Angst und Liebe sind Schwestern

Von Claudia Shkatov. 1968. Deutschland. Es ist Nacht. Zwei kleine Mädchen verlassen mit ihrer Mutter ein Haus in Hamburg. Sie kehren nie wieder zurück. Ein Jahr später. Eine Vierjährige steht mittags mit geballter Faust als letztes Kind in ihrem Kindergarten. Ihre Mutter und ihre kleine Schwester werden ungefähr zeitgleich aus einem unter einem Lastwagen zerquetschten VW-Käfer herausgeschnitten. Sie überleben. Ihren Vater findet sie 20 Jahre später wieder.

1997. Russland. Die Grenzen zwischen Ost- und Westeuropa sind offen. Ich lebe und arbeite in Moskau. Und ich heirate. Mein Mann ist Russe. Geschieden. 2 kleine Töchter. Uns trennen Welten in vielerlei Hinsicht. Und wir sind unfassbar verliebt.

2020. Lockdown in Berlin. Wir sind 23 Jahre verheiratet und haben drei Söhne. Wir tragen Verletzungen mit uns herum, die älter sind als wir. Und offene Fragen. Und wir wollen uns neue Antworten geben. Jeden Morgen von 7:30-8:30 Uhr setzen wir uns zusammen und betrachten das, was da ist. Wir nehmen uns Zeit und Raum. Wir atmen und teilen, hören zu, verheddern uns, staunen, atmen weiter. Und wir wissen nicht, wo wir zusammen landen werden.

Angst ist der verfroschte Prinz

Meine größte Angst im Leben war vermutlich die Angst vor der Angst. In meinem Körper kann sie sich als Enge, Starre, wildes Toben von Energie oder wie eine Faust im Bauch zeigen. Mein Verstand signalisierte dann Gefahr. Und mein System weigerte sich, das zu spüren was in mir passierte. Mein Ausweg war Weglaufen, Weinen, Kämpfen, Aufgeben. Bis ich etwas herausfand, das meine Welt umdrehte. Und meine Hoffnung ist, dass es das vielleicht auch mit Deiner Welt vermag.

Die meisten Menschen denken, dass wir Angst überwinden, verbergen oder transformieren müssen. Die Wahrheit ist, sie ist eine großartige Energie der Macht und Klarheit, die ein Teil von uns ist wie die Liebe. Sie ist der verzauberte Prinz, der scheinbare Frosch, der sich, von unserem Atem geküsst, wieder als die Schönheit, die er ist, zu erkennen gibt.

Angst begegnet uns überall. Und überall scheint sie zu stören. Sie ist die Hürde, die wir scheinbar nehmen müssen, um uns sicher und froh zu fühlen. Immer geht es dabei an der Basis um die Angst vor Verlust. Verlust von Freiheit, Gesundheit, Würde, Geld, Macht, Anerkennung, Arbeit, Leben, Beziehung, romantischer Liebe, geliebten Menschen, Sicherheit, Zeit,….. Bestimmt kannst du meine Liste vervollständigen. Und diese Angst versuchen wir in den Griff zu bekommen. Dafür tun und zahlen wir viel. Versicherungen, Mauern, ganze Arsenale emotionaler und realer Angriffs- und Verteidigungssysteme, um ein paar Punkte zu nennen..

Ich weiß es. Ich war dort. Und ich mache immer noch kürzere oder längere Abstecher in diese seltsame und anstrengende Welt. Sie lebt von der Grundannahme, dass ich all die Dinge, die ich zu verlieren fürchte, besitzen kann. Die Wahrheit ist, dass ich das nicht kann. Und die Wahrheit ist, dass ich sie immer bereits habe und bin. Nur (mein Missverständnis in Bezug auf) die Angst, lässt mich das nicht sehen. Mit meiner fehlgeleiteten Grundannahme über Angst antizipiere ich immer Verlust und damit Trennung – von all dem, was ich ersehne.

Damit ich die Verbindung mit meinem gesunden Körper, meinem Reichtum, meiner Liebe, Würde, Macht und dem Leben wahrnehmen, d.h. fühlen kann, ist es wichtig zunächst die Wahrheit über die Angst zu verstehen.

Angst ist die Wächterin der Verbindung

Die Wahrheit über die Angst ist, dass sie und die Liebe zwei Seiten derselben Energie sind. Der Energie Leben. Angst ist die Wächterin und Beschützerin (je)der Verbindung. Sie ist die Klarheit und die Macht, die den Raum bereitet, in dem sich Liebe ausbreiten kann. Denn wo Verbindung ist, ist Liebe.

Wir können Angst als die reine Energie wahrnehmen, die sie ist, wenn wir sie schlicht physisch spüren und ihr interpretationslos Raum im Körper geben. Du kannst das durch bewusstes Atmen und leichte intuitive Bewegung (Schultern, Hals, Becken,…) Deines Körpers unterstützen. So wird sie als ein wesentlicher Teil unserer Klarheit und Kraft spürbar und kann für uns wirken. Es tauchen zum Beispiel kraftvolle und klare Gedanken auf zu einem Thema, von dem ich glaubte, ich könne es nicht lösen. In diesem Moment ist Raum für die Liebe entstanden. Dann kann sie uns bewegen, durch uns sprechen und handeln.

Diese Art der Wahrnehmung von Energie im Körper lässt sich üben, ebenso wie wir einen Muskel trainieren. Nach einigen Wochen bereits wirst Du Erfolge verzeichnen.

Verbindung ist die wahre Zauberformel

Angst und Liebe sind wundervolle Schwestern. Sobald wir die Angst als reine Energie im Körper wahrnehmen, offenbart sie sich als unsere Klarheit und Kraft und wird zum Katalysator für unsere Verbindung mit uns selbst und dem Leben. Dann ist Raum da, um die Liebe wachsen und wirken zu lassen. In, um und durch uns.

Außerhalb unserer Verbindung sind sowohl Kommunikation als auch Handlung und Beziehung anstrengend. Wir sind wie ein Handy auf low battery und ohne Steckdose in Sicht. Wir bewegen uns mental in der Vergangenheit oder in einer unsicheren Zukunft, fühlen uns gefährdet und allein. Und das sind wir dann auch. Das Leben kann immer nur Jetzt für uns da sein.

In der Verbindung mit unserem Körper und unserem Herzen jedoch sind wir angebunden an etwas Höheres, das uns trägt. Wir werden effizient. Unser timing ist perfekt. Und wir bewegen uns mit Leichtigkeit. Und wenn wir mal aus der Verbindung fallen, dann macht das gar nichts. Denn das Zurückkommen ist jedes Mal ein Vergnügen. In der Verbindung fühlen wir uns verliebt, vertrauensvoll, sicher, grundlos glücklich, still und genährt oder auch voller Tatendrang und Kreativität. Von hier aus Momente der Traurigkeit oder Wut zu spüren, hat keine Nebenwirkungen. Weder für uns noch für andere. Es sind Gefühle, die durch uns fließen. Und sie ändern nichts an unserem Grundzustand der Verbindung.

Also kümmere ich mich um meine Verbindung. Und wenn ich rausfalle, dann tue ich für den Moment nichts Wichtiges, treffe nach Möglichkeit niemanden, und drehe am besten eine Runde im Wald. Meine Intention ist Verbindung. Denn ich will mich und Dich sehen, sprechen, hören und fühlen als die, die wir wirklich sind.

F – reedom                                      L – ight

E – quilibrium                                  O – penness

A – Authenticity                              V- alue

R – Resilience                                  E – ternity

Claudia Shkatov

Claudia Shkatov. Connection Coach, Author, Visionary

www.blissbow.de

instagram.com/soulquestretreats

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21 Kommentare zu “Angst und Liebe sind Schwestern
  1. Miriam sagt:

    D A N K E !!!

    Dank dir, CLaudia, für das Geschenk, Verbindung zu erleben – beim Lesen, Spüren, präsent Sein. Danke für dein Dasein. Dein tiefes dich Einlassen, Fühlen, Lieben, Wahrheit ergründen. Und dein Teilen.

    I feel blessed.

    Miriam

  2. Tanja sagt:

    „Verfroscht“ ist super 🙂 Ich könnte eigentlich unter jeden deiner Beiträge ja!ja!ja! schreiben. Freu mich immer schon vor dem Lesen. Dankeschön, das tut so gut. Tanja

  3. Monika sagt:

    Whow, ich bin sehr berührt von deiner Idee, die Angst als Kraft zu nehmen. Mit der Wut ist mir das schon sehr gut gelungen.
    Ich danke dir von Herzen. Spüre meine Wallung und kann es fließen lassen. Atmen.
    I feel blessed, too.
    Namaste
    Monika

  4. Harry Hömpler sagt:

    Ha. Endlich wird mal die Angst rehabilitiert. (Nicht der Standartbullshit: Liebe ist das Gegenteil von Angst.) Ohne Angst ist die Liebe tot. Angst ist EIN Gefühl. Lebenskraft pur.

  5. Liebe Claudia!
    Welch schönes Bild von den wundervollen Schwestern – es erinnert mich noch einmal liebevoll an die Zeit, in der ich gelernt habe, meine Angst als gute Freundin zu betrachten. Sie macht mich durch ihre Präsenz darauf aufmerksam, dass es in der Situation, in der sie sich zeigt, etwas anzuschauen und zu heilen gilt. Diese Sicht auf meine Angst hat mir nicht nur geholfen, die Angst vor der Angst zu verlieren, sondern sie anzunehmen und als wertvollen Teil von mir zu sehen.

    Ich bin sehr dankbar für diesen Weg und für deine wundervolle Erinnerung daran.

    Herzensgrüße
    Imke

  6. Monika sagt:

    Heute war mein Thema die Angst, woher sie kommt, wie real sie ist, warum sie da ist. Und dann lese ich Deinen Artikel. Das hat gepasst!!! Irgendwie passen die Artikel hier immer. Ich bin sehr froh, dass ich diese Seite durch eine Freundin entdecken durfte. Danke

  7. Von Chameli Ardagh habe ich die Übung feel – kiss -flow gelernt, die mir hilft jedes Gefühl zu fühlen, anzunehmen und dann aber auch loszulassen https://awakeningwomen.com/feel-kiss-flow/

    • Almut Lichte sagt:

      …feel-kiss-grow!
      Herzlichen Dank an alle Brüder und Schwestern!
      Almut

    • Claudia sagt:

      YES! Chameli’s Übung hat mir bei leichten inneren Bewegungen geholfen. Und es hat mir nie gereicht. Ich musste erst verstehen, was Angst wirklich ist, um mich dem Fühlen bzw. Küssen der Energie wirklich zu öffnen. Insbesondere in den Momenten, in denen die Energie sehr stark war. Ebenso stark wie die Interpretationen meines Verstandes ;-).

  8. Tara sagt:

    Liebe Claudia, liebe Kommentatorinnen,
    verfroscht, verkrötet, verbunden. Soviel Wahrheit und Weisheit in dem Artikel und Euren Ergänzungen. Alles ist Eins und die Quelle sprudelt unaufhörlich. Habt Dank für die wertvolle Erinnerung, daß nur die Bewertung trennt.
    Seid gegrüßt, Schwestern
    Tara

  9. Werner Petersen sagt:

    Ohne Angst ist die Liebe nicht tot. Sondern je weniger Angst die Liebe begleitet, desto stärker ist die Liebe. Liebe ist Freude – ein Gefühl wie auch Trauer, Angst und Wut. Insofern sind sie Schwestern – Vierlinge.

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