Lernen geschieht über Erfahrung im Tango tanzen. Beispielsweise können wir nur gemeinsam tanzen, wenn wir uns am Beginn bewusst einander zuneigen.
Ist das nicht eine wunderschöne äußere und innere Bewegung, die der Tango dem Paar schenkt: die Zuneigung wiederzufinden?! Sie ist auch der tragende Boden für den gemeinsamen Tanz durch das Leben.
Paare zu sehen, die diesen Schlüssel für sich und ihre Beziehung wiedergefunden haben, sind für mich wesentliche und beglückende Erfahrungen.
Regina und Rainer Tamkus bieten ein inspirierendes Jahr für Paare 2025 an. https://regina-tamkus.de/tango/