Identifikationen auflösen

Auch im neuen Jahr beschäftigt mich das Thema: alte innere Identifikationen auflösen und das Finden unseres ureigenen Wesens. Viele Menschen befinden sich in Wandlungsprozessen und manchmal kann es passieren, dass wir darin feststecken. Negativität und ständige schlechte Stimmung, Abhängigkeiten, Kraftlosigkeit, Verweigerung, Krankheit und Nichtwissen können uns diese Situation deutlich machen. Heute möchte ich darauf eingehen, wie Identifikationen entstehen. Hier sind einige Beispiele für anerzogene Identifikationen, die viele Menschen unbewusst angenommen haben.
1. Die/der Starke
Herkunft: „Zeig keine Schwäche, sonst wirst du ausgenutzt.“
Verhalten: Vermeidung, Gefühle wie Traurigkeit oder Verletzlichkeit zu zeigen. Immer für andere da sein, selbst wenn es zu viel wird.
Muster: Unterdrückte Emotionen, oft begleitet von Erschöpfung oder innerer Distanz.
2. Der/die Perfekte
Herkunft: In der Kindheit wurde Lob nur für Leistung gegeben.
Verhalten: Übermäßiges, emotionales Reagieren auf Kritik.
Muster: Erfolg definiert den eigenen Wert; Pausen oder Ruhephasen erzeugen Schuldgefühle.
3. Das brave Kind
Herkunft: „Mach keinen Ärger und sei immer höflich.“
Verhalten: Unterdrückung eigener Bedürfnisse, um Konflikte zu vermeiden. Ständiges Streben, anderen zu gefallen.
Muster: Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen oder für sich selbst einzustehen.
4. Die/der alles Wissende
Herkunft: „Du musst immer alles verstehen und kontrollieren.“
Verhalten: Zwang, alles zu analysieren oder die beste Lösung zu finden. Angst, Fehler zu machen oder etwas nicht zu wissen.
Muster: Perfektionismus und Überforderung durch ständige Suche nach Sicherheit.
5. Der/die Familienverpflichtete
Herkunft: „Die Familie kommt immer zuerst.“
Verhalten: Übernahme der Verantwortung für alle familiären Probleme, auch auf eigene Kosten.
Muster: Schuldgefühle, wenn man persönliche Wünsche vor die der Familie stellt.
6. Die/der angepasste Mensch
Herkunft: „Füge dich, dann wirst du akzeptiert.“
Verhalten: Anpassung an Gruppenerwartungen, selbst wenn sie den eigenen Werten widersprechen.
Muster: Verlust des eigenen Standpunkts, um nicht aufzufallen oder ausgeschlossen zu werden.
Das Bedürfnis nach Abgrenzung
Das gegenteilige Muster zeigt sich im Glauben: „Ich muss unabhängig sein und niemandem helfen, um frei zu sein.“
Hier liegt der Fokus darauf, sich aus Beziehungen und Verpflichtungen zurückzuziehen, um die eigene Autonomie zu bewahren. Oft wird jede Form von Unterstützung oder Nähe als Einschränkung wahrgenommen. Diese Haltung kann jedoch ebenfalls zu einem Ungleichgewicht führen, wodurch sie zu emotionaler Distanz und Isolation beiträgt.
Ein erster Schritt zur Auflösung deiner alten Identifikationen ist, sie zu erkennen
1) Dazu kann es dienlich sein, dich mit deinen Geschwistern oder anderen Familienangehörigen auszutauschen. Dazu kannst du die Klassifizierungen miteinbeziehen. Tausche dich auch mit FreundInnen oder PartnerInnen darüber aus, wie sie dich erleben.
2) Nimm dir Zeit und schreibe dir auf, was dir in Beziehungen schwerfällt. Zum Beispiel: Nein zu sagen, Angst etwas falsch zu machen oder vereinnahmt zu werden. Gleiche es mit den Klassifikationen ab. Es ist möglich, dass du dich bei mehreren Typen wiederfindest. Wenn sich Mischformen ergeben, dann fühle nach, mit welcher du dich am verbundenen fühlst.
3) Lass los durch Handlung. Verändere bewusst dein Verhalten. Zum Beispiel: Wenn du dich bisher als „stets perfektionistisch“ identifiziert hast, versuche absichtlich, eine Aufgabe unperfekt zu erledigen – und beobachte, wie du dich dabei fühlst.
4) Sei lieb mit dir und erkenne, dass diese inneren Anteile aus einer kindlichen emotionalen Not entstanden sind. Das was dich heute einengt, hat dich früher geschützt.
5) Humor
Wenn ich loslasse,
was ich bin,
werde ich,
was ich sein könnte.
Wenn ich loslasse,
was ich habe,
bekomme ich,
was ich brauche. Laotse
In meinen Seminaren und Ausbildungen unterstütze ich Menschen, alte Identifikationen zu erkennen, aufzulösen und immer mehr aus der inneren Freiheit heraus zu leben.