Die Gefühlsprofilerin

Miriam Kalliwoda Foto: Bibbie Friman

Miriam Kalliwoda Foto: Bibbie Friman

Von Miriam Kalliwoda. Schon als Kind träumte ich davon, wie Angela Lansbury in „Mord ist ihr Hobby“ zu sein, nämlich eine Schriftstellerin, die nebenbei Kriminalfälle löst. Ich war damals so stolz auf meine Schreibmaschine, auf der ich – aus meiner Sicht – die tollsten und spannendsten Kriminalfälle niederschrieb. Doch als ich diese Geschichten meiner Familie präsentierte, fanden sie diese leider weder spannend noch lustig.

So gab ich nach einiger Zeit das Schreiben auf. Auch wenn ich in der Schule immer gute Noten für meine Essays und Aufsätze erhielt, glaubte ein Teil in mir, dass ich nicht schreiben könnte.

Ich gab den Traum von einer schreibenden Detektivin auf, bin aber seit über 15 Jahren bei der Berliner Kriminalpolizei tätig.
Als meine Ehe 2009 in die Brüche ging, hatte ich das Gefühl, dass die Straftaten, denen ich sonst in meinem Beruf nachging, auf einmal in meinem Inneren herrschten.
Mein Leben fühlte sich so chaotisch an und das machte mir große Angst. Ich wollte eigentlich nur mein altes Leben zurück und begab mich auf eine innere Reise, auf der ich viel mehr fand, als ich je zu träumen gewagt hatte.

Auf meinem ersten Seminar mit Eva-Maria Zurhorst und Chameli Ardagh entstand am Ende des Workshops die Sehnsucht, ein Buch zu schreiben. Wir waren dort ca. 90 Frauen und Chameli Ardagh stellte sinngemäß die Frage: Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?
Also nahm ich all meinen Mut zusammen, stand auf, ergriff das Mikrophon und sprach. Ich weiß gar nicht mehr genau, was ich erzählt habe, aber meine Worte berührten die anderen Teilnehmerinnen und das Feedback im Anschluss war überwältigend.

Eva-Maria Zurhorst sagte bei der Verabschiedung zu mir, dass ich doch rausgehen und es allen erzählen sollte. Ich weiß nicht, wie sie es gemeint hat, aber in diesem Moment wusste ich, dass ich ein Buch schreiben werde. Ich spürte, dass ich etwas zu erzählen hatte und dies mit anderen teilen wollte, und da erinnerte ich mich wieder an Angela Lansbury bzw. Jessica Fletcher, wie sie in der Serie heißt. Ich schrieb und schrieb voller Kreativität und Leidenschaft und war immer wieder von mir selbst überrascht. Ich schrieb eine Art Biografie und schicke das Manuskript an einige Verlagshäuser.

Nach diversen Absagen bekam ich den Tipp, mir einen Buchcoach zu nehmen, um mit ihrer Hilfe ein gutes Exposé für die Verlagshäuser zu verfassen. Sie gab mir den Rat, dass ich meinen erlernten Umgang mit meinen Gedanken, Gefühlen, Verhaltensweisen genauso aufschreiben sollte und andere daran ebenso Gefallen finden werden.

Und so schrieb ich über meine innere Detektivin und die inneren Tatorte und wie wir in uns Spuren und Beweise sichern können, um auf diese Weise Blockaden zu lösen und in unserem Gefühlschaos Ordnung schaffen zu können. Mein Wunschverlag meldete sich und jetzt, am 17. August 2015, einen Tag nach meinem 36. Geburtstag, erscheint mein erstes Buch „Der Gefühlsprofiler“  beim Goldmann Verlag.

Ich habe nie aufgegeben, meinem Herzen, dieser inneren Stimme zu folgen. Das Schreiben, die Zusage meines Wunschverlages, der Prozess bis zur Erscheinung, die Veröffentlichung – all das hat viel in mir bewegt und tut es noch immer.

Ich habe so viel gelernt, ganz besonders, dass Träume wahr werden können. Vielleicht nicht genau so, wie wir sie als Kind hatten, und in einem anderen Tempo, als wir es uns vorgestellt haben, aber hier schreibe ich nun, auf meinem Laptop und erzähle von den wohl spannendsten und realistischsten Kriminalfällen, die voller Drama, Langeweile, Mut, Trauer, Liebe und so vielem mehr sind.

Für mich bin ich die schriftstellerische Detektivin geworden und habe mir dazu noch meine eigene innere Detektivin erschaffen. Meine Krise, mein Gefühlschaos, diese schmerzhafte Zeit hat mir diesen Weg geebnet. Dafür bin ich heute sehr dankbar.

gefühlsprofilerÜber mein Buch Der Gefühlsprofiler : Plötzliche Ereignisse, wiederkehrende Belastungen können uns stark beeinträchtigen und in ein Gefühlschaos stürzen. Wir lassen uns in diesen Situationen meist von unseren Gedanken und Gefühlen vereinnahmen, weil wir nie gelernt haben, dass, was gerade schon in uns ist, erst einmal nur wahr- und anzunehmen. Wir suchen dann nach Strategien und Auswegen, um das Gefühl nicht wirklich fühlen zu müssen oder wir beißen uns an einem Gefühl fest und können dann nichts anderes mehr spüren.

Ich bin Kriminaloberkommissarin und habe in meinem Beruf einen strukturierten Umgang mit meinen Gedanken und Gefühlen erlernt. Um aber lebendig, authentisch und immer noch mit mir selbst verbunden sein zu können, habe ich eine liebevolle, verspielte Art entwickelt, um objektiv und mit einer gewissen Distanz mich selbst beobachten und wahrnehmen zu können: den inneren Ermittler.

In meinem Buch geht es darum, sich mit Hilfe des eigenen Ermittlers auf eine innere Tatortarbeit zu begeben, um dort Tatorte aufzuspüren, Beweise zu sichern, Zeugen zu befragen, Tätern auf die Schliche zu kommen und damit innere Blockaden zu lösen. Der innere Detektiv hilft dabei, alles mit einer gewissen Neutralität zu beobachten, um schließlich ein selbstbestimmtes, freieres Leben führen zu können.

Über Miriam: Miriam Kalliwoda, geboren 1979, Kriminaloberkommissarin bei der Kripo Berlin, bildet unter anderem angehende Polizeibeamte im Strafrecht aus. In ihrer Freizeit arbeitet Miriam Kalliwoda als psychologische Beraterin (Soulmover.de), engagiert sich bei der Organisation awakening women für die Frauenarbeit und ist als Lifedancing Trainerin, einer freien Tanz- und Bewegungsmethode für Körperarbeit, tätig.

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