Interview-Partner*in gefunden!

Lesezeit 3 Minuten –

Es begann mit einem einfachen Aufruf – und entwickelte sich zu einer wahren Welle der Resonanz. Im Januar suchte ich Menschen, die ihre Erfahrungen mit schwierigen familiären Beziehungen zu den Eltern und Geschwistern teilen wollten.

Das Ergebnis: 20 beeindruckende Geschichten, voller Emotionen, Herausforderungen und persönlicher Erkenntnisse. (Anm. der Autorin: Zu den Beziehungen zu den Geschwistern werde ich einen separaten Artikel schreiben.)

Warum fällt es so vielen Menschen schwer, eine gesunde Verbindung zu ihren Eltern zu halten? Welche Strategien haben sie entwickelt, um mit Enttäuschung, Zurückweisung oder gar dem vollständigen Kontaktabbruch umzugehen? Und was wünschen sie sich für die Zukunft?

In meinen Interviews wurde mir eines schnell klar: Die Vergangenheit wirkt oft tief in das heutige Leben hinein – doch es gibt Wege, alte Wunden zu heilen und neue Bindungen aufzubauen.

Wünsche der Interview-Partner

Die erwachsenen Kinder sehnen sich nach einer Zukunft, in der die Beziehung zu ihren Eltern von mehr Empathie, Verständnis und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Sie wünschen sich Begegnungen, die nicht von Erwartungen und alten Rollenbildern belastet sind, sondern von echtem, liebevollem Austausch.

Und eines ist allen Interview-Partner: innen bewusst: Niemand kann einen anderen Menschen „heilen“ oder verändern. Veränderung beginnt bei einem selbst. Auf dieser Reise der Selbstreflexion haben sie mich an ihren persönlichen Erfahrungen teilhaben lassen. Viele von ihnen kämpfen immer wieder mit Herausforderungen im Leben – gescheiterte Beziehungen, wiederkehrende Muster aus Enttäuschung und Frustration.

Die meisten haben erkannt, dass die Wurzeln dieser Schwierigkeiten oft in ihrer Kindheit liegen – in frühen Bindungsverletzungen, in unausgesprochenen Erwartungen und tief sitzenden Prägungen. Einige beschäftigen sich schon lange mit ihrer Vergangenheit, andere haben therapeutische Unterstützung gesucht, um Antworten zu finden. Trotz aller Hindernisse eint sie die Hoffnung auf Veränderung – auf einen Weg, der sie zu mehr innerem Frieden und authentischen Beziehungen führt.

Das Nachholen von positiven Bindungserfahrungen

Auch im Erwachsenenalter ist es möglich, positive Bindungserfahrungen nachzuholen und emotionale Nähe zu vertiefen. Entscheidend ist dabei die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen sowie das aktive Pflegen von Beziehungen. Offene Gespräche mit vertrauten Menschen – sei es der Partner, Freunde oder eine unterstützende Gemeinschaft – fördern Vertrauen und emotionale Sicherheit.

Der Austausch in Gruppen, Workshops oder gemeinsamen Aktivitäten kann helfen, neue Bindungen aufzubauen. Hobbys und ehrenamtliche Tätigkeiten bieten Gelegenheiten, Gleichgesinnte kennenzulernen und das soziale Netzwerk zu erweitern. Durch regelmäßige Reflexion der eigenen Erfahrungen und Gefühle lässt sich ein tieferes Verständnis für zwischenmenschliche Dynamiken entwickeln.

Von besonderer Bedeutung ist die Möglichkeit, auch in der Beziehung zu den eigenen Eltern heilende Bindungserfahrungen zu machen – selbst wenn man längst erwachsen ist. Der Wunsch nach Versöhnung mit der eigenen Herkunftsfamilie ist tief verwurzelt. Eine Konfrontation im direkten Gespräch mit den Eltern ist nicht zwingend notwendig, doch sie kann, wenn sie unter unterstützender Begleitung stattfindet, eine tiefgehende Veränderung bewirken. Es geht darum, das Vergangene anzuerkennen, ohne es zu bewerten, und eine neue innere Haltung zu entwickeln. In der Begegnung mit den Eltern, erfahren die Kinder im Dialog, dass sie endlich gesehen und gehört werden. Das schafft auf jeden Fall Bindung!

Ein stabiles Urvertrauen bildet die Grundlage für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben. Dieser innere Prozess kann in jedem Lebensabschnitt beginnen. Mit Geduld, bewährten Methoden und professioneller Begleitung können Menschen Schritt für Schritt, ihr Vertrauen in sich selbst und in zwischenmenschliche Beziehungen stärken – auch zu den Eltern – und dadurch zu mehr Lebensqualität und innerem Frieden finden.

Mein Fazit:

Die Erkenntnisse aus den Interviews zeigen, wie essenziell es ist, unsere eigene Geschichte anzunehmen und zu verarbeiten. Jeder Schritt in Richtung Verständnis und Versöhnung – sei es gegenüber anderen oder sich selbst – ebnet den Weg zu einem erfüllten Leben.

Erinnere dich stets daran: Du hast die Kraft, deine Vergangenheit nicht nur zu akzeptieren, sondern sie in eine Quelle der Stärke zu verwandeln. Dein Leben liegt in deinen Händen – gestalte es mit Mut, Liebe und Achtsamkeit.

Herzensgrüße und ein großer Dank an alle Interview-Partner: innen.

Petra Droll

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Petra Droll
Petra Droll

Als Systemische Familiendialog-Begleiterin (nach Maxima Elke C. Post) unterstütze ich Menschen, die die Familie als Kraft, Stärke und Halt nachhaltig wieder aufbauen wollen. Meine Aufgabe ist, das Generationenpaar einfühlsam, ehrlich und liebevoll ins Gespräch zu bringen, alte Traumata und gemeinsame Ressourcen zur Sprache zu bringen. Die Eltern müssen sich nicht rechtfertigen und die erwachsenen Kinder bekommen Raum für ihre Verletzungen und werden von den Eltern gesehen und gehört. Das macht eine tiefe nachhaltige Verbindung.

2 Kommentare

  1. Liebe Petra!
    Die von dir beschriebenen Erkenntniss kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen, die ich hier bei den neweslichtern ja schon häufiger beschrieben habe – und das auf meiner Webseite nach wie vor tue, und ich wünsche allen den Mut, sich dieser Heilarbeit „zu stellen“. ES LOHNT SICH!!! Für inneren und schließlich auch äußeren Frieden.

    Herzensgrüße
    Imke

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