In Ruhe krank sein

Foto: Evelin Rosenfeld

Nun hatte auch ich einen „positiven Test“ – und durchlebte meine ganz eigene Geschichte mit dem Virus. Wie jede „Krankheit“ ist auch diese Spezialkrankheit (…) bei jedem Menschen anders, für jeden Menschen eine Chance, durch die Natur gerade rücken zu lassen, was allzu lange in uns schwelte.

Genauso verstehe ich Krankheit. Und genauso habe ich sie auch dankbar durchlebt und meinem Körper, Geist und Seele geholfen, sich zu reinigen und neu zu formieren.

Unser Verständnis von Krankheit und Genesung hält uns dazu an, die Krankheit so schnell wie möglich wegzudrängen – oder gar nicht erst sich entfalten zu lassen. Ich halte das für keine gute Idee. Denn ich glaube nicht an Zufälle. Vielmehr glaube ich, daß alles, was uns „ereilt“, dazu angetan ist, uns in ein friedvolles und wohlgestimmtes Gleichgewicht mit dem Leben zu führen.

Und so will ich heute ein wenig beschreiben, wie ich persönlich mit Krankheit umgehe.

Die Welle ankommen lassen

Es war bereits Abend, ich hatte ein Onlineseminar gegeben und lud noch die Videos hoch. Da erfasste mich plötzlich ein so heftiger Schüttelfrost, daß ich meine Bewegungen nicht mehr koordinieren konnte. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als mich ins Bett zu legen.

Dort verstärkte sich das Schütteln zu Krämpfen. Massive Kontraktionen im Sonnengeflecht, die über eine Stunde lang anhielten und alle Kraft, die in mir war, verbrauchten.

Das war schmerzhaft und befremdlich. Doch ich hatte keine Angst.
Ich fokussierte zwangsläufig auf mein Sonnengeflecht – dorthin, wo all die Kraft saß, die mich durch die letzten Jahre geführt hat. Dorthin, wo die vegetative Koordination meines Körpers unwillkürlich stattfindet. Genau dort schlug die Welle jetzt ein.

Ich musste an die gewaltige Transformationskraft des Wermuts denken – dieses mächtige Kraut in meinem Garten, dessen Macht in etwa der Welle entsprach, die mich gerade zerlegte. Ich verneigte mich vor dieser wohlvertrauten Deva, die alles Überkommene aufzuspüren vermag und es mit kompromissloser Klarheit herauslöst.
Und ich ließ die Welle ankommen.

Der Welle nachspüren

Diese über 1-stündige Welle massiver Vollkontraktionen in meiner Körpermitte zerschmetterte meine Halte- und Umsetzungskraft. Der mächtige Energievorrat, den ich in meinem Sonnengeflecht gesammelt und gehalten hatte, wurde an diesem Abend durchbrochen und aus meinem System herausgeschwemmt. Oder besser: Herausgewrungen.
Ich hätte diesen Vorgang wohl mit Hilfe des strukturbildenden und zentrierenden Salbei auffangen können. Sozusagen ein Stück weit rückgängig machen, was die Krankheit zerschmettert hatte.
Aber kann das denn sinnvoll sein ? Einen Vorgang aus dem Leben – auch wenn wir ihn als „Störung“ bewerten – rückgängig machen zu wollen ?

Als ich erschöpft dalag, für zwei Tage mich nicht aufrichten, nichts trinken und nichts essen konnte, spürte ich der Welle nach: Mein Sonnengeflecht, das mit dem Feuerelement, mit Handlungs- und Durchsetzungskraft assoziiert ist, fühlte sich weich und leer an.
Dort, wo bisher immer ein feuriger Kraftvorrat lag, war jetzt Leere, Undifferenziertheit und … Offenheit.

Ich spürte der Welle nach und vernahm, daß es eine neue, noch ungeformte Verbindung zwischen meiner unteren und meiner oberen Körperhälfte gab. Träume und innere Bilder nahmen mich ein, die mich durch bedeutungsvolle Erlebnisse auf meinem Weg noch einmal, noch einmal anders führten. Diese noch energiearme Bewegung in meinem System war neu. Loser in ihrer Art, wenig geformt, wenig gerichtet.

War das die Veränderung, die mir das Leben notwendiger Weise geschenkt hatte ?

Die Welle aufnehmen

Stunde um Stunde nahm ich diese neue Qualität tiefer auf und erlaubte ihr, sich weiter in meinem System auszudehnen. Sie eröffnete mir eine neue Art des Empfindens, eine Qualität, die es in meinem System so bisher nicht gegeben hatte.

Das Ungeformte, das Zerstreute, das sanft Pulsierende, Fließende… woher kannte ich diese Qualität ? Welches meiner Heilkräuter trägt diese Information ?

Ja, natürlich: Meine geliebte Schafgarbe verfeinert die Räume, löst Verfestigungen und Stauungen auf, bringt ins Fließen – wohlgemerkt ungerichtet und offen – sie repräsentiert, was diese Krankheit mich lehren soll.

Integrieren und genesen

So wählte ich sie als meine Begleiterin zurück in einen stabilen Zustand, in dem ich das, was die Krankheit mich lehrte, integrieren konnte.

Statt meine Aufmerksamkeit auf mein Sonnengeflecht zu lenken und auf die Wiedererlangung des gewohnten Kraftspeichers dort, folgte ich dem, was das Leben, dem, was die „Krankheit“ mir gezeigt hatte: Ich erlaubte meinem gesamten System – körperlich und geistig – die Unbestimmtheit und Zartheit, in die mich die Krankheit geführt hatte.

Ich folgte dem Vagen, Tastenden – ließ alle Struktur, allen Rhythmus – und lies mich durch die Tage treiben. Viele Tage. Viele Tage, in denen ich isoliert von anderen Menschen meiner „Quarantäne“ harren musste. Ohne Ablenkung, ohne Unterhaltung und Impulse meiner Lieben.

Bald schon begann ich zu schweben und zu fließen, verlor mich in den Farben und Düften des Herbstes, gab mich ausführlich der sinnlichen Erkundung bestimmter, neuer Empfindungen hin, bestaunte meinen Körper, der nicht mehr vor Kraft und Spannung strotzte, sondern vielmehr weich und unbeteiligt in die wohlige Oktoberatmosphäre schmolz.

Ab dem vierten Tag nach dem Schüttelfrost nahm ich das Schafgarbe Destillat ein und führte das Fläschchen bei mir. Dieses zauberhafte Pflanzenwesen zeigte mir, wie ich mich mit dem neu gewonnenen Raum zu bewegen hatte, versicherte mich in der Unsicherheit und Unbestimmtheit, mit der ich mich nun durch den Tag und durch die Nacht tastete. So vollzog ich – und vollzehe immer noch – eine tiefe und wohltuende Genesung. Keineswegs ist mein Bestreben, wieder so zu werden, wie ich vor der Krankheit war. Vielmehr half mir das Leben, eine überfällige Wandlung zu vollziehen, die mich noch ein bisschen vollständiger, noch ein bisschen verbundener, noch ein bisschen vielseitiger sein lässt.

Vielleicht magst Du nach dieser kurzen Schilderung meiner eigenen „Krankheits-Reise“ auch einmal ausprobieren wie es ist für Dich, eine „Störung“ nicht weg zu kompensieren, sondern stattdessen als Wegweiser zu nutzen zu den Baustellen in deinem System: Eine Störung, die Dich nervlich unruhig sein lässt oder deine Haut in Rötungen und Aufregungen stürzt – zeigt Dir zum Beispiel „Überschießendes Feuer“. Was bringt es mit sich, wenn ein Überschuss an Hitze und Bewegung zum Austreten gebracht wird ?

Unsere übliche Reaktion ist, kühlen und beruhigen zu wollen. Doch ist es das, was das Leben deinem System versucht zukommen zu lassen ? Könnte die eigentliche Korrektur, die da vorgenommen wird, nicht eher etwas damit zu tun haben, daß überflüssige Substanz „verbrannt“ wird ? Das der Raum frei gemacht wird, sauber geputzt, für etwas Neues ? Und würdest Du unter diesem Blickwinkel auch zu einer Pflanze greifen, die kühlt und beruhigt – etwa zur Krauseminze oder zur Schafgarbe ? Oder doch eher etwas, das Dir hilft, die Bewegung des Feuers, das aus Dir herauszudrängen scheint, zu unterstützen und das, was es neu hervorbringt entstehen zu lassen ? Einen leeren, weiten Raum Stille. Empfangende Wahrnehmung… wie etwa der Ysop es zu vermitteln vermag ?

Ich lade Dich ein, zu Empfangen statt zu Reagieren. Hereinzulassen statt abzuwehren. Zu Lauschen und zu wachsen. Die Spirits begleiten Dich dabei.

Evelin hütet seit 5 Jahren der Berg „Aditi“ in Oberfranken. Dort arbeitet sie mit Permakultur und baut – ohne den Einsatz von Maschinen und in reiner Kreislaufwirtschaft – die traditionellen Heilkräuter unserer Heimat an. Aus den Kräutern stellt sie kostbare Kräuteressenzen her, die auf offenem Feuer in großen Kupferdestillen gewonnen werden. Als Kräuteressenzen zum Einnehmen und als Variation für die Anwendung auf der Haut kommt die heilsame Energie dieser vollkommen zusatzfreien, hochwirksamen Pflanzenprodukte auch zu Dir. Vier mal im Jahr gibt es Praxiswochen zu Destillation und zu Permakultur auf Aditi, daneben kleine Wochenendseminare zur Anwendung der Phytotherapeutika im Sinne der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin).

www.wild-natural-spirit.org

 

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19 Kommentare zu “In Ruhe krank sein
  1. Dagmar sagt:

    Liebe Evelyn,
    tief berührt lese ich hier von Deinen Erfahrungen und davon,was Du unter “Krankheit“ verstehst…davon, WIE Du Dich fein,achtsam einläßt auf diese gewaltigen WandlungsKräfte….

    Danke für Dein mutiges Durchleben….davor habe ich tiefen Respekt….weil das meinem Empfinden nach auch immer allen & allem dient….

    Danke für Dein liebevolles Hüten von Aditi ¬ Danke Aditi für Deine lebendige Präsenz!!! Danke für Euer ZusammenWirken und Eure Verbundenheit **** Gute Genesung ****

    Von Herzen,
    Dagmar

    • Evelin sagt:

      Likebe Dagmar, dein Segensgruß kommt hier mit aller Kraft und Liebe an. Eine energetische Vollnahrung 😀 Danke Danke Dir – und allen, die so liebevoll und treu den Dienst für Aditi begleiten.

  2. Heike sagt:

    Vielen Dank!
    Sehr passend deine Erfahrung.
    Mein erster Impuls nach den ersten Sätzen deines Textes war: wir tun so vieles um Themen aufzulösen und wenn wir dann krank werden, halten wir sie fest!
    Ich hatte deine Erkenntnis noch nicht gelesen, da lief bei mir schon ein innerer Film.
    Ich sah wie ich wieder „normal“ werden will, wie sehr ich mit “ Krankheit“ kämpfe und bei einem letzeren länger andauerndem Rückzug erfuhr ich, dass ich loslassen muss. Diese leise Stimme, die du beschreibst, gab mir Anweisungen, Unterstützung, Trost und eine völlig andere Bewertung meines Zustandes als den der Aussenwelt. Dem musste ich vertrauen lernen, dann ging es mir Schritt für Schritt besser.
    Ich erholte mich und konnte im Nachhinein beobachten wie SEHR ich mich „entwickelt“ hatte.
    So wie du Krankheit beschreibst, Evelin, kann sie ein ENTWICKELN von etwas sein. Und ein WILLKOMMEN für eine neue Energie! Sehr schön!

    • Evelin sagt:

      Liebe Heike, gesegnet sind wir, wenn wir diese leise Stzimme hören. Sie ist so leise und so zart – wer hätte gedacht, daß sie so allwissend und mächtig ist ? Ich folge ihr – schon so lange. Und manchmal sieht das von außen ganz unvernünftig oder wirr oder „impulsiv“ aus. Und sie leitet mich so klar… dorthin, wo die Seele wohnt. Danke Dir für deine Zeilen – das ent-wickeln der Seele aus all den seltsamen Vor-Stellungen ist doch das allerschönste Spiel !!

  3. Liebe Evelin!
    Hab herzlichen Dank dafür, dass du uns an diesem Prozess teilhaben lässt.
    Ich bewundere deinen Mut, selbst die heftigsten Erscheinungen kommen zu lassen und zu umarmen und habe mich gefragt, ob ich das auch so gelassen durchleben könnte.
    Mit dem nächsten Wimpernschlag kam dann die Erinnerung an das Geschenk, das mein Körper mir mit meiner Angsterkrankung gemacht und das mich in eine tiefgreifende Wandlung geführt hat. An meinen Mut, einen anderen Weg einzuschlagen, als die Panik kam, und ich schöpfe daraus die Hoffnung, auch mit dem, was da noch kommen mag, so umzugehen, wie es in mir angelegt ist!
    Ein freudiges Lächeln umarmte mich zum Schluss: Schafgarbe und Ysop habe ich aus deiner schöpferischen Hand im Haus – also kein Grund zur Sorge 🙂

    Dankbare Herzensgrüße zu dir
    Imke

    • Evelin sagt:

      Liebe Imke, die Angst ist die größte aller Prüfungen. Wenn sie ganz unverhüllt auf Dich zutritt, so ehrt sie Dich im Zutrauen, daß Du dieses enorme Maß an Energie aufzunehmen und zu wandeln vermagst. Ysop und Schafgarbe … oh ja .. beide zeigen Dir den vertikalen Weg in die Energie hinein. Umarmung an Dich !

      • Wie schön du das formuliert hast, was ich im tiefsten Herzen auch genauso empfinde. Die Angst hat mich tatsächlich geehrt – ich habe dieses wunderbare Geschenk erhalten, umarmt und gewandelt. Wie heißt es so schön: Es gibt nur zwei Energieformen: die Angst und die Liebe. Ich habe durch meine Panikattacken einen Blick darauf erhalten, dass ich bis dahin in aller erster Linie aus der Angst heraus entschieden und gelebt habe.
        Das ist heute anders und dafür bin ich unendlich dankbar.

        In Verbindung
        Imke

  4. Monika sagt:

    Liebe Evelyn,
    das entspricht absolut meiner Idee von „Krankheit“. Und was es braucht- hier bediene ich mich der wundervollen Worte von Dörte Luna ‚Him – ist >>absolut freilassende Unterstützung <<, für unsere Seelenwege.
    Herzlichen Dank für dein Teilen
    Weiterhin gute Reise 🙏🏼

  5. Bea Kleine-Wolf sagt:

    Liebe Evelyn , vielen Dank für diesen wunderbaren Text ! Es ist so wertvoll , wie du die Zustände der Krankheit so fein beschreibst und die Schlüsse die du daraus ziehst . Vielen Dank !

  6. Charlotte Fink sagt:

    Liebe Evelyn, herzlichen Dank für dein Teilen dieser Erfahrung des Wandels auf allen Ebenen und deine vertrauensvolle Hingabe in den Prozess. Ich fühle mich darin so bestärkt und bin dankbar für dieses Netz der Verbundenheit.
    Von Herzen
    Charlotte

  7. Sabine schneider sagt:

    nicht alles was wir als Stärke und Kraft fühlen ist uns dienlich.
    Der Fluß des Lebens ist weich und schwach.
    Tolle Erfahrung es mit Dir zu teilen☆
    fühle dich umarmt
    von Sabine🕊🥰💞

  8. Evelin sagt:

    Umarmug zurück, liebe Sabine !

  9. Michelle sagt:

    Liebe Evelin
    Diese 4 Schritte, von denen du sprichst, fühlen sich für mich so stimmig an.
    Dieses geschehen lassen können finde ich so wesentlich. Und ich erinnere mich daran, als meine Kinder klein waren und sie krank wurden, wie seelentief ich diese Momente immer erlebt habe, dieses wesentlich werden. Dafür darf man sich Zeit lassen, und den Prozess achtsam begleiten- um dann am Ende das Wunder der Wandlung zu erleben.
    Noch ist es so, dass wir erst im krank werden die Erlaubnis haben für Rückzug und Heilung.
    Manchmal träume ich davon, wie schön es sein könnte, wenn es bewusst zu unserem Leben gehören würde, dass wir uns ab und zu eine Heilungsauszeit nehmen.
    Von Herzen, Michelle

    • Dagmar sagt:

      ….oooh,liebe Michelle,jedes Deiner feinen Worte bejahe ich aus tiefstem Herzen….
      Danke für Deinen Kommentar….welcher mich sehr berührt….

      Alles Liebe,
      Dagmar

    • Evelin sagt:

      Wir zart und tief deine Worte bei mir ankommen ! Das „wesentlich werden“ – das ist eine wunderbare Wortfindung. Es passt so genau zu dem, was ich meine. Und: Mach den Traum zur Wirklichkeit ! Jetzt gleich !! Herzensgrüße

  10. Wim Lauwers sagt:

    Danke Evelin und Alle. Mich hat es seit letzten Mittwoch, Anfang der Portaltage erwischt. Meine Freundin ein Tag früher. Ich habe inzwischen VIELES gelernt und gehe wieder neue alte Wege. Ich habe mich zu überanstrengt, körperlich. Hatte meinen Rhythmus verloren. Fürs liebe Geld. Meine Freundin sagte: Gesundheit vor Geld. Da habe ich sofort gekündigt und genieße jetzt wieder „meine“ Zeit. Barbara kommt immer am WE zu mir. Das hat sie weiterhin gemacht. Auch diese „Krankheit“ teilen wir zusammen. Mal gucken, wie lange wir brauchen. Ich war vorher nie „krank“. Ist für mich neu. Dein Teilen und die viele weise Kommentare lassen mich noch ein wenig ausharren.

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