Gott in Beziehung – Trinitatis

Der Sonntag nach Pfingsten feiert „Gott in Beziehung“, den „dreieinigen“ Gott. Kein leichter Feiertag, oft übergangen. Auch ich fand den Tag lange Zeit schwierig, auf keinen Fall wollte ich einen Drei-Männer-Gott feiern. Doch mit „Gott in Beziehung“ kann ich etwas anfangen und je schwerer „diese Welt“ – wir! – mit Verschiedenheit zurechtkommen, desto mehr.
Der Gedanke von „drei Gött*innen in eine*r“ ist kein genuin christlicher Gedanke. Die „alten Göttinnen“ kamen oft zu dritt – als Tochter, Mutter und Alte Weise / Todin.
Hier war der Gedanke wichtig, dass das Leben immer in Zyklen verläuft (wie in der Natur). So wurde die Lebenswirklichkeit in der Göttin abgebildet.
Später dann gab es oft die Mutter (und den Vater) mit dem Kind (Sohn) – vor allem die Statuen von Isis und Horus aus dem ägyptischen Umfeld sind mit Darstellungen von Maria mit Jesus durchaus zu verwechseln.
Mit dem Siegeszug des Patriarchats blieb nur noch der (männliche) Gott übrig, nicht mehr Eltern und Kind, sondern Vater, Sohn und Geist. Und auch wenn „Geist“ im Hebräischen Ruach ist und weiblich – die meistgenutzte Formel im christlichen Gottesdienst ist nach wie vor „im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Was leider die – weibliche – Hälfte der Lebenswirklichkeit vollkommen ausblendet.
Das ist eine Verkürzung der – von uns erlebten, menschlichen, erd-gebundenen – Wirklichkeit. Wir sind alle – in uns, in Beziehung zu anderen, in unserem sexuellen, intellektuellen und spirituellen sowie genetischen Ausprägungen – verschieden. Und es ist schon recht herausfordernd, immer wieder mit uns selbst in allen Facetten und miteinander in Beziehung zu gehen.
Im Moment scheint es mir besonders schwierig. In einer Welt, die immer komplexer wird, von der wir mehr und mehr Wissen haben, das wir nicht integrieren und mit unseren inneren Programme überein bringen können. Da scheint es einfacher, alte, weniger komplexe „Lösungen“ wieder hervorzuholen.
Wie wundervoll dann, es von Gott/Göttin (oder wie immer wir das Geheimnis des Lebens nennen) vorgemacht zu bekommen: In komplexen Beziehungen zu sein, ist bereichernd, ja göttlich!
Darum ist mir die göttliche Dreieinigkeit eine bedeutsame „Erkenntnis“ Gottes.
Nicht als Drei-Männer-Gott, sondern als Gott in Beziehung, in dynamischer Bewegung, in lebendigem Austausch mit sich und der Welt.
Und, fast noch wichtiger: als Geheimnis.
Als unzureichende, doch offene Beschreibung.
Die immer wieder neu und noch geheimnisvoller gedacht, gefühlt, „gesehen“ und diskutiert werden darf.
Für mich ist in der Dreieinigkeit das Geheimnisvolle der göttlichen Kraft zum Ausdruck gebracht und gewahrt. Das tut mir gut.