Das Wilde und das Heilige schützen
„Für alle Kinder: Für diejenigen, die die Wogen der See durchschwimmen, für die in den Schollen der Erde, für die Kinder der Blumen in den Wiesen und der Bäume des Waldes, für all jene Kinder, die durch die Weite des Landes wandern, und für die geflügelten, die mit den Winden ziehen. Und auch für die menschlichen Kinder, auf dass alle Kinder in Zukunft zusammenkommen in der ganzen Vielfalt ihrer Herkunft und ihres Miteinanderseins.“
Dieses Widmung steht dem Buch Das Wilde und das Heilige: The Great Work – Unser Weg in die Zukunft von Thomas Berry voran und es spiegelt den ganzen Spirit des Werkes, das als ein Standardwerk der Tiefenökologie und der Spiritualität gilt und nun endlich in deutscher Sprache im Arun Verlag erschienen ist. Es ist von einer so umfassenden Tiefe und Weisheit, so dass es sich mir nur Stück für Stück erschließt und deswegen als gute Nacht Lektüre seit Wochen neben meinem Bett liegt.
Der Titel „Das Wilde und das Heilige“ berührte mich sofort auf eigentümliche Weise und so fragte ich beim Verlag nach, wie dieser Titel in Abweichung zum englischen Original zu Stande kam. Hier die schöne Antwort: „Der Titel ist auch die Überschrift des fünften Kapitels und es schien uns eine gute Beschreibung dessen, worauf es Berry ankommt. Ich denke, ohne eine Ehrfurcht vor dem Wilden, der Wildnis (innen wie außen) und einem Sinn für das Heilige (als Erkennen der dem Leben innewohnenden Schönheit, die sich in jedem einzelnen Sein manifestiert) sind unsere ganzen politischen und ökologischen Überlegungen zur Rettung unseres Planeten zum Scheitern verurteilt. Deshalb erschien uns dieser Titel als sehr passend für das Buch, weil wir hoffen, dass immer mehr Menschen das Wilde achten lernen (und es so sein lassen können wie es ist) und das Heilige in ihrer ganz alltäglichen Umgebung, in jedem Menschen, jedem Tier, jeder Pflanze erkennen und deshalb schützen mögen.“
Thomas Berry verbindet auf einzigartige Weise seinen wissenschaftlichen Hintergrund mit seiner spirituellen Sichtweise des Lebens und entwickelt eine Vision eines zukunftsfähigen Zusammenlebens auf dieser Erde, die Ökologie, soziales Engagement, Politik, Erziehung und Spiritualität umfasst. Er spricht auf ergreifende Weise vom Wunder unserer Welt, bezeichnet unseren Planeten als den „Garten des Universums“ und ermutigt uns der Erde in einer Weise des gegenseitigen Segnens zu begegnen. Berry tritt den Herausforderungen unserer Zeit mit einem mitfühlenden, weiten Herzen und einem großen Optimismus entgegen, untersucht scharfsinnig die kulturellen Gründe für unser oft ausbeuterisches Verhalten und plädiert in berührender Sprache für eine nachhaltige Gemeinschaft.
Zur Person Thomas Berry(1914 – 2009):
Theologe, Kulturhistoriker, Sinologe und Tiefenökologe lehrte an verschiedenen amerikanischen Universitäten, war Präsident der American Teilhard Association und Gründer des Riverdale Centers of Religious Research. Neben vielen akademischen auszeichnungen war er Ehrenmitglied des Club of Budapest. Hier zur Website der Thomas Berry Foundation.