Manifest: Bewahrt das Heilige

Foto: Defend the Sacred.org

Die Welt stand uns bei. Jetzt sind wir gekommen, um euch beizustehen. LaDonna Brave Bull Allard Initiatorin des ersten Widerstandscamps in Standing Rock. Im August 2017 trafen sich AktivistInnen aus aller Welt in Tamera, einem Zentrum für Friedensforschung und -ausbildung in Portugal. Indigene Stammesälteste (darunter Initiatoren von Standing Rock) und Jugendliche, VertreterInnen aus Nordamerika, Kolumbien, Israel, Palästina, Brasilien, Kenia, Indien, den Philippinen, Europa und insgesamt 35 Ländern kamen zusammen und arbeiteten gemeinsam an der Vision einer globalen Allianz, die das Heilige zu schützen vermag.

Was 2016 als gewaltfreier Widerstand gegen die Dakota Access Pipeline in den USA begann, soll zu einer planetarischen Bewegung werden, einer Bewegung, die sich über alle Kulturen, Grenzen und Glaubensbekenntnisse hinaus global verbündet. Standing Rock ist nicht nur eine Angelegenheit der Indigenen, sondern weist auf ein globales Thema, das uns alle betrifft.

„Mni Wiconi“ – Wasser ist Leben. Das Leben ist heilig. Dies ist das Heilige, das wir beschützen. Wenn wir unsere Zukunft sichern wollen, haben wir keine andere Wahl; wir müssen die Dinge schützen, von denen unsere Existenz abhängt. Die Menschheit hat sich von der Natur getrennt; und hat, indem sie als dominante Spezies versuchte, die Natur zu kontrollieren, eine globale Katastrophe ausgelöst. Diese fundamentale Trennung führte zu Umweltkrise wie Inweltkrise, zur Gewalt gegen die Erde wie zu Gewalt unter Menschen: zwei Seiten derselben Medaille. Wir vereinigen uns heute als planetarische Gemeinschaft, die das Heilige gemeinsam beschützt und den Übergang zu einer Welt einleitet, in der die Menschheit das Lebendige nicht länger unterdrückt, sondern mit allen Wesen kooperiert.

Für den Aufbau einer regenerativen Kultur finden wir Orientierung in der Weisheit indigener Völker, die immer noch in enger Gemeinschaft mit der Erde leben. Doch genau diese naturverbundene Lebensweise ist größter Gefährdung ausgesetzt. Die bestehende Kultur ist bestimmt, die Erde mit ihren Gewässern, Bodenschätzen und Bewohnern soweit auszubeuten, bis ihre Fähigkeit, menschliches Leben zu ermöglichen, völlig erschöpft ist. Und all das nur für den kurzfristigen Profit einiger weniger. Dabei ist es klar, dass wir als Menschheit nur überleben werden, wenn wir die Erde und ihre Rechte respektieren. Alle Wesen, die auf unserem lebendigen Planeten Heimat finden, bilden zusammen eine einheitliche Familie, in der alle aufeinander angewiesen sind. Die Zukunft unserer menschlichen Entwicklung hängt davon ab, dass wir die heilige Allianz des Lebens wieder ehren und mit ihr kooperieren.

Gleichzeitig entfaltet sich – noch kaum wahrnehmbar für das eilige Auge – eine andere Vision der Menschheit: das nächste Kapitel unserer kollektiven Evolution wird eine Welt ohne Gewalt sein. In dieser Vision lebt die zukünftige Menschheit in einem Netzwerk von Vertrauensgemeinschaften, die regional autonom sind und eng zusammenarbeiten.

Diese Vision eindeutig. Aber zwischen uns und ihrer Verwirklichung hängt der Schleier eines kollektiven Traumas, in das wir infolge einer jahrtausendelangen Epoche unvorstellbarer Grausamkeiten verwickelt wurden. Dieses Trauma hat ein automatisch ablaufendes Programm in unser Unterbewusstein einge schrieben, das sich solange durch immer weitere Gewaltakte und Trennungsreaktionen aufrechterhalten wird, bis wir es bewusst erkennen und auflösen.

Der Aufbau einer Friedenskultur kann nur gelingen, wenn die Wunden der Vergangenheit heilen. Deswegen arbeiten wir gemeinsam an der Entwicklung von Vertrauensgemeinschaften, an der Heilung der Liebe und der Regeneration der natürlichen Wasserkreisläufe. Wir unterstützen den Aufbau von Forschungszentren, in denen soziale, ökologische und technologische Systeme erarbeitet werden, durch die die Welt, die wir erschaffen, mit der Welt, die uns erschaffen hat, zusammenkommen kann. (Wir können sie Heilungsbiotope nennen.)

Foto: Sacred Activism in Odeceixe gegen Ölbohrungen an der portugiesichen Küste

DEFEND THE SACRED JOIN THE GLOBAL ALLIANCE!
Wir werden Herrschaftssysteme nicht besiegen, indem wir selbst Herrschaftsmethoden benutzen. Wir erkennen aber immer mehr eine andere Kraft – sie liegt in der Matrix des Lebens selbst, die alles Lebendige zu einer großen Einheit zusammenfügt. Wenn wir in unseren Gedanken, Worten und Handlungen mit der heiligen Matrix in Resonanz stehen, dann stehen wir in Resonanz mit allen Wesen. Durch den Aufbau von Lebenssystemen, die mit dieser universellen Lebensordnung übereinstimmen, entwickeln sich Katalysatoren eines globalen Systemwechsels.

In den turbulenten Zeiten globaler Wandlung, die wir derzeit durchleben, ist der Aufbau von Allianzen von entscheidender Bedeutung: Allianzen zwischen indigenen Kulturen, entstehenden Heilungsbiotopen, Aktivisten, die sich gegen das globale Unrecht stellen, und Menschen, die innerhalb des Systems arbeiten, aber die Notwendigkeit einer globalen Veränderung erkannt haben. „Sacred Activism“ – heiliger Aktivismus – könnte Inspiration und Zündfunke sein, um Menschen zu vereinen, die gegen das globale Unrecht kämpfen und sich für eine andere, gerechte Weltordnung einsetzen. Wir sind bereit, mit allen zusammenzuarbeiten, die dieses Engagement teilen.

Wir verpflichten uns, das Heilige zu schützen – im Namen des Wassers, der Erde, der Luft, für unsere Kinder und alle Generationen, die nach uns kommen.

José Arantes, Gründer, Horta do Zé
Sami Awad, Gründer, Holy Land Trust
Lawrence Bloom, Generalsekretär, Be Earth Foundation
LaDonna Bravebull Allard, Initiatorin, Sacred Stone Camp, Standing Rock
Fred Burks, „White House whistleblower“, spiritueller Aktivist
Saad Dagher, Berater, Lehrer für Agro-Ökologie
Dieter Duhm, Mitbegründer, Friedensforschungszentrum Tamera
Scilla Elworthy, Gründerin, Oxford Research Group & Peace Direct
Hellem Fernandes, Musikerin, Mitbegründer, Favela da Paz
Tiokasin Ghosthorse, Gründer, Moderator, First Voices Indigenous Radio
Ivan Juric, Berater, Guerrilla Foundation
Vera Kleinhammes, Koordinatorin, Global Campus
Jürgen Kleinwächter, Physiker, Erfinder dezentraler Solarenergiesysteme
Svieta Lana, spirituelle Aktivistin, Organisatorin, Hands Around Lake Merritt
Iris Lican, Mitbegründerin, Feminine Consciousness
Sabine Lichtenfels, Mitbegründerin, Friedensforschungszentrum Tamera
Diana Manneh, Akrobatin, Gründerin, Kalliance
Pat McCabe, Diné-Älteste, spirituelle Aktivistin
Gabriel Meyer, Friedensarbeiter, Musiker
Claudio Miranda, Musiker, Mitbegründer, Favela da Paz
Philip Munyasia, Gründer, Permakulturschule OTEPIC
Sofia Olhovich, Mitbegründerin, Gemeinschaft Inla Kesh
Miguel Angel Paz, Paqo der Keros-Tradition
Betsy Pool, Gründerin, Institute for the Mythology of Humanity
Maria Eduarda Souza, Forscherin, Aktivistin, Künstlerin
Andrea Toro, Ausbilderin, Terrena-Bolivia
Benjamin von Mendelssohn, Direktor, The Grace Foundation
Monique Wilson, globale Koordinatorin, One Billion Rising
Martin Winiecki, Koordinator, Institut für globale Friedensarbeit, Tamera
Lori Woodley, Mitbegründerin, All It Takes

http://defendthesacred.tamera.org/#manifesto

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Ein Kommentar zu “Manifest: Bewahrt das Heilige
  1. Frank Ludwig sagt:

    Der große Schmerz des modernen Menschen ist der Verlust der Heiligkeit der Welt. Seit das Tabu gebrochen wird, jene unausgesprochene Verabredung, etwas Wertvolles nicht zu berühren geschweige denn zu zerstören, seitdem ist das Heilige in der Welt – die Luft, das Wasser, die Erde, der Baum, die Tiere, ja selbst der Mensch ohne Schutz.
    Das Tabu entsprang einer kollektiven Ethik des Stammes und war weit weg von der Moral der heutigen Tage: Es schützte das Leben.
    Dieses Projekt hat die Heiligkeit in der Welt erkannt und möchte sie heilen und erhalten.

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