3 Beispiele für klimasichere Land- und Forstwirtschaft

Foto: Vale de Camelos

Waldsterben, Dürre oder Wassermangel. Kaum ein Problem im Lübecker Stadtwald, in der Wüste bei Sekem oder auf einem Weingut in Portugal. Denn hier wirken naturnahe Waldnutzung, Demeter Prinzipien, Permakultur und vieles mehr.

Beispiel 1: Genetische Vielfalt statt Waldsterben

Schon 1986 entschloss sich der Lübecker Senat, den Stadtwald zukünftig naturnah zu bewirtschaften. Unter der Leitung von Forstamtsleiter Dr. Lutz Fähser entwickelte ein Team von rund 25 Personen, die alle gleichberechtigt verschiedene Rollen übernahmen, das Konzept. Nach vielfältiger Beratung und Fortschreibung war es 1994 fertig und am 30. November 1995 einstimmig beschlossen, in Zukunft den Stadtwald nach diesem Konzept zu bewirtschaften.

Das Konzept ist von 3 Leitgedanken geprägt:

  1. Die ‚Natürliche Waldgesellschaft‘ ist langfristig die risikoärmste und produktivste Erscheinungsform des Waldes (umfassende Nachhaltigkeit).
  2. Die Leistungs- und Wirtschaftsziele für den Wald müssen ‚angemessen‘ und nicht ‚maximal‘ formuliert sein, damit das Ökosystem nicht überfordert und aus seinem ökologischen Optimum verdrängt wird.
  3. Das Prinzip des ‚Minimalen Einsatzes‘ ist in der Urproduktion Waldwirtschaft ökologisch und wirtschaftlich dem Prinzip des ‚Maximalen Ergebnisses‘ überlegen.
    (Umfangreiche Erläuterungen hier nachlesen)

Aktuell zeigt sich die Effiziens dieses Konzeptes auch an der Problematik des aktuellen Waldsterbens. Denn der 4.500 große Stadtwald Lübeck ist Dank seiner genetischen Vielfalt flexibeler. Die Natur hilft sich selbst. Keine Chemie und kaum Maschinen machen es möglich. Aktueller Bericht im NDR

Beispiel 2: Das Wunder von Sekem


Das Projekt SEKEM des inzwischen verstorbenen alternativen Nobelpreisträgers Ibrahim Abouleish beweist eindrücklich, wie man Wüste in fruchtbaren Boden verwandeln kann. Seit über 40 Jahren in einer weiten, menschenleeren Wüste 60 km nordöstlich von Kairo, eine fruchtbare, biologische Landwirtschaft entstanden. Sie wurde von dem ägyptischen Unternehmer Abouleish aufgebaut und zum Vorreiter für eine Landwirtschaft nach Demeter-Regeln.

Mit den Worten seines Sohnes Helmy: „Man braucht nicht viele, um die Welt zu retten. Aber einer muss ja damit anfangen.“

Mehr hier.

Beispiel 3: Strategien gegen die Dürre

Foto: Vale de Camelos

Eine reiche Biodiversität, die Methoden der Permakultur und die Erzeugung erneuerbarer Energien sind Bausteine, um dem Klimawandel entgegen zu wirken. Im Alejento/Portugal trotzt so das Delinat Weingut Vale de Camelos den Auswirkungen des Klimawandels.

Ihre Bausteine sind vielfältig:

Schaffung von Wasser-Retentionsflächen in Verbindung mit Keyline-Management. Im Laufe der letzten 35 Jahre wurden fünf grosse Stauseen angelegt bzw. erweitert, die als Wasserreservoirs für das sonst ungenutzt ablaufende Winter-Regenwasser dienen.

Permakultur und Biodiversität sind für diese Wirtschaftsweise die grundlegenden Stichworte. Ehemalige ausgetrocknete Getreideflächen wurden von uns mit autochthonen Gehölzen bepflanzt, z.B. Johannisbrotbäume, Steineichen, Pinien, Korkeichen, Oliven. So wurden im Laufe der Jahre mehr als 600 Hektar neue Waldflächen geschaffen.

Aufforstung, Anpflanzung und Aussaat autochthoner Pflanzenarten. Lebendige Böden sind eine Heimat nicht nur für Trauben und Oliven, sondern auch für Blumen, Gräser, Kräuter, Schmetterlinge, Vögel, Insekten, Reptilien und unzählige Bodenlebewesen. Da die Gesamtfläche der Farm sich über 1000 Hektar (davon ca. 30 Hektar Weinanbau) erstreckt, hat sich im Laufe der Jahre eine grüne Oase inmitten der durch den Getreideanbau der 70iger Jahre ausgebeuteten Landschaft gebildet.

1200 Merinio Schafe für nachhaltige Bewirtschaftung. Die Schafe bilden einen wertvollen Bestandteil der nachhaltigen Bewirtschaftung. Sie weiden in den verschiedenen Anbauflächen und sorgen so für eine natürliche Düngung, Durchlüftung des Bodens und Eindämmung von Unkraut, die so nicht maschinell gemacht werden muss.

Den ganzen Bericht von Antje Kreikenbaum hier nachlesen

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4 Kommentare zu “3 Beispiele für klimasichere Land- und Forstwirtschaft
  1. Renate Rahmstorf sagt:

    Vielen, Vielen Dank für diese wunderbaren Sternschnuppen des guten Gelingens in den NEWSLICHTERN; abgesehen davon, dass ich meine Zeit überhaupt nicht dafür einsetzen kann, diverse Medien zu lesen, komme ich auch kaum dazu, mal wirklich in Ruhe alle Artikel ( ja, alle, denn alle sind so gut aufbereitet und equisit vom Inhalt her)der Newslichter zu lesen und mit anderen darüber zu sprechen. Danke noch einmal für dieses Büffett 🙂

  2. Saran. sagt:

    Gefährlich Bettina! SEKEM. Die ganze Zeit hatte ich ein schlechtes Gefühl bei dem Film. Dies ist wieder eine Monokultur, die mit viel Wasser aufrecht erhalten wird. Es wirkt sehr einengend auf mich und genau, wie das „Normale“, nur mit anderem Stempel. Das mim lübecker Wald und in Portugal kann und will ich nicht kommentieren, weil mir da Info fehlt. Worte klingen immer gut, aber sehen und spüren tue ich lieber. Danke.

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