Ich habe entschieden glücklich zu sein

Lesezeit 2 Minuten –

Ein 92-jähriger Mann beschloss nach dem Tod seiner Frau, ins Altersheim zu gehen. Die Wohnung schien ihm zu groß, und er wollte für seine letzten Tage auch noch ein bisschen Gesellschaft haben, denn er war geistig noch in guter Verfassung.

Im Heim musste er lange in der Halle warten, ehe ein junger Mann zu ihm kam und mitteilte, dass sein Zimmer nun fertig sei. Er bedankte sich und lächelte seinem Begleiter zu, während er, auf seinen Stock gestützt, langsam neben ihm herging.

Bevor sie den Aufzug betraten erhaschte der Alte einen Blick in eines der Zimmer und sagte. „Mir gefällt es sehr gut.“ Sein junger Begleiter war überrascht und meinte, er habe doch sein Zimmer noch gar nicht gesehen.

Bedächtig antwortete der alte Mann: „Wissen Sie, junger Mann, ob ich den Raum mag oder nicht, hängt nicht von der Lage oder der Einrichtung, sondern von meiner Einstellung ab, von der Art, wie ich ihn sehen will. Und ich habe mich entschieden, glücklich zu sein.

Diese Entscheidung treffe ich jeden Morgen, wenn ich aufwache, denn ich kann wählen. Ich kann im Bett bleiben und damit hadern, dass mein Körper dies und jenes nicht mehr so reibungslos schafft – oder ich kann aufstehen und dankbar sein für alles, was ich noch kann.

Jeder Tag ist ein Geschenk, und solange ich meine Augen öffnen kann, will ich sie auf den neuen Tag richten, und solange ich meinen Mund öffnen kann, will ich Gott danken für all die glücklichen Stunden, die ich erleben durfte und noch erleben darf.

Sie sind noch jung, doch nehmen Sie sich den Rat eines alten Mannes zu Herzen. Deponieren Sie alles Glück, alle Freude, alle schönen Erlebnisse als Erinnerungen auf einem Spezialkonto, um im Alter über einen Schatz zu verfügen, von dem Sie zehren können, wann immer Sie dessen bedürfen.

Es liegt an Ihnen, wie hoch die Einlagen auf dem Konto sind. Ich verrate Ihnen noch zwei einfache Tricks, mit denen Sie ihr Konto rasch wachsen lassen können: Hegen Sie in Ihrem Herzen nur Liebe, und in ihren Gedanken nur Freude. In dem Bewusstsein, so ein Konto zu besitzen, verliert die Zukunft ihre Ungewissheit und der Tod seine Angst.“

Der junge Mann hatte staunend zugehört und bedankte sich nun mit einem strahlenden Leuchten in seinen Augen. Freudig drückte er den Arm des Alten und meinte:

„Vielen Dank, soeben habe ich ein Erinnerungs-Konto bei meiner Bank eröffnet, und dieses Gespräch ist die erste Einlage.“

Mit diesen Worten öffnete er die Tür, um dem neuen Bewohner sein Zimmer zu zeigen.

Mit einem Schmunzeln sagte dieser: „Mir gefällt es sehr gut.“

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Gastbeitrag
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10 Kommentare

  1. Ich kannte so einen Mann, und ich durfte ihn die letzten Jahre seines Lebens begleiten: Er war 93 und ich 39, als ich ihm das erste Mal begegnete, und er war 100, als er ins Heim eintrat. Er lebte immer im Jetzt und nahm jede Situation einfach dankbar an. Ich konnte so viel von ihm lernen, er beruhigte mein aufgewühltes Herz und lehrte mich Vertrauen in das Leben.
    Als er bereit war zu sterben, durfte ich eine Weile an seiner Seite sein, und er griff nach meiner Hand, was ihn sichtlich beruhigte. Da war so viel Liebe.
    Wie er gelebt hatte, so starb er: Unaufgeregt und im Frieden, was immer auch komme.

    Danke für die Erinnerung durch diese Geschichte an eine wunderbare Seele.

  2. Das ist eine sehr berührende, schöne Geschichte…ich persönlich lebe schon länger nach dem gleichen Gedanken….meistens klappt es auch.

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