Holunder – Symbol der Erinnerung

Foto: Pixabay

Von Vera Bartholomay. „Es möcht der Holunder sterben, an eurer Vergesslichkeit“ heißt es im Gedicht „Holunderblüte“ von Johannes Bobrowski*

Für ihn geht es darin um die Pogrome, die manche lieber vergessen wollen.
Aber nicht nur den ganz großen traumatischen Schrecken wollen wir gern vergessen. So manche andere gesellschaftliche und persönliche Ereignisse schieben wir lieber weg,

  • weil es zu schmerzhaft ist, sich zu erinnern.
  • weil es bequemer ist.
  • weil wir überfordert sind.
  • weil es Konsequenzen hätte, sich zu erinnern.

Der Holunderbaum ist ein Symbol der Erinnerung. Jedes Jahr, wenn ich die blutroten Früchte des Holunders sehe, denke ich an die Worte von Johannes Bobrowski und an all das, was wir lieber vergessen wollen, nicht wissen wollen. Was wir ein Leben lang verdrängen. Woran wir erkranken, was uns beschwert und langsam macht.
„…und viele hatten vergessen, was sie vergessen hatten…“, sagt Michael Krüger im Gedicht „Über Träume“.

Denn oft wissen wir es kaum, ahnen vielleicht nur, was wir permanent wegschieben. Viel zu gefährlich scheint es, auch nur in die Nähe dieses Themas, dieser Tatsache, dieser Wahrheit zu geraten.

Und der Holunder schaut zu. Jahr für Jahr. Und möchte sterben. An unserer Vergesslichkeit.

Hier findest du das Gedicht „Holunderblüte“.
Herta Müller über Johannes Bobrowski: „Der schafft Sprachbilder, wie ich sie sonst nirgends gelesen hab. Das ist eine Sprache, die verwundet beim Lesen.“

Vera Bartholomay

Zur Person: Vera Bartholomay ist Therapeutin und Lehrerin für Therapeutic Touch. Ihre Praxis befindet sich in Saarbrücken und sie unterrichtet TT seit vielen Jahren in Deutschland, Norwegen und in der Schweiz. www.therapeutic-touch-bartholomay.com

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