Die Heilkraft der Worte

Foto: Sabrina Gundert

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Von Sabrina Gundert. Ich glaube an die Heilkraft der Worte. Daran, dass Worte Medizin sein können. Denn wie oft waren es die Worte – zusammen mit der Stille, aus der sie entstanden sind und in der sie gewirkt haben – die mich getragen, aufgefangen und auf einer neuen Ebene wieder abgesetzt haben.

Sprache, die aus der großen – inneren – Stille aufsteigt, hat Wandlungskraft und ist tiefe Friedensarbeit, sagt die Autorin Anna Platsch im Buch „Auf dem Herzensweg – Lebensgeschichten spiritueller Frauen“. Das erlebe ich ebenso.

Es sind Worte, die mich immer wieder anbinden an meine Kraft. Die mich aufrichten, wenn ich strauchle, zweifle. Weil sie mich fühlen lassen, dass da ein Mensch ist, der ebenso empfunden hat. Ein Mensch, der seine Empfindung in jenen Worten aufgeschrieben hat – und der mich die Verbindung zu ihm spüren lässt, wenn ich sie lese.

Zugleich erlebe ich es wie ein Verbundensein mit etwas Größerem, vielleicht mit dem Gefühl des Menschseins an sich, dass ich in solchen Momenten geteilt weiß mit anderen. Ich glaube, Worte können Worte sein. Aneinandergereihte Buchstaben, die, wenn wir sie lange genug anschauen, vor unseren Augen verschwimmen und deren Sinn wir dann zu hinterfragen beginnen. Worte können unseren Geist anfüllen – oder leeren.

Eckhart Tolle schreibt in seinem Buch „Stille spricht“ sinngemäß, es sei ebenso wirksam – wenn nicht wirksamer – sein Buch einfach nur in Stille in den Händen zu halten, als zu lesen. Zugleich tragen seine Worte selbst eben jene Kraft der Stille in sich, die beim Lesen wirkt.

Sowieso – das sind die Texte, zu denen es mich am meisten zieht. Die, bei denen hinter den Worten noch etwas anderes spürbar ist, nicht greifbar mit dem Verstand.
Eine besondere Schwingung, eine Atmosphäre, bei der ich merke, dass ich beginne mich besser zu fühlen, hochgehoben, zurück in der Freude und raus aus der Angst, verbunden oder auch einfach nur in tiefer Stille geborgen. Ich glaube, das sind jene Worte, von denen Anna Platsch spricht.

In meiner Arbeit, in meinem Schreiben, bin ich von Hause aus gelernte Journalistin. Ich weiß, wie ich eine Reportage angehe, was ein Porträt spannend macht, wie ein Bericht aufgebaut sein soll. Worüber ich damals in der Ausbildung nichts gelernt habe, ist die Heilkraft der Worte.

Inzwischen schreibe ich nur noch über das, was mich wirklich berührt, begeistert, wohinter ich stehen kann und wo ich etwas zu sagen habe. Wo ich weiß, hier kann ich wirken, kann ich die Heilkraft der Worte fließen, wirken lassen.

Das kann in einer Zeitschrift sein, einem Onlinemagazin oder auch in den Websitetexten und Seelenbotschaften, die ich für Menschen schreibe, die zu mir kommen. Und natürlich in den Büchern.
Ebenso verstehe ich die wöchentlichen Blogbeiträge, den Newsletter, die Tagesinspirationen und Worte, die ich streue, hier und dort. Sie sind meine Medizin. Das, was ich in der Welt zu geben habe, an Heilkraft, an Wirkkraft.

Die Worte begleiten mich seit ich lesen und schreiben kann. Mit neun Jahren schrieb ich meinen ersten Roman, „Therese an der Ostsee“, in ein Schulheft mit lauter Buntstiftzeichnungen.
Gründete meine eigene Bibliothek, in der Schulfreundinnen und Eltern Mitglied wurden (oder eher: werden mussten). Der Tiefe der Worte war ich mir damals wohl noch nicht bewusst und doch begleiten sie mich seit jeher.

Beginne ich heute zu schreiben, gehe ich zunächst in die Stille, spüre bewusst mein Verbundensein mit mir, mit dem großen Ganzen, mit den Menschen, für die ich schreibe. Und lasse aus dieser Stille die Worte entstehen, die kommen. Jenes Es schreibt.

Nutze ich in Seminaren und Einzelsitzungen das Schreiben, geht es mir nicht um besonders schönen Ausdruck, Phantasie oder Wortgewandtheit. All das ist schön, wertvoll. Und doch.
Das Schreiben vermag uns in erster Linie uns selbst wieder näherbringen. Vermag uns einen neuen, vielleicht lang verschütteten Zugang zu uns selbst wieder öffnen. Vermag uns spüren lassen, welche Heilkraft in den Worten steckt, die wir selbst geschrieben haben – von uns an uns.

Und uns in den Momenten, wo unsere Kraft gefühlt nicht zum Schreiben ausreicht, wo unsere Hand den Halt einer anderen Hand sucht, zu einem Buch greifen, eine Inspiration lesen und uns von ihnen wieder zurückführen lassen, zu uns, in die Stille, zu dem, was jetzt wichtig ist.

Zur Person: Sabrina Gundert begleitet Frauen mit ihren Coachings, Seminaren und Büchern dabei, ihr Leben bewusst zu gestalten, zurückzufinden in ihre Kraft und ein Leben zu leben, das sie tief erfüllt. Am 17. September 2016 findet in Konstanz am Bodensee ihr Tagesseminar „Die Heilkraft der Worte“ statt, am 08./09. Oktober 2016 ebenfalls in Konstanz das Wochenendseminar „Geh, wohin dein Herz dich trägt“. www.handgeschrieben.de www.handgeschrieben.de

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3 Kommentare zu “Die Heilkraft der Worte
  1. Danke für diesen wunderbaren Artikel, er spricht mir aus dem Herzen. Wenn man Worte dann auch noch in Schrift umsetzen kann, geschenkte Zeit für mich, über das Geschriebene nachzudenken …
    Seit mehr als 20 Jahren bin ich als Heilerin tätig, habe viele Menschen aus ihrer Krankheit in die Gesundheit begleitet, physisch oder psychisch. Jede meiner Behandlungen beginnt mit Worten, denn die ersten Minuten sind prägend.
    Worte beruhigen, nehmen die Angst und schaffen Vertrauen.
    Worte sind wunderbar, sie helfen heilen, können trösten und Mut machen, Selbstvertrauen und Zuversicht festigen … Heilsprechen, nenne ich es und die Berührung ist dann die Vollendung.

  2. Sabrina sagt:

    Liebe Dagmar,

    danke dir für deine Zeilen – dabei muss ich an eine Geschichte denken, die ich vor einiger Zeit gehört habe. Von einer Frau, zu der die Ärzte sagten: „Da ist nichts mehr zu machen“ – sie wurde entlassen als unheilbar, um zuhause sterben zu können. Die Frau aber verstand nur „Da ist nichts mehr“ – und ging davon aus entlassen zu werden, weil sie gesund war. Ein halbes Jahr später ging sie wieder in jene Klinik, weil sie eine Nachkontrolle machen lassen wollte. Die Ärzte riefen: „Wie, Sie leben noch?“ Und stellten fest: Da war tatsächlich nichts mehr. Die Kraft der Worte und die tiefe Überzeugung der Frau, dass sie gesund war – vielleicht waren sie es, die zu dieser Wandlung beigetragen, sie initiiert, gestärkt haben.

    Herzlich,
    Sabrina

    • Liebe Sabrina,

      genau so ist es.
      Sagt der Arzt, manche haben das Wort feinfühlig noch nie gehört, ’sie leben höchstens noch 3 Monate,‘ stirbt der Mensch tatsächlich nach dieser Zeit. Ich habe es erleben müssen, leider. In meiner langen Praxiszeit hatte und habe ich immer wieder Menschen, die an Krebs erkrankt waren. Und immer wieder waren Menschen dabei, die den Krebs überwunden haben und sie leben heute noch, trotz gegenteiliger Prognose! Wenn man den Glauben ans gesundwerden und -sein nicht verliert, siehe Dein Beispiel, und der Heilkraft des eigenen Körpers vertraut, kann alles geschehen.
      Heißt es doch: Glaube kann Berge versetzen! Ich mag diesen Satz, er sagt für mich Zuversicht, Glauben und Vertrauen aus.

      von Herzen,
      Dagmar

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