Eine Frage

Lesezeit 5 Minuten –

Von Claudia Shkatov. Vieles in meinem Leben dreht sich schon seit ich denken kann darum Ordnung zu erschaffen. Meine Mutter erzählt, dass ich schon als ganz kleines Mädchen nicht ins Bett wollte, bevor alle meine Spielzeuge an ihren Schlafplätzen waren. Es gibt für mich Ordnungen und Strukturen, die Schönheit ausdrücken und unterstreichen. Und Schönheit ist Nahrung für meine Seele. Immer, wenn alles in mir und um mich seinen Platz findet, fühle ich mich zutiefst erfüllt und geborgen. Bewusst zu solchen Zuständen beizutragen, verschafft mir große Befriedigung. Insofern genieße und achte ich inzwischen auch ihr Gegenteil sehr. Das Tolle ist, je länger ich lebe, umso mehr Schönheit, Ordnung und Struktur erschließen sich mir in jedem Moment. Ich sehe sie im grandiosen Chaos, das meine Söhne mit Leichtigkeit und sekundenschnell um sich herum erschaffen können. Ich entdecke sie in unserem Komposthaufen in all den organischen Bestandteilen aus Küche und Garten, den Eierschalen, dem Laub, den Resten aus Obst und Gemüse, die mit Würmern, Maden und Schnecken gemeinsam einen komplexen Wandlungstanz vollführen.

Ich sehe sie in einer zerbrochenen Porzellanschale, die mir die Gelegenheit gibt, sie neu zu erschaffen, indem ich sie repariere oder ersetze. Und ich feiere diese Schönheit und Ordnung jedes Jahr neu im Vergehen und Entstehen der Jahreszeiten und in meinem eigenen Gesicht. Jedes Muttermal und jedes Fältchen erzählen eine Geschichte so bunt und einzigartig wie die fallenden Blätter, die jetzt im Herbst wieder alles um uns herum bedecken. So wird die Welt für mich zu einem gigantischen Buch, das sich selbst immer wieder fortschreibt und neu erfindet. Und diese große Geschichte verliert niemals den roten Faden. Sie ist wie eingewoben in eine höhere Ordnung, von der mir in einer klaren Nacht die Sterne am Himmel erzählen.

Immer, wenn ich mir dieser Schönheit, Struktur und Ordnung bewusstwerde, kenne ich keine Angst und keinen Zweifel. Und ich weiß mit absoluter Klarheit, dass jede scheinbare Unordnung und jedes scheinbare Chaos immer Teil einer größeren Ordnungsstruktur sind. Wenn wir damit beginnen diese Grundordnung des Lebens zu erkennen, wissen wir mehr und mehr, wie sehr alles und jeder dazugehört und dass es nichts in diesem Universum gibt, das überflüssig wäre. Alles und jede/r erfüllt einen wichtigen Zweck. Und wenn wir Menschen etwas aus dem großen Ganzen entfernen, ausgrenzen oder töten, sorgen wir für Störungen im sensiblen Gleichgewicht unseres Planeten und darüber hinaus. Die Auswirkungen der von uns verursachten Störungen sehen wir heute in allen Bereichen unseres Lebens. Die Gesetzmäßigkeiten, die es für uns anzunehmen, zu lernen und zu erinnern gibt, finden wir schlicht in der Natur und hier zum Beispiel in den alten Traditionen von Gärtnern und Landwirtschaft wieder. Unsere Erde und jede Beziehung auf ihr ist ein Garten, der in unsere Obhut gegeben wurde. Wir Menschen sind Gärtner und Gärtnerinnen, die sich wieder erinnern dürfen, was Gärten sind und wie wir die natürliche Ordnung und Schönheit durch unser Dasein vervollständigen und ein friedliebender Teil dieses unbeschreiblichen, in sich selbst funktionierenden Systems sein können.

Die Entstehung einer modernen Kultur, die diese lebensgrundsätzliche Ordnung und Schönheit anerkennt, braucht uneingeschränkten Respekt für Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Sie braucht Weisheit, die um die Macht der Vielfalt als Lebens- und Entwicklungsgrundlage unseres Planeten weiß. Sie braucht Mitgefühl, um die in einem lebendigen oder situativen Gegenüber wahrgenommene Fremdheit und scheinbare Bedrohung als Teil des eigenen Wesens und des Ganzen in sich finden zu können. Sie braucht bedingungslose Liebe für das eigene Wesen mit all seinem Licht und Dunkel, um sich überhaupt der Kultivierung all dieser Qualitäten ehrlich und konsequent verschreiben zu können. Und sie braucht neugierige Offenheit gepaart mit der Fähigkeit in Stille zu sein und zuzuhören. Dem eigenen Herzschlag, dem der anderen, den Elementen, und dem Tanz, den alles, was lebt miteinander vollführt. Die einzigen Schulen, die uns das lehren bzw. uns wieder daran erinnern können, liegen in unserem Inneren und in der Natur selbst. Last but not least, braucht eine solche Kultur den Mut und die Demut, sich neue Fragen zu stellen.

Mir selbst werden diese Zusammenhänge besonders bewusst, wenn ich Filme sehe wie The Biggest Little Farm oder Bücher lese wie Miraculous Abundance. Sie erzählen und dokumentieren wahre Geschichten von Menschen unserer Zeit, die sich mit einer unverwüstlichen Haltung von Gelingen, bedingungsloser Liebe für ihre Vision und mit der Unterstützung von uraltem Wissen und Traditionen selbst unter ungünstigsten Bedingungen Paradiese erschaffen, in denen eine schwindelig machende Vielfalt von Arten nicht nur ihren natürlichen Platz findet. Diese Vielfalt sorgt für ein nahezu magisches Gleichgewicht, das allen Widrigkeiten und Veränderungen standhält. Und es ist darüber hinaus noch in der Lage sich gerade durch die bewusste und achtsame Auseinandersetzung mit jeder scheinbaren neuen Widrigkeit stetig weiter zu entwickeln und auszudehnen zum Vorteil aller an diesem Ort lebenden Spezies und darüber hinaus. Die Menschen, die diese Geschichten erzählen, scheinen in Universen zu leben, die nach anderen Grundsätzen funktionieren als unsere moderne Welt. Und eine atemberaubende Schönheit, Fülle und Effektivität scheint ihren Universen immanent zu sein.

Bei Licht betrachtet hängt unsere Zukunft vielleicht von nur einer Frage ab…

Der internationale Bestsellerautor Neil Donald Walsh stellt sie in etwa so: Erlauben wir es uns, die
Grundannahmen auf deren Basis wir als Menschheit heute wesentliche Entscheidungen treffen, in Frage zu stellen?

Der im September 2021 angelaufene Dokumentarfilm Aware von Frauke Sandig und Eric Black stellt sie so: Wieviel Realität vertragen wir?

Und ich schaue derweil Monty Python und frage mich zukunftsfroh und hoffnungsschwanger wie Cinderella, wann es wohl so richtig losgeht.

Claudia Shkatov
TELLING A NEW STORY

www.claudiashkatov.com
Transformational Coaching for Life & Business

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Gastbeitrag
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3 Kommentare

  1. Jetzt gehts los, liebe Claudia, in jedem neuen Moment. Mit jedem Gedanken und dem Bewusstsein, wie göttliche Schöpferkräfte wirken. Auch Walsch.
    Herzliche Grüße
    Almut

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