Mütter sind auch (nur) Menschen
Von Ingrid Auer. Wie geht es dir mit deiner Mutter? Bist du immer noch ihr kleines Kind? Hockt sie wie eine Glucke auf dir? Nörgelt sie an dir herum? Will sie dich nicht loslassen? Egal, was immer auf deine Mutter zutreffen mag: Mütter sind auch (nur) Menschen, und deshalb wäre es von Zeit zu Zeit einen Versuch wert, sie einmal unter einem anderen Blickwinkel als bisher zu betrachten.
Die „Spezies Mutter“ ist eine ganz spezielle Lebensform auf unserem Planeten. Denn sie gehört zu jenen Menschen, die oft ihr ganzes Leben lang in einer ganz bestimmten Rolle stecken oder von ihren Familien darin festgehalten werden – egal, wie groß die „Kinder“ bereits sind. Sie sind Schwangere, Gebärende, Stillende, Kindergärtnerinnen, Krankenschwestern, Lehrerin, Köchinnen, Haushaltsmanagerinnen, Streitschlichterinnen, Transportunternehmerinnen, Vorratsbewirtschafterinnen, Chefeinkäuferinnen, Therapeutinnen, Trösterinnen, Diplomatinnen, Organisatorinnen, Modeberaterinnen, Geschichten-Erzählerinnen, Kosmetikerinnen, Friseurinnen, Fotografinnen und vieles mehr, und das alles in einer Person. Meist rund um die Uhr und ohne Gegenleistung sowieso.
Mütter müssen Multitasking beherrschen und mit Multifunktionalität gesegnet sein. Sie haben bereits von ihren Müttern gelernt, was zu tun und zu lassen ist, sobald sie von ihrem eigenen Nachwuchs umgeben sind. Mütter sind stark und schwach, sanft und laut, bewundernswürdig und nervig in einer Person. Sie leben ihren Töchtern vor, was es heißt, eine Frau zu sein, ohne dass es ihnen bewusst ist, wie sehr sie dabei alte Klischees bedienen und die von der Gesellschaft aufoktroyierten Rollen ohne Murren brav erfüllen.
Sobald die Töchter zu pubertieren beginnen und sich von ihren Müttern ablösen wollen, kommt es oft zum Crash. Die Fetzen fliegen, die Funken stieben und der Lärm- und Kreischpegel schlägt bedrohlich nach oben aus. Denn die jungen Mädchen, denen ihre eigenen Mütter bisher die engsten Vertrauten und wichtigsten Identifikationspersonen waren, müssen sich nun von ihnen lösen, um ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Nicht selten geht das ohne seelische Schrammen ab, und zwar auf beiden Seiten.
Manche Mütter wie auch ihre Töchter pflegen ihre Narben jahre- oder jahrzehntelang. Denn sie sind nicht bereit und in der Lage, einen versöhnlichen Schritt aufeinander zuzugehen. Dabei wäre es so wichtig, dass Frauen nicht nur in der Mutterrolle, sondern vor allem als Menschen wahrgenommen werden, losgelöst von ihrem Muttersein.
Deshalb ist es wichtig, dass wir uns ehrlich mit unserer Mutter auseinandersetzen: Wer sie wirklich ist, welchen Rucksack ihr das Leben umgehängt hat, welche Rolle sie eingenommen hat oder ihr übergestülpt wurde, welche (ungerechtfertigten?) Vorwürfe wir ihr machen und wie wir uns mit ihr bzw. mit unserer Rolle als ihre Tochter aussöhnen können. Dies kann ein langer, tiefgreifender Prozess sein, doch es lohnt sich, ihn zu gehen. Denn Mütter sind auch (nur) Menschen – gestehen wir ihnen doch zu, nicht perfekt und vollkommen zu sein. Wir sind es ja auch nicht!
Ingrid Auer ist Bestsellerautorin, Vortragende und Seminarleiterin. Ihr Herz schlägt für Spiritualität, aber auch für Frauenthemen. Sie bereitet gerade einen 10tägigen eWorkshop zum Thema „Meine Mutter & Ich“ vor, der voraussichtlich im Dezember online gehen wird. Hier schon mal vormerken lassen.
Meine Mutter wurde am 3.10.2016 9o Jahre alt . Welche Entwicklungschancen für uns drei Frauen – meine Schwester ist 67 , ich bin 64 – dieser Festtag eröffnete war nicht vorstellbar.
So werden manche Mütter des vergangenen Jahrhunderts heute evtl. sogar über 100 Jahre ..
ungeübt bin ich in dieser Erfahrung … zwischen Hannover und Süddeutschland pendle ich 42 Jahre treu per Zug … nun im 43 Jahr mache ich ein halbes Jahr Beziehungspause zu Mutter und Schwester und geniesse es endlich in Hannover, im goldnen Herbst angekommen zu sein… Auch Newslichter haben mir dabei geholfen ! Herzlichen Dank, liebe Bettina . Cornelia Mohrig
Danke fürs teilen
demnächst werde ich, 54, mit meiner Mutter, 76, für ein paar Tage Urlaub machen. Mein Kopf sagt: “ Du spinnst!“ Mein Herz sagt: „Hurra, Versöhnung mit dem Menschen, der Dir das Leben geschenkt hat und nach Ihren Möglichkeiten Dich bis zum heutigen Tag begleitet hat.
Es freut mich sehr, denn was wäre die Welt ohne Mütter?
Danke Bettina und Ingrid