Den eigenen Platz einnehmen

Lesezeit 4 Minuten –

Vor ein paar Tagen habe ich den Film „Yesterday“ noch einmal angeschaut. Es ist der Film, in dem einem jungen Mann klar wird, dass er – nach einer merkwürdigen Begebenheit – der einzige Mensch ist, der sich an die Beatles erinnert. 

Ich habe den Film inzwischen zum fünften Mal gesehen und entdecke immer wieder neue Facetten. Diesmal habe ich vor allem das schale Gefühl wahrgenommen, das sich durch den größten Teil der Geschichte zieht. Das schale Gefühl, das Menschen in sich tragen, wenn sie spüren, dass sie nicht den für sie gemeinten Platz eingenommen haben. Das schale Gefühl, wenn sie im Inneren wissen, dass sie ihren eigenen Platz (noch) nicht eingenommen haben.

Dass mir dieser Aspekt besonders bewusst wurde, liegt wahrscheinlich daran, dass wir in unserem Projekt am Steigerhaus seit einiger Zeit unseren Fokus auf diese Frage des Menschseins gerichtet haben: 

Was bedeutet es eigentlich, den eigenen Platz einzunehmen?

Ich spüre, dass es weniger darum geht, den für immer genau passenden Menschen, die für immer richtige Berufung oder den perfekten Ort zu finden oder das zu bekommen oder zu erreichen, was ich als Mensch unbedingt haben will.

Vielmehr geht es aus meiner Sicht darum, jetzt gerade ganz ich selbst zu sein, in diesem Augenblick zu spüren, ob ich in dieser Situation als diejenige agieren kann, die ich bin. Ob ich in der Umgebung bin, in der ich mit meinem Wesen angenommen bin, in der ich mich nicht mit Masken, Fassaden oder Unaufrichtigkeiten „hinein passend“ mache. 

Ob ich da, wo ich mich befinde, meine Talente und Gaben hervorzaubere und es eine Resonanz auf sie gibt. Ob ich mir eine Umgebung geschaffen habe, in der es mir gelingt, meinen Körper vollständig zu bewohnen und mich darin heimisch zu fühlen. 
Bin ich mit Menschen, die meine Energie schätzen und würdigen und mit denen ich gemeinsam wachsen kann? Fühle ich Verbundenheit? Fühle ich eine Sinnhaftigkeit und höre ich, was das Leben von mir will?  
Die Form, in der sich das „am Platz sein“ ausdrückt, kann sich dabei meiner Ansicht nach immer wieder wandeln und ist ganz individuell.  
Wenn ich dieses innere Gefühl von Stimmigkeit habe, mein hohes Selbst also immer wieder ein „Ja“ verlauten lässt, dann weiß ich, dass ich auch meinen Platz in der größeren Ordnung einnehme. Und wenn nicht, dann wird mir das Leben sehr klar signalisieren, dass ich auf dem Holzweg bin. 😉

Wenn mir dies als typischer Mensch geschieht, werde ich versuchen, meinen Anteil an der Situation zu erkennen, werde dabei auch versuchen, gnädig mit mir zu sein und mich ganz „permaliebend“ (in der stetigen Ausrichtung auf die Liebe) einfach wieder neu auszurichten. 
Allein durch diese gesetzte Intention nehmen wir immer mehr und immer öfter den eigenen Platz in der größeren Ordnung ein.
In unserer zivilisierten Gesellschaft hatten wir oft keine Rituale wie Jugendliche in Naturvölkern, die an der Schwelle zum Erwachsen werden z.B. zur Visionssuche aufbrechen, um in der Natur und im tiefen Kontakt mit der eigenen Innenwelt Bilder und Hinweise zu erhalten, die sie an ihren Platz in der Gemeinschaft führen.

Aber wir können der darin liegenden Botschaft folgen, die uns im Übrigen alle Weisheitstraditionen und Religionen an die Hand geben: 
„Wenn Du eine Frage hast, geh nach innen.“ Wenn Du also Deinen Platz einnehmen möchtest, dann richte immer wieder Deinen Blick von außen nach innen.

Matthias (mein Projektpartner und Mann) und ich fühlen uns sehr an unserem Platz, wenn wir anderen Menschen die Möglichkeit bieten, genau diese Innenreise anzutreten. Hier bei uns am Steigerhaus fällt uns das ungleich leichter. Der Ort ist durch seine Abgeschiedenheit im Wald eine immerwährende Einladung, zu sich selbst zurückzukehren. 
Als Paar fühlen wir uns an unserem Platz, wenn wir – ganz praktisch anhand unserer Beziehung – an der Frage nach dem neuen Miteinander von Mann und Frau forschen und wenn wir auch mit unserem Seminar für andere Paare diese Räume bei uns öffnen und mit ihnen gemeinsam forschen.

Wie sehr fühlst Du Dich zum Zeitpunkt des Lesens dieses Artikels an Deinem Platz? 

Wie gelingt es Dir aktuell, die Reise nach innen anzutreten?

Ich bin gespannt, von Deiner Resonanz auf meine Gedanken zu lesen…

Sharing is caring 🧡
Jumana Mattukat
Jumana Mattukat

Seit drei Jahren lebe ich nun schon hier im Wald. Kein Tag gleicht dem anderen. Aber eines eint die glücklichsten Tage: ihre Einfachheit. Wenn Du mehr in die Waldenergie eintauchen möchtest: https://t.me/stimmedeswaldes. Oder mehr über alle unsere Projekte: www.steigerhaus.jetzt

6 Kommentare

  1. ….mmmm, liebe Jumana, DANKE ❤️ für Deine anregenden Fragestellungen…..wundervoll ;D….ich nehme sie mir mit in diesenmeinen Neumondtag und spüre schon jetzt beglückende Ahnungen wachgeküßt in mir….die „aufs Papier fließen “ wollen…..
    Du hast soooo eine “ feine Feder“ – Du nährst das „newslichter“- Feld hier soooo fein …..wow….ein Glück, von Dir hier lesen zu können!!!!

    Von Herzen,
    Dagmar

  2. Liebe Dagmar, Deine feine Feder wiederum schrieb sich direkt in mein Herz. Ich bin sehr berührt von Deinen Worten. Danke sehr.
    Alles Liebe
    Jumana

    • Sehr berührend …herzlichen Dank aus der Eifel ins Steigerhaus…
      wohltuend zu lesen, dass Es möglich ist …hineinzuwachsen…ins Innere und dann im Aussen sichtbar werden…

  3. Wow liebe Jumana! Danke für die Erinnerung, dass es auf das „Jetzt“ ankommt – im Jetzt dort zu sein, wo man wirklich gerade sein will und wo es sich gut anfühlt. Das berührt mich sehr und entspannt mich auch, dass man nicht den ganz großen Plan von seinem Leben haben muss, sondern Schritt für Schritt leben darf, damit es sich gut anfühlt und man glücklich und in der Liebe ist.
    Herzensgrüße
    Katrin

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