Geschenke, Geschenke, Geschenke…

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Darum geht es doch nicht oder doch? Morgen hat mein Mann Geburtstag und ich habe kein wirklich gutes Geschenk. Wir sind seit 17 Jahren verheiratet und seit 27 Jahren ein Paar. Komisch, dass ich das zur Sprache bringe, denn das soll doch bitte nicht der Grund sein. Aber naja, möglicherweise ist die Dauer, die Selbstverständlichkeit der Beziehung ein Teil des Problems. Ich habe mich natürlich wie jedes Jahr gefragt, was ich ihm schenken soll, und er hatte mir, ebenfalls wie jedes Jahr, versichert, er brauche nichts. Irgendwie ist es auch seltsam. Wir haben ein gemeinsames Konto, was generell notwendig ist, was wir brauchen, erledigen wir direkt. Da warten wir nicht auf Feste oder andere Gelegenheiten. Unsere anderen Wünsche, abseits vom Alltäglichen, bewegen sich dagegen eher im Spektrum: Freiheit, Sicherheit, Gesundheit für unsere Kinder, uns selbst, vielleicht hier und da noch etwas Abenteuer… Doch egal wie, nichts davon lässt sich in Papier eingewickelt, mit Schleife drum auf den Tisch stellen.

Noch dazu hatte ich in den letzten Monaten so viel zu tun, dass ich froh war, dass mir meine Termine bei der Arbeit oder im Privatleben nicht um die Ohren geflogen sind. Ich habe schließlich neben meinem Job einen Roman veröffentlicht. Einen Liebesroman, in dem es interessanterweise im Kern auch ums Schenken und noch mehr ums Annehmen geht; um den Wert echter Verbindung. Da ist es fast schon Ironie des Schicksals, dass ich nun in meiner eigenen, echten Partnerschaft mit leeren Händen dastehe. Wie war das mit dem Schuster und den Leisten?

Weit weg von solch akuten Situationen, gehen einem Sprüche wie „Es geht doch nicht ums Geschenk. Es kommt doch auf ganz andere Dinge an“ leicht über die Lippen. Doch worauf kommt es an? Hätte ich eher daran gedacht, wäre mir vielleicht etwas Schönes eingefallen. Doch es war ja soooo viel zu tun und keine Zeit, um ausgiebig über Geschenke nachzudenken, um ausgiebig an meinen Partner zu denken.

Ich befürchte genau da liegt die Ursache meiner Misere, die sich gern noch potenziert, gerade weil wir schon so lang beieinander sind. Über die Dauer, die Jahre rückt der Partner, die Partnerin schnell in den Hintergrund bei all dem Alltagslärm und der Aufregung um andere Dinge.

Und genau dort stoßen wir auch auf den Kern des Schenkens. Es geht natürlich nicht ums Geschenk, aber es geht darum, dass man an den anderen denkt. Dass man sich gedanklich und tatsächlich Zeit dafür nimmt, um zu überlegen, wie man seinem Gegenüber eine Freude, eine Überraschung bereiten kann. Es geht um Aufmerksamkeit! Die liegt nicht im Geschenk selbst, doch vielleicht auf dem Weg dorthin. Es stellt sich die große Frage: Wie viel Aufmerksamkeit bekommt mein Gegenüber? Wie viel Zeit meines Tages schenke ich ihm oder ihr? Interessiere ich mich wirklich für die Wünsche, für das, was ihn oder sie bewegt?

In meiner Verzweiflung bin ich gestern nochmal losgelaufen und habe ein paar Kleinigkeiten besorgt. Sinnlos und überflüssig möchte man meinen, doch die sind nur ein Symbol für etwas ganz anderes. Diese Dinge sind ein Symbol für etwas, an das ich zum Glück doch schon vor Wochen gedacht hatte. Ich hatte mir nämlich einen Tag Urlaub genommen, nur für seinen Geburtstag. Ich wusste, bei all dem Trubel um mein Buch, wird Zeit ein rares Gut sein und so wollte ich meinem Mann zumindest an seinem Geburtstag meine volle Aufmerksamkeit schenken können. Denn was nützt das größte Geschenk oder eine riesige Anzahl an Präsenten, wenn sie nicht verbunden sind, mit dem, was tatsächlich dahinterstecken sollte? Was allen Geschenken dieser Welt zugrunde liegen sollte, kann man zum Glück auch ohne Paket in der Hand dem anderen zuteilwerden lassen, in jedem einzelnen Moment. Ich spreche natürlich von Zeit verbunden mit echter, ernst gemeinter
Aufmerksamkeit.

Stephanie Steinhardt, Autorin. Ihr Roman „Das rote Vogelmädchen“ ist im August 2024 im
LebensGut-Verlag erschienen. Er ist der perfekte Begleiter, nicht nur für den Advent.

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Gastbeitrag
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3 Kommentare

  1. Hm, das klingt mir eher nach einer verdeckten Werbung für das Buch, ehrlich gesagt. Falls der Artikel doch ein Aufruf zu Vorschlägen sein sollte, empfehle ich die rote Schleife um deinen Leib und die Inszenierung eines Sinnestages für euch beide.

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