Adventszeit: Licht und Dunkelheit

Foto: Schirner Verlag Avents- und Weihnachtsrituale

Die Nächte in der Adventszeit werden immer länger und die Tage immer kürzer. Es ist Zeit, das Tagwerk langsamer anzugehen, einen Gang zurückzuschalten. Wir wandeln durch die dunkle Jahreszeit, zur längsten Nacht, zum kürzesten Tag. Dieses Naturereignis erreicht an Weihnachten seinen Höhepunkt, es ist die Wende zum Licht hin. Das Licht wird empfangen, damit es sich erneut in der Welt manifestieren kann.

Die Schöpfung und das Leben erneuern sich. Wie groß muss die Liebe des Schöpfers sein, dass er sich immer wieder in die Form ergießt und von Neuem das Leben durchdringt und erblühen lässt?

Zuerst möchte ich mit dir ein neues Bild, einen ungewöhnlichen Gedanken zur Dunkelheit entwickeln. Es ist gut, wenn wir unsere Vorstellungen darüber erweitern.

Ein Mysterium der alten Wege ist die wahre Natur der Dunkelheit. Viele Einweihungen fanden früher in Höhlen, in dunklen, eigens dafür gefertigten Räumen oder in der Nacht statt, weil die Dunkelheit eine besondere Kraft in sich birgt. Das Christuskind wird in einer Höhle, in einem Stall geboren.

Wenn wir in einem dunklen Raum sind, dann werden unsere Schattenaspekte und verdrängten Seelenanteile den Weg zu uns nden, um von uns in unserem Innern erlöst zu werden. Wenn wir weiteratmen, alles vor unserem inneren Auge Aufsteigende beobachten, mit Liebe berühren und unser Herz weit öffnen, werden wir die Liebe, den Frieden, die Stille, die Weite und das innere Licht entdecken, das alles umhüllt und durchdringt, ewiglich. Das Erwachen der wahren Natur des Menschen beginnt. Die größte innere Kraft wohnt auf unserem tiefsten Grund und ist verbunden mit dem umfassenden Sein, das alles in sich enthält.

Wie im Märchen können wir in dieser Zeit, in der uns äußerlich nichts mehr ablenkt, in die Tiefen unserer Seele eintauchen und wie ein Märchenheld uns dem Schrecklichen und Verborgenen stellen, mit unseren dunklen Seiten ringen, um den größten Schatz unserer eigenen Persönlichkeit zu bergen und freizulegen. Das Geschenk ist ein freies, weites Herz, das lernt, seinen eigenen Weg zu gehen, seine in ihm schon angelegte Bestimmung zu entfalten und in seine wahre geistige Natur zu erwachen.

Ursprünglich erschuf Gott Himmel und Erde und nicht Himmel und Hölle. Diese göttliche Kraft durchdringt und fließt durch die gesamte Schöpfung.

Wenn wir uns die Schöpfung im Detail betrachten, erkennen wir, dass nur die Liebe eine solche Vielfalt bis ins Detail hervorbringen kann. Licht und Dunkelheit gehören zusammen und ergänzen einander wie Mann und Frau. Im Wechselspiel dieser Kräfte entfaltet sich die Schöpfung optimal.

Die gesamte Schöpfung wurde von den Menschen in früherer Zeit geliebt und gehütet, weil sie Gott offenbart. Das Leben ist ein Tanz zwischen Ebbe und Flut, Licht und Dunkelheit, Einatmen und Ausatmen, Himmel und Erde, Tag und Nacht, dem Männlichen und dem Weiblichen. Der Weg in die Dunkelheit war in früherer Zeit ein Weg in den liebenden, vitalen, dunklen Schoß der Mutter (lat. mater, verwandt mit Materie), aus dem alle Dinge entstehen. Die Natur ist gut und heilig, sie liebt und umarmt alles. Sie bringt alles hervor, was wir für ein Erdenleben brauchen. Sie nährt uns und löscht unseren Durst an ihren Quellen.

Jenseits der am Tage von der Sonne beleuchteten Erdatmosphäre herrscht überwiegend Dunkelheit. Der Kosmos befindet sich nicht unbedingt in einem Gleichgewicht von Dunkelheit und Licht, sondern ist zum allergrößten Teil dunkel.

Wirf doch einmal einen Blick ins Universum. Der größte Teil eines Atoms besteht aus Leere. Es gibt tatsächlich nur wenig »Materie« in der materiellen Welt.

Würde man unseren gesamten Planeten auf die tatsächliche Masse der darin enthaltenen Materie zusammenpressen, würde er glatt in die Spitze eines Berges passen.

Der größte Teil der Wirklichkeit ist also dunkel und leer. Doch so wie die Dunkelheit nicht böse ist, handelt es sich auch hier um keine böse Leere. Die Leere ist die Mutter selbst, voller Liebe, innerem Licht und Fruchtbarkeit. Alles kann aus ihr geformt werden.

Die heutige Verachtung für die Dunkelheit drückt sich recht subtil aus: »Wo viel Licht ist, ist viel Schatten.« Das ist, als würde man sagen, ein schöner Nachthimmel sei nur deshalb gut, weil er uns hil , den Taghimmel mehr zu lieben.

Beginnen wir, beide Kräfe gleichermaßen zu ehren, dann können wir tanzen und uns im EINKLANG mit der Welt wieder nden. Habe keine Angst vor dem Universum und der Dunkelheit! Sie legt ihren Mantel der Ruhe und der Kra um dich. Sie wiegt, tröstet, heilt und nährt dich, und sie hilt dir dabei, in deinem inneren ewigen Licht zu erwachen.

Wie ist dein Bezug zur Dunkelheit? Halte dich ruhig mehr in der Dunkelheit auf, nimm sie bewusst wahr. Du wirst bemerken, dass die Dunkelheit gar nicht so dunkel ist.

In diesem Sinne wandern wir in der Adventszeit zum Ursprung der Existenz, um neu zu schöpfen und mitzugestalten, um unserem Leben eine Wende und neue Kra geben zu können. Es ist eine Zeit der inneren Einweihung. Diese Zeit enthält einen ganz besonderen Zauber. Die Engel, die Meister, die Heiligen und die Naturwesen sind in dieser Zeit besonders nah an der Erdenebene, um uns zu führen, zur Seite zu stehen und uns in diesem inneren Wandlungsprozess zu helfen. Wir können uns jederzeit an sie wenden und mit ihnen lichtvoll wandeln.

Wir wenden uns nach innen, um zu reflektieren, alte Dinge abzuschließen, uns zu erholen, aufzuladen und das Licht, das in der dunkelsten Nacht des Jahres wiedergeboren wird, für eine weitere Erdenrunde zu empfangen. Die Weihnachtszeit ist die zauberha e Zeit der Liebe.

Nimm dir vor, jeden Tag mindestens 15 Minuten mit dir alleine zu sein und still zu werden, achte in dieser Zeit verstärkt auf deine Träume und Eingebungen.

Dieser Text ist dem schönen Buch von Jeanne Ruland »Advents- und Weihnachtsritualen« entnommen. Rituale, Anregungen und Meditationen für jeden der 24 Adventstage schenken wertvolle Impulse und machen diese Zeit der Liebe und des Lichts zu einem besonderen und individuellen Erlebnis. Die praktische Weihnachts-Checkliste führt zudem entspannt durch die Planung und Organisation der Festtage und hält außerdem nützliche Geschenktipps bereit.

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6 Kommentare zu “Adventszeit: Licht und Dunkelheit
  1. Joachim sagt:

    Tja, immer wieder und wieder will man uns einbläuen, wie wichtig und wie toll doch die Dunkelheit ist… Manchmal komme ich mir vor wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Alle übernehmen eine Aussage, die doch wahr sein muss, weil sie „von oben“ kommt; ich wünsche mir manchmal sehr die Kinder aus dem Märchen herbei, die wieder Ordnung schaffen. Es mag sein, dass jeder von uns auch einen Teil Dunkelheit braucht, um das Licht zu erkennen: Aber es ist jetzt irgendwie genug.

  2. Naras. sagt:

    Danke Jeanne fürs Teilen Deiner Gedanken. Ja, Ich genieße jede Zeit. Und, wenns nicht dunkel im Außen ist, schließe Ich Meine Augen. Das Letzte mache Ich jeden Tag, nenne Ich: meditieren: einfach sitzen, Augen zu und genießen. <3 <3 Lieber Joachim, was ist denn mit Dir los? <3 <3

  3. Naras. sagt:

    Und, Dein Buch „Advents- und Weihnachtsrituale“ habe Ich gekauft. Als Weihnachtsgeschenk für Meine Frau. Und natürlich auch für Mich! :O)) <3 <3

  4. Teresa sagt:

    Danke von Herzen – es braucht oft nur eine Erinnerung, um was es denn wirklich geht..

  5. hannerose sagt:

    so ein text hier….. ich bin sprachlos.
    die natur wird zur schöpfung eines männl. gottes, die angebl. geburt eines christuskindes, willkürlich in die nähe der wintersonnwende gerückt, kündet vom wiederkehrenden licht.
    kopfschüttelnd werde ich mich jetzt damit nicht weiter beschäftigen.

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