Die Umarmung der Kiefer
Vor langen Jahren machte ich eine Winter-Wanderung über mehrere Tage entlang der Ostseeküste. Von Warnemünde bis nach Wustrow wanderten meine Freundin und ich. Und es war schön und abenteuerlich. Wegen Sturm und Schnee und Eis waren teils die Uferwege nicht benutzbar. So gingen wir auch mal parallel zur Waterkant. Wie gut uns die klitzekleinste Käsestulle als Mittagsspeise schmeckte ist eine meiner segensreichen Erinnerungen an diese Tage.
Es gab auch viel Schmerzhaftes, das in mir sich aktivierte. Chaos, das mir damals aus alten Traumatisierungen meiner jüngeren Partnerin zu rühren schien. Jedenfalls war ich auch sehr sehr erschöpft, ratlos, überfordert. Dies geschah nach einer solch grauslich dunklen Nacht der Seele. Wir wanderten den nächsten Morgen wieder weiter. In meiner Erschöpfung und Haltlosigkeit – heute weiß ich nicht mehr ob ich weinte – gab es diesen Augenblick, wo ich mich an eine riesige uralte und sehr hochgewachsene Kiefer lehnte. Irgendwie so halb seitlich. Denn ich trug ja meinen großen Wanderrucksack auf dem Rücken. Und da geschah etwas so Unerwartetes, das ich heute noch staune darüber. Und beseelt bin, wenn ich mich daran erinnere: Die Kiefer WIEGTE mich. Als hätte sie Arme, die mich hätten umfangen können, wurde ich von ihr gewiegt. Das war so großartig, tröstlich und wunderbar schön. Wie tief dankbar bin ich für diesen Augenblick. Eine große Öffnung zu den Segnungen, die meine Mitwesen, Pflanzen- und Tiergeschwister für mich stetig bereit halten, hat sich da in mir aufgetan. Eben ganz und gar jenseits des gebundenen Alltagsverstandes und des „aufgeklärten“ Denkens, in dem ich erzogen wurde.
Nie vorher hatte ich eine Vorstellung davon gehabt, dass ein Baumwesen, dessen Krone sich in Wind und Sturm neigen kann, sich bis in die untersten Regionen seines im Boden verankerten Stammes zu bewegen vermag. Aber eben genau so ist es. Und so haben sich Sturm und Baum zusammengetan und meinen erschöpften Körper und meine tieftraurige Seele durch ihre Umarmung gesegnet. Jenseits aller Worte war das Begreifen da: niemals bin ich allein. Und das weiß ich noch: ich war aufgeregt. Ich lachte unter Tränen. Und erzählte sowohl meiner Freundin als auch völlig Unbekannten, die eben auf ihrem Sonntagsspaziergang des Wegs kamen, was ich gerade erlebt hatte. Von der wunderbaren Segnung, die ich nun für immer in mir trage.
Was für eine wunderschöne, tief berührende Geschichte – danke! Sie rührt an uraltes Wissen auch in mir und macht mich glücklich…
Dankeschön, liebe Miriam!
Herzlichen Dank liebe Miriam, für diese wunderschöne Geschichte.
Ja, Bäume können so lebendig sein.
Ich habe auch einige ganz spezielle Baumfreunde hier in meiner Stadt, die ich gefühlt seit Urzeiten kenne und immer wieder einmal besuche.
Jedes Mal wieder sehr berührend und sehr aufbauend.
Eine wunderbare Erzählung und ein segensreiches Erlebnis für Dich. Es war Inspiration und eine Erinnerung das zu lesen unserer Verbindung zur Natur in guten wie in schlechten Tagen aufrecht zu erhalten. Danke für das Teilen!
😍
Bedingungsfrei begleiten sie uns , wunderbare Mitwesen …in einer tiefen Verbundenheit dürfen wir diese Geschenke bewusst, achtsam & dankbar wahrnehmen & einfach Sein , so wie wir gedacht sind und unseren Platz einnehmen …Vielen lieben Dank, liebe Miriam für diese „feinen“ Zeilen…eine gesegnete Zeit& Alles Liebe Simone
Liebe Dorothee, Dörte, Katharina, Gunter und Simone, dank euch! Wie schön es ist, berührbar zu werden. So schön, darin Verbundenheit zu entdecken und die Segnungen zu genießen, die entstehen, wenn ich meine weichen, wackeligen, verletzlichen Seiten offenbare. Euch hier wie meinen Mitgeschöpfen aller Arten! Warme, nährende Freude in meinem Herzen, voller Vertrauen, staunend über das Wunder, erfüllt von Liebe. Frohes Sein euch und allen Wesen in unserer Urverbundenheit.
Ja, die Standing People, so werden in meinem spirituellen denken die Bäume auch genannt, geben so viel.
Je nach Baumsorte auch ganz unterschiedliche Qualitäten.
Danke für deine wunderschöne Geschichte.