Wenn wir mit den Worten spielten

Wie wäre es wenn wir uns nicht mehr ins Wort fallen würden
Sondern uns stattdessen ins Wort hinein-fallen ließen
Ganz tief hinein
Bis zum Grund seines Wesens
Seiner wahren Bedeutung
Radikal – radix -bis zur Wurzel
Oder wir uns an den Vorw-ort bis vor das Wort begäben
Bis vor ihre Be-deutung
Und es ganz neu deuteten
Wenn wir nicht blind äußeren Autoritäten gehorchten
Sondern stattdessen gehorsam gingen und horchten
Wenn wir uns ganz den Worten hin-gäben
Uns also gäben mit allem, was wir sind
Wenn wir die Worte dann empfingen
Mit offenen Armen und offenen Herzen
Statt sie aus uns herauszupressen oder zu quetschen
Wenn wir nur dann schreibten und sprächen
Wenn wir unsere Worte achtsam aus-wählten,
eine Auswahl träfen und sie nicht blindlings
blind- nicht in ihren wahren Kern sehend und fühlend-
aus uns herausschössen
das Schießen der Worte, ja, es kann auch verletzen
wenn das Wort nun ganz durchdrungen wäre,
wir uns erst tief mit seinem Sinn verbunden hätten,
es einmal durch Herz und Bauch und Körper gewandert wäre
und erst dann zum Aus-druck gebracht würde
dann würden wir vielleicht tatsächlich UNS selbst zum Ausdruck bringen
nicht mehr Meinungen
nicht mehr Rechthaberei (das Recht HABEN, geht das überhaupt?)
Wir könnten stattdessen glücklich sein (das Glück sein, oh wie schön!)
und voll Freude mit den Worten spielen
uns mit den Menschen und Situationen verbinden, aus denen sie
hervorkamen (hervor-kommen wie etwas, das langsam aufsteigt und erst dann auftaucht)
die Phantasie in uns ausdehnen und erahnen, wie wohl dieses oder jenes Wort entstanden ist:
Haben Kinder gerade mit Murmeln gespielt als ein alter Mensch im Schaukelstuhl wippte, zufrieden, aber unverständlich vor sich hin sprach, und es sich anhörte, wie wenn man Murmeln aneinander reibt?
Oder war es umgekehrt? Das menschliche Murmeln war zuerst da und Kinder, die es hörten, nannten ihr Spiel mit Glaskugeln Murmeln?
Ich fühle: den Worten gefällt es, wenn wir sie einmal ganz sehen, in ihrer Pracht, in ihrer Herkunft.
Ich fühle in diesem Augenblick meine tiefe Liebe zur Wort-schöpfung, zur Sprache
Sie ist in die Welt gekommen, um uns miteinander zu verbinden
damit wir einander leichter verstehen,
nicht um uns voneinander zu trennen
Bevor ich zu viele Worte oder mich in Einzelheiten verliere (sich verlieren ist wahrhaftig ein Ver-lust, ohne Lust) beende ich meinen Ausflug in das Durchdringen der Worte.
Ich mache mir bewusst, welchen Schatz ich mit ihnen in mir trage. So viele wunderbare Worte stehen mir zur Verfügung.
Ich möchte aus diesem Schatz noch mehr, mit Bedacht und Achtsamkeit (voller Achtung) die Worte wählen, die mich in Verbindung bringen: mit mir, mit Dir, mit dem Lebendigen.
Danke, Ihr lieben Wortwesen, dass Ihr mich heute früh mit Eurem zarten Aufsteigen so sanft geweckt habt!
Liebe Jumana, danke für dieses dein Spiel mit den Worten und den Wörtern. Das macht richtig Lust aufs Selber-Spielen und auf Entdeckungsreise. In die eigene Welt, die der Wörter und die der Verbindung. Wunderschön!
Liebe Dorothee, es freut mich sehr, das zu lesen. Viel Freude beim Spielen :-)))
Alles Liebe zu Dir hin
…mmmm, auch ein wunderwunderschöner Impuls für meine Morgenseiten, liebe Jumana…….und…..ich liebe Deine Kreation „Wortwesen“ ❤️ 🫶wow, damit kann ich sehr viel anfangen :)….da mach ich gleich damit ein „Akrostichon“…….sooo fein, Deine Feder heute wieder…..pure Poesievibes küssen gerade meine Kreativität wach….
DANKE ❤️ 🫶 für Dein achtsames Texten, Dein liebevolles Nähren des newslichter – Feldes!!!
Dagmar
Liebe Dagmar, vielen lieben Dank für Deine so liebevollen Worte, Deine Resonanz bringt mir Freude!
Alles Liebe