Wege aus dem Schmerz

Foto: Nils Ole


Von Cornelia Dollbaum-Paulsen. Chronische Schmerzen zählen laut Gesundheitsreport 2016 der DAK zum häufigsten Krankschreibegrund, gefolgt von psychischen Belastungen, die wir getrost als Schmerz der Seele bezeichnen können. Und wenn es einen Beschwerdekomplex, der Körper, Seele und Geist gleichermaßen beeinträchtigt, gibt, dann ist das sicher SCHMERZ.

Alle haben Schmerzen und niemand will sie haben

Wie seltsam lapidar: Die Weltschmerzorganisation International Association for the Study of Pain (IASP) definiert Schmerz als „ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.“

Als ginge es im Schmerz um Gewebeschädigung…und nicht vielmehr darum, den einen äußeren Pol des Lebendig-Seins, den wir mit allen Lebewesen teilen, auszuloten und einen Umgang damit zu finden, dass Leben immer auch mit Schmerz verbunden ist. Da helfen auch die schönsten positiven Gedanken und Visualisierungen nicht dauerhaft, scheint mir.

Leben und Sterben, Freud und Leid, Mut und Angst, Verbindung und Trennung, Heil-Sein und Verletzung: Die Gegensatzpaare ließen sich beliebig fortführen und das negative Ende könnte immer als Schmerzsynonym behandelt werden.

Wie merkwürdig es dann anmutet, dass mit Piercing und Branding und Fifty Shades of Grey der Schmerz auf ganz andere Art in unsere Leben einzieht. Inwieweit da Seelenschmerz mit Körperschmerz, Sehnsucht mit Verlangen und Liebe mit Gewalt Allianzen eingehen, ist eine Frage, der wir uns nicht nur individuell, sondern auch kollektiv stellen müssen.

Buddhas Sicht auf Schmerz: There’s no way out!

Nicht von ungefähr gründen wohl alle Weltreligionen auch darauf, den Menschen einen Umgang mit existentiellem und körperlichen Schmerzen anzubieten – im Buddhismus gehört es zur grundlegenden Einsicht des Erwachens, Leid/ Schmerz als feste Größe des menschlichen Daseins zu akzeptieren. Jon Kabat-Zinn, einer der Begründer des Trainings zur Stressbewältigung durch Achtsamkeit, kurz MBSR, hat mit den verschiedenen Formen des Achtsamkeitstrainings buddhistische Weisheit sozusagen in westliche Wohnzimmer geholt. Das 8-Wochen-Programm für Menschen mit chronischen Schmerzen wird mittlerweile von Krankenkassen bezahlt, weil es sich bewährt.

Bewährt, weil es nicht suggeriert, den Schmerz zu behandeln, sondern weil es hilft, mit dem umzugehen, was ist, auch wenn dies Schmerz oder eine andere Form der Befindlichkeitsstörung handelt.
Im MBSR-Verband, einem Zusammenschluss aller Lehrer für Stressbewältigung durch Achtsamkeit, wird dazu intensiv wissenschaftlich geforscht und die modernen Bildgebenden Verfahren der Medizin helfen sehr dabei, die Wirkung regelmäßiger Achtsamkeitsübungen sichtbar zu machen und zu verstehen.

Eine auch für Ungeübte hilfreiche Einstiegs-CD, Stress bewältigen durch Achtsamkeit, das gleichnamige Buch oder auch der wunderbare Titel  Ruhe da oben von Andreas Knuf zielen alle darauf ab, achtsamer zu werden – und das entlastet nicht nur bei Schmerzen.
Anbei die Suchergebnisse zu MBSR auf der Heilnetz-Seite.

Musik lindert Schmerzen
Auf der Suche nach wirksamen Schmerzkonzepten spielt Musik ebenfalls eine Rolle: Wir hören nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem gesamten Körper – Musik bringt uns in Schwingung, gleicht aus, tut also genau das, was im Schmerz unmöglich ist: Musik löst und entspannt. Dazu gibt es naturwissenschaftliche Forschung: in der umfangreichen Rezension des Buches von Monika Nöcker-Ribeaupierre (Hrsg.): Musiktherapie und Schmerz, https://www.socialnet.de/rezensionen/10275.php werden zahlreiche Forschungsprojekte unter wissenschaftlichem Blickwinkel vorgestellt.

Der Musiker Marko Ahtisaari hat ein Projekt gegründet, Project Sync, mit dem individuelle Playlists zusammengestellt werden können, die Menschen helfen, zu entspannen – und damit auch, weniger Schmerzen zu haben.

Schmerz und Akupunktur

Wie gut Akupunktur bei Schmerz hilft, zeigen insgesamt 29 Studien zu diesem Thema – immer da, wo Schmerzmittel zu starke Nebenwirkungen erzeugen oder auch in ihrer Wirksamkeit nicht zufrieden stellen, machen sich Menschen auf den Weg in alternative Gefilde. Die TCM als komplettes Medizinsystem hat schon deshalb eine Antwort auf Schmerzen, weil neben der energetischen Ursachenforschung sehr viel Wert auf Lebensstilveränderung (siehe auch Body-Mind-Medizin)  gelegt wird. Ernährung und Bewegung spielen dabei eine ebenso große Rolle wie die Beruhigung des Herzens.

Übrigens: Eine 100jährige Frau aus einem Dorf in China, in dem eigentlich alle dort Lebenden über 100 Jahre alt werden und sich bester Gesundheit erfreuen, antwortet auf die Frage, wie dieses Kunststück gelingt:

„Wir tun eigentlich jeden Tag immer dieselben drei Dinge – wir ernähren uns achtsam, dehnen täglich unseren Körper und…beruhigen unser Herz.

Cannabis als Schmerzmedikament
Endlich ist es soweit: Das neue Gesetz des Bundesgesundheitsministeriums sieht vor, dass Schmerzpatienten ebenso wie Menschen mit MS oder anderen schwerwiegenden chronischen Erkrankungen Cannabis auf Rezept verschrieben bekommen. Der Eigenanbau, der ja wesentlich weniger kostenintensiv wäre, ist immer noch verboten, aber die kontrollierte Abgabe über die sog. Cannabis-Agentur per Rezept ist endlich erlaubt. Bei welchen Erkrankungen Cannabis gut einsetzbar ist und welche Studien es dazu gibt, finden Sie unter http://www.cannabis-med.org/german/patients-use.html

Und der Schmerz der Seele?
Depression nennen wir ihn, den Schmerz der Seele und die Erkrankungen nehmen so rasant zu, wie uns gleichzeitig der Sinn abhanden kommt – das ist jedenfalls eine von vielen Thesen dazu. Dazu wird hier bald ein weiterer Artikel veröffentlicht.

Hintergrund:

Hier geht es zum Heilnetz-Thema des Monats Schmerz. Die Heilnetz-Abende in OWL findest du hier http://www.heilnetz-owl.de/termin/heilnetz-mittwoch-in-bielefeld.html

 

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