Beseelte Musikinstrumente herstellen

Inelle Cornelia und Nicolas Fuxius – Foto Sabrina Gundert

Von Sabrina Gundert. 
Seit 1994 stellen Inelle Cornelia und Nicolas Fuxius Musikinstrumente in Handarbeit in ihrer Werkstatt in Emmendingen bei Freiburg her. Instrumente, wie das Monochord oder die Rahmentrommel, die etwas im Menschen zum Schwingen bringen sollen. Damit sind sie weit mehr als reine Musikinstrumente, sondern oftmals ein Weg, sich selbst neu zu erfahren und vielfach ebenso ein Weg der Heilung. Ich habe die beiden in ihrer Werkstatt besucht.


Liebe Inelle, lieber Nicolas, wie seid ihr dahin gekommen, zusammen Musikinstrumente herzustellen und 1994 die Anklang Musikwelt zu gründen?

Nicolas: Kreativität und Musik waren schon immer die zentralen Themen meines Lebens. Ich bin in Schweden geboren und habe dort auch meine ersten sechs Lebensjahre verbracht bis ich meine Mutter verloren habe und zu Adoptiveltern nach München gekommen bin. Viel, was mich im Inneren bewegt hat, habe ich über die Musik verarbeitet. Ich habe Gitarre gespielt und Trommel, als Jugendlicher und junger Erwachsener Musik mit Freunden gemacht. Ich habe viel improvisiert, mir autodidaktisch alles beigebracht.

Und ich habe Kunst gemacht. Objekte, die ihr Gegenüber aufforderten, mit ihnen zu spielen, die einen Rhythmus erzeugten und so zum Nachdenken anregten und neue Perspektiven boten. Für mich ist kreativ zu sein ein Weg, um mich von meinem Verhaftet-sein in Problemen zu lösen und weiterzugehen auf meinem Weg.

Anklang Musikwelt Foto: Sabrina Gundert

Wie ging dein eigener Weg dann weiter?

Nicolas: Mit Mitte 20 haben meine Frau Inelle und ich uns in München kennengelernt und sind zusammen mit Inelles halbjähriger Tochter in die Nähe von Freiburg gezogen. Hier wollte Inelle nach ihrer Heilpraktikerausbildung eine Ausbildung in Alexandertechnik machen, für mich war der Umzug ein kompletter Umbruch und eine Neuorientierung – raus aus der Stadt München, rein in den Schwarzwald und aufs Land. Ich hatte keine Kontakte und habe mich gefragt, wie ich meine Familie ernähren kann. So habe ich angefangen, mir eine Werkstatt einzurichten und erste Instrumente zu bauen.


Gibt es einen Unterschied eurer Instrumente zu anderen, die ich in Musikgeschäften kaufen kann? Und: Warum bekomme ich bei euch Rahmentrommeln und Monochorde, aber kein Klavier?

Nicolas: Unsere Instrumente – wie die Rahmentrommel oder das Monochord – sind keine, die man klassisch lernt, wie beispielsweise das Klavier. Es sind Instrumente, die einladen, den Raum, den sie öffnen, zu erforschen und den eigenen Ausdruck mit ihnen zu finden.

Inelle: Wir wollen klangvolle, hochwertige Instrumente anbieten, die in ihrem Entstehungsprozess gewachsen sind – beseelte Musikinstrumente, die es Spielern und Zuhörern leicht machen, berührt zu werden und das eigene Herz zu öffnen.

Nicolas: Unsere Instrumente laden ein, die eigene Kreativität zu entdecken und heilsame Räume zu betreten. Sich selbst auf anderen Ebenen neu kennenzulernen. Auch: Dinge auszudrücken, die sich mit Worten nicht sagen lassen.
Inelle: Durch die Begegnung mit solchen Instrumenten kann auch eine neue Begegnung mit mir selbst stattfinden – ein Raum jenseits von Leistungsdruck, jenseits von richtig und falsch. Es geht uns darum, den Menschen Instrumente an die Hand zu geben, die es ihnen leicht machen, sich durch Klänge mitzuteilen. Ohne viel üben zu müssen einfach spielen zu können.


Das heißt, das Instrument wird zu einem Gegenüber?

Inelle: Ja, zu einem wortwörtlichen Instrument. Wir erleben immer wieder, dass die Instrumente eine Unterstützungskraft übernehmen. Dass Heilung durch Klang entsteht oder dass er den Raum zum Heilen öffnet. So erzählte uns eine Kundin, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt war und ein Monochord für sich gekauft hatte, dass sie das Gefühl habe, das Instrument fange beim Spielen an mitzusingen, was für sie eine heilende Wirkung hatte. Ein befreundeter Arzt erzählte uns: Ob er Akupunkturnadeln setze oder das Monochord für einen Patienten spiele, habe annähernd den gleichen Effekt. Beides zusammengenommen sogar den doppelten.

Manche Menschen wünschen sich von den Instrumenten Unterstützung etwa bei einer Krankheit oder einer inneren Auseinandersetzung, andere wiederum wissen einfach, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, sich eine Flöte oder Trommel ins Leben zu holen, ohne sagen zu können, warum – und beginnen zuhause einfach zu spielen.

Musik erweckt Erinnerung nicht über den Weg des Denkens, 
sondern über das Fühlen. 
Das geschieht über Resonanz. 
Und Resonanz ist, wenn das Wissen vom Sein in dir erklingt.

Anklang Musikwelt – Sabrina Gundert

Worauf legt ihr Wert im Entstehungsprozess eurer Instrumente?

Nicolas: Uns ist es wichtig, dass das Instrument im Gesamten stimmt. Das fängt bei der Auswahl des Holzes an: Welches Holz nehme ich für was? Wir verwenden Holz aus dem Schwarzwald, wie Bergfichte und Birnenholz, ebenso Nussbaum aber auch Zedernholz aus Nordamerika oder Edelhölzer aus Südamerika. Jedes Holz hat sozusagen seine ihm eigenen Qualitäten und dementsprechend seine Einsatzbereich. Auch Nachhaltigkeit und der ökologische Aspekt sind uns wichtig – so verwenden wir etwa nur biologische Öle, keine Lacke und beziehen Ökostrom für unser Haus und die Werkstatt.

Handarbeit, Hingabe und eine bewusste innere Haltung sind uns bei unserer Arbeit wertvoll. Was uns auch begleitet ist die Erfahrung, dass das Instrument auf einer gewissen Ebene schon vor seiner realen Entstehung komplett da ist – quasi in einer anderen Sphäre vorhanden. Meine bzw. unsere Arbeit erleben wir als darin bestehend, die passenden Teile für das Instrument auszuwählen, zusammenzufügen und es somit sozusagen auf die Erde zu holen.

Inelle: Bei uns ist es auch möglich, ein Instrument – wie eine Schamanentrommel – mit einem bestimmten Anliegen zu bestellen – etwa für Heilung, für den eigenen Weg oder für das eigene innere Anliegen. In der Herstellung der Schamanentrommel teilen wir uns die Arbeit gleichwertig auf: Nicolas stellt die Holzrahmen der Trommel her, die ich dann mit dem Fell bzw. Pergament bespanne und das jeweilige Anliegen mit hinein webe. Wir lassen in diesen Herstellungsprozess bewusst weibliche wie männliche Kräfte einfließen, so dass sie sich zu etwas Größerem miteinander verbinden und auch im Spiel der Trommel zusammenwirken können. Das machen wir von Beginn an so, es hat sich immer schon stimmig angefühlt.

Gibt es eine Vision, die hinter eurem Tun steht?

Nicolas: Ja, Bewusstsein zu kreieren – die Instrumente sind für uns ein Weg dorthin, den wir Menschen anbieten. Auch: Sich selbst über ein Instrument auf neue Weise wahrnehmen zu dürfen und in Verbindung zu gehen mit dem eigenen Potenzial, zu erfahren „Ich klinge ja ganz schön!“. Das miterleben zu dürfen, berührt mich immer wieder sehr.

Auch geht es um Resonanz. Wenn du in den Wald gehst, gehst du in Resonanz mit der Natur. Die Instrumente wiederum erzeugen im Spiel eine Resonanz in uns als Menschen, alles kommt ins Schwingen, auch körperlich.

Foto: Sabrina Gundert

Wie ist das bei euch, gibt es so etwas wie einen inneren Drang, diese Arbeit einfach tun zu müssen?

Nicolas: Ja, das spüren wir beide. In unserer Arbeit steckt viel Idealismus. Unsere Kunden bestätigen uns zugleich in ihren Rückmeldungen oft darin, dass wir genau richtig sind mit dem, was wir tun. Unsere Arbeit fühlt sich für uns sinnerfüllt an, wir sind angekommen mit dem, was wir tun. Und von dort aus entwickeln wir uns weiter.


Von Herzen Danke für eure Zeit und das Teilen von eurem Weg!

Mehr zur Anklang Musikwelt, die Möglichkeit zur Onlinebestellung und ebenso, vor Ort in Emmendingen bei Freiburg vorbeizukommen und Instrumente auszuprobieren und abzuholen, gibt es auf www.anklang-musikwelt.de und unter der Telefonnummer +49-(0)7641-416244.

Sabrina Gundert ist Autorin von „Auf dem Herzensweg“ und „Hab Mut und geh“. Sie begleitet Frauen und Männer mit ihren Coachings, Seminaren, Aus- und Fortbildungen sowie mit ihren Büchern und den persönlichen Seelenbotschaften auf dem Weg zurück zu sich selbst, in ihre Kraft und damit zu dem, was ihnen wirklich wichtig ist. Im Januar 2019 startet ihre neue Kompaktfortbildung „Im Roten Zelt – Weiblichkeit leben“ – begleitet von einer Rahmentrommel aus der Werkstatt von Inelle Cornelia und Nicolas Fuxius. www.sabrinagundert.de

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2 Kommentare zu “Beseelte Musikinstrumente herstellen
  1. Claudia sagt:

    Danke für diesen sanft berührenden Bericht. Diese beiden Menschen erscheinen mir wie ein großes Geschenk für diese Welt.

  2. Annette sagt:

    Für meine Tochter hatte ich ein kleines Instrument bei Inelle und Nicolas gekauft und sie spielt oft darauf, mit sich selbst und ihrer Musik zufrieden.
    Und tatsächlich, wer immer es nimmt und darauf spielt es – es verzaubert einen selbst.

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