Kurt Marti: Für eine Welt ohne Angst
„Wenn ich sagen würde, ein Mensch ist gut oder ein Mensch ist böse, wäre es auf alle Fälle gelogen. Denn es ist viel komlizierter. Er ist als Mensch sicher teils gut, teils auch böse, das sind wir alle. Und dieses Geflecht zu entwirren und die Wahrheit herauszufinden über einen Menschen schon nur allein, ist ein ganz schwieriges Unternehmen. Geschweige denn wenn es jetzt um gesellschaftliche Zusammenhänge geht. Und das ist der Vorteil der Lüge, dass sie also primitiv und einfach wirken kann und die Leute verblenden kann. Währenddem die Wahrheit ist viel mühsamer, ist viel schwieriger herauszufinden.“
Der großartige Kurt Marti, Jahrgang 1921, wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Er war Schriftsteller und Theologe, Querdenker und Jazzfan. Er war, wie er selbst von sich schreibt, „Theologe aus Lust, Pfarrer von Beruf“ und er begann, „anstatt der Midlife-Crisis zu verfallen, Bücher zu schreiben.
wo kämen wir hin?
wo kämen wir hin
wenn alle sagten
wo kämen wir hin
und keiner ginge
um zu sehen
wohin wir kämen
wenn wir gingenVersion einer Schriftdeutschen Übertragung
– es gibt laut Kurt Marti Stiftung KEINE autorisierte Schriftdeusch-Fassung –
Das Zitat oben stammt aus einem Gespräch von 1983 (youtube hier).
Hier zwei weitere Passagen (gefunden und transkribiert von Miriam Licht):
„Aber die Geschichte wird von Menschen gemacht und wir können diese Verantwortung nicht von uns abwälzen.(…) Ich glaube, die Menschen sind weithin die Subjekte der Geschichte. Und deswegen würde ich sagen, Gott kann nicht mehr allmächtig genannt werden. Das ist eine postheidnische Vorstellung wie es sich jetzt zeigt, nach allen schrecklichen geschichtlichen Erfahrungen, die wir haben machen müssen. Mir scheint, dass Gott doch einleuchtender ist, wenn man ihn ganz klar, und zwar so in dieser Klarheit ausspricht und glaubt:
Gott ist Liebe
in diesen drei Wörtern. Das ist so klar, dass damit auch alle missbräuchlichen Berufungen auf Gott ausgeschaltet werden. Gott lebt in Beziehung auch von Mann und Frau, von Menschen überhaupt miteinander – in der brüderlichen, gemeinschaftlichen Beziehung. Das ist ja glaube ich das Geheimnis Gottes, dass er eben nicht ein Götze ist, im Sinn eines Idols, einer Figur, sondern dass er lebendig ist. Und das heißt, dass er immer in Beziehungen erlebbar und erfahrbar wird. Dehalb eben: Gott ist Liebe, Gott ist Dialog, und ist ansprechbar. Und er äußert sich auch uns gegenüber. Insofern kann ich ihn auch in dieser Lebendigkeit nicht festlegen zum Beispiel: Gott ist Mann, Gott ist Vater. Er kann auch Mutter sein. Warum nicht. Ich sehe Gott auch nicht, eben als einen Allmächtigen, ich sehe ihn auch als den, der ganz klein ist.“
großer gott klein
großer gott klein
uns näher
als haut
oder halsschlagader
kleiner
als herzmuskel
zwerchfell oft:
zu nahe
zu klein –
wozu
dich suchen?wir:
deine versteckeKurt Marti
GOTT ist nur Liebe und daher sind wir es auch, denn ER hat uns erschaffen wie sich selbst.
Vielen Dank für diese innigen Zeilen.
Ich jedenfalls finde mich in allem wieder🙏
Barabara Campiche schreibt uns als Ergänzung: Weisst du, ich bin mit Kurt Marti aufgewachsen. Hab’ ihn durch die Stadt schleichen sehen. Seine aufwiegelnden Predigten haben den arg verklemmten Protestantismus ziemlich in Frage gestellt.
Ja, wo chiemte mer hie… Sein Sohn Lorenz war ein sehr engagierter Journalist in spirituellen Fragen. Leider ist er vor einiger Zeit auch verstorben.
Vielleicht schaust du da mal rein: http://www.lorenzmarti.ch – Danke da kommt wohl noch ein newslicht!