Gibt es einen „Neuen Weg“ ? Eine „Neue Zeit“ ?

Foto: Evelin Rosenfeld

Es ist Frühling – ohne Zweifel. Die Energien haben begonnen, sich neu zu bewegen, nehmen an Fahrt und Richtung auf, es sprosst und keimt und wächst an allen Enden. Ich bin etwas verhalten gegenüber den hoffungsfrohen Verkündungen einer „Neuen Zeit“. Für mich ist einfach erst einmal Frühling, mit seiner ganz charakteristischen, energiehebenden und beschleunigenden Kraft.

Freilich habe auch ich die heftigen Entwicklungen und Ereignisse der letzten Jahre aufgenommen, habe mir über Krieg, Armut, Manipulation und ihre konstruktiven Gegenkräfte Gedanken gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, daß – zu meinen Lebzeiten –  in so weiten Kreisen so konkret über eine Neuordnung gesellschaftlicher Verhältnisse diskutiert wurde, wie in diesen Jahren.

Ich interpretiere diese Polarisierung in unserer Welt als sehr nachdrückliche Aufforderung zur Selbstreflexion: Wie verdienen wir unser Geld ? Welche Auswirkungen hat unser Tun auf das Ganze ? Wodurch tragen wir zu Schmerz, Konflikt und Mangel selbst bei ?  In meinen Augen wäre es traurig, wenn diese kollektive Chance zur höchstpersönlichen ( ! ) Bereinigung verpufft in Heilsverkündungen von irgendwoher und in der kindlichen Hoffnung, daß etwas anderes als wir selbst unsere menschlichen Schattenseiten erlöst.

Ich glaube fest daran, daß wir das können. Daß wir in der Lage sind, aus eigener, innerer Reifung zu erkennen, was wir in unseren Herzen tragen und es zu unterscheiden von dem, was wir aus unbearbeiteten Mangelerlebnissen „wollen“. Wenn es gelingt, das Herzenslicht von all den verkrusteten und kompensierten Erfahrungen zu befreien, dann entdecken wir auch Wege, unser tiefstes Anliegen in der Welt zu manifestieren.

Nun bin ich eine, die schon seit dem frühen Erwachsenenalter Wege der Selbstverantwortung sucht und geht. Ich habe zugleich die Bedingung des „Dienstes am Ganzen“ in mir getragen und versucht, zu erfüllen. Das hat mir ein bewegtes Leben als Biochemikerin, als wirtschaftspolitische Beraterin, als Coach und nun auch noch als Kräuterbäuerin beschert…

Und auch in dem kleinen Rahmen, den ich auf Aditi geschaffen habe, liegen nach diesen bewegten Jahren (und ich glaube nicht, daß es in naher Zukunft „ruhiger“ wird…) die alten, immer wiederkehrenden Themen des menschlichen Zusammenlebens und Wirkens:

  • Selbstausdruck und Arbeit: Wie ist es im gemeinsamen Wirken möglich, die individuellen Eigenheiten zum Ausdruck kommen zu lassen und zugleich ein Gemeinsames zu erschaffen, das allen dient ?
  • Teilhabe und Ressourcen: Wie verteilen wir begrenzte Ressourcen so, daß Verantwortung und Einsatz gewürdigt und zugleich Unterschiede in der Leistungsfähigkeit integriert werden ?
  • Verständigung und Regulierung: Wie lösen wir Konflikte und Meinungsverschiedenheiten, in denen das Gemeinsame betroffen ist ? Nach welchen Maßstäben werden Entscheidungen getroffen ?

Selbstausdruck und Arbeit

Die Geschichte vom „bedingungslosen Grundeinkommen“ wurde von einem millionenschweren Unternehmer und Kapitalisten am Ende seines beruflichen Werdegangs hier bei uns in Deutschland in den Raum geworfen. Wer der Natur nah ist, erkennt, daß die Idee der „staatlichen Almosen“ zutiefst widernatürlich ist und das Bild eines abhängigen, wert(e)losen Proletariats bis zur Unerträglichkeit ausführt.

Zudem ignoriert die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen konsequent die Herkunft des Wohlstandes, der da verteilt werden soll. Und sie ignoriert die Tatsache, dass das „Arbeiten“ – im Sinne von „in dienenden Kontakt mit der Umwelt gehen“ – eine nicht nur natürliche sondern für die Lebendigkeit notwendige Bewegung ist. Jedes Wesen auf dieser Erde muß aktiv und täglich Energie im Einklang mit dem Umfeld bewegen, um zu leben. Materiell und geistig.

Das hat nichts zu tun mit schönen Neigungen, denen Mensch unbeeinträchtigt nachgehen möchte….
Das Wesentliche und das, was über die Lebendigkeit des Ganzen letztlich entscheidet ist: Dient das individuelle Tun der Gemeinschaft ?
Und ich bin es leid, über den Wert der Erziehungsarbeit diskutieren zu müssen (braucht das Ganze noch mehr Menschen auf diesem Planeten?), über die Entstehung von Marktpreisen oder über den Wert des künstlerischen Ausdrucks im Allgemeinen.

Der Exzess individueller Selbstverwirklichung hat unseren Blick für das Ganze so weit getrübt, daß viele Menschen sich überhaupt nicht mehr vorstellen können, wie sie in einen konstruktiven, energetischen Austausch mit ihrem Umsystem gelangen.
Um zu erkennen, wie wir die individuellen Gaben in Einklang mit unserer Umwelt entwickeln und einbringen können, müssen wir uns verabschieden von einem Arbeitsverständnis, in dem Arbeitskraft eine zählbare Ware ist (ich empfehle hier wärmstens die Lektüre von Steiners Vortrag „Das Soziale – Dreigliederung von Wirtschaft, Recht und Kultur“, aus Februar 1919), die mit fettwanstigen „Kapitalisten“ getauscht und verhandelt wird. Was ist das für ein Menschenbild ? Hier beginnt die mechanistische Sicht auf die menschliche Schaffenskraft !

Doch zum schöpferischen Vorgang, zu dem ursprünglich jeder Mensch begabt ist, gehört eben mehr als eine hübsche Idee oder segensreiche Stunden im inneren Flow. Der Zusammenhang zum Umfeld, die Beantwortung der Fragen und Bedürfnisse des Ganzen ist wesentlicher Teil der menschlichen Integration.

Was in der Natur Fressfeinde, Wetterumschwünge, konkurrierende Populationen, Jahreszeiten und Fruchtfolgen sind – das sind bei uns Menschen die Ordnungen, die wir „Ökonomie“, „Rechtssystem“ und „Kultur“ nennen. Das sind keine „fremden Zwangsmechanismen“ von bösen, dummen Machtmenschen. Nein, das ist das Resultat der Art zusammenzuleben, wie wir es alle tun. Es sind unsere Umbedingungen. Wir gestalten sie täglich neu mit der Art, wie wir unser Einkommen erzielen, wie wir konsumieren und wie wir uns in den politischen Prozess einbringen. Sich dieser Aufgabe des bewussten Mitgestaltens zu entziehen bedeutet, sich dem Leben zu entziehen.

Arbeit, ein Schaffen, das lebendig sein kann, bedeutet also die individuellen Gaben tatsächlich so in unser Umfeld einzubringen, daß es dem Ganzen dient UND sich selbst trägt. Letzteres ist übrigens ganz von selbst gegeben, wenn das Schaffen die Fragen und Bedürfnisse des Ganzen beantwortet…

Teilhabe und Ressourcen

Wir stehen heute in einer Situation, in der wenige Menschen über die meisten Ressourcen auf dieser Welt verfügen. Dieser Sachverhalt verleitet manche Menschen dazu, dies durch Zwang, Gewalt und Enteignung verändern zu wollen.
Doch selbst wenn wir uns erniedrigen würden, unter der Fahne der Gerechtigkeit zu Stehlen und eine Minderheit pauschal zu verurteilen – es würde dem Ganzen nicht dienen. Die zu beobachtenden Unverhältnisse sind Resultat der gemeinsamen Lebenshaltung. Die oben beschriebene Degeneration der Arbeit zu einem abhängigen und seelenlosen Deal um Lebenszeit ist ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Ungleichverteilung.

Wissen, Fleiß, Ausdauer, Netzwerk und Risikobereitschaft sind die menschlichen Eigenschaften, die zur Anhäufung von Kapital führen (auch ein Millionenerbe, der diese Eigenschaften nicht hat, wird alles verlieren…). Zu diesem „Wissen“ gehört allerdings auch die Nutzung bestehender Verhältnisse – also das Wissen um Menschen, die sich nicht zuständig für das Umsystem fühlen, das Wissen um Unwägbarkeiten und die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, das Wissen um Macht und Gewalt.

Wir alle verfügen über mindestens 1 Ressource, die uns niemand nehmen kann, außer wir selbst: Unseren freien Willen. Wir entscheiden, wofür wir unsere Lebenszeit einsetzen – und wir haben freien Zugang zu all dem Wissen um die menschgemachten Zusammenhänge.

Steiner schlägt in seiner oben zitierten Abhandlung vor, Arbeitskraft nicht mehr als „Ware“ zu behandeln. Er schlägt vor, daß „der Kapitalist“ dem „Arbeiter“ nicht Lebenszeit abkauft, sondern das, was Marx als „Mehrwert“ definiert: Das Ergebnis der Arbeit.
Mit diesem einfachen Vorschlag, mit dem auch die Entwürdigung des Stundenzählens und der Ersetzbarkeit beendet wird, sind Verantwortung, Risiko aber auch der tatsächliche materielle Wert eines Arbeitsvorgangs wieder natürlich verteilt.
Auch das Geldverdienen ohne Arbeit – die Zinsgeschäfte – wären hiermit passé.

Die Anhäufung von Kapital ist dadurch möglich, daß viele Menschen die notwendige Integration ihrer Arbeit in das Umsystem (kalkulieren, auf Risiko produzieren, im Markt etablieren und permanent mit den Umbedingungen abzustimmen) nicht bereit sind, zu vollziehen. Diese – den meisten unangenehme – Arbeit ist bis dato Aufgabe der Unternehmer, der Manager und Macher.

Nicht jeder ist ein Macher ?
Ja, nicht jeder hat Herz UND Lunge. Die Natur sagt: dann kann er nicht leben.
Die meisten Menschen treten mit Herz UND Lunge in dieses Leben.
Jeder Mensch kann manche Dinge besser und andere schlechter. Jeder.
Und jeder Mensch hat die Aufgabe, sich mit diesen heterogenen Gaben eine Situation zu erschaffen, in der er seine Gaben wirklich in sein Umfeld etabliert.
Das hat nichts mit Schwäche zu tun. Das ist Ganzheit, Lebendigkeit und Integration. Das ist natürlich und führt zu Balance.

Die Diskussion um „die Schwachen“ degradiert all jene, die anders als durchschnittlich begabt sind und spricht ihnen von Anfang an Eigenständigkeit ab. Und die Diskussion um „die Schwachen“ hat auch sogleich „Täter“ zur Hand.
Leute … das Niveau ist ausgereizt… !!!

Diese pseudo-soziale Argumentation hat Heerscharen unproduktiver Verwalter, Kontrolleure, Schichtarbeiter, Versprechenmacher und Subventionsempfänger hervorgebracht, merzt gerade das Handwerk und den Mittelstand aus und beschert uns Staatsschulden, die historisch durch Kriege bereinigt werden …

Nein, wenn es einen neuen, lebensfördernden Weg der Verteilung von Ressourcen geben soll, dann braucht es viele Einzelne, die bereit sind und sich in die Lage versetzt haben, das ganze und das natürliche Lebenspaket in die eigenen Hände zu nehmen. Mit Risiken und ungeliebten Aufgaben – aber auch mit der Freiheit, das in die Welt zu bringen, was sie selbst aus tiefster Überzeugung für wertvoll und wichtig halten.

Und natürlich gehört dazu, Produktionskapital bereit zu stellen. Bei „Dienstleistungen“ ist das noch leicht und überschaubar. In dem Moment aber, in dem wir wirklich materiell produzieren, benötigen wir das Equipement zum Produzieren. Es muß – auf eigenes Risiko bereitgestellt und eingesetzt werden. Und auch anders als bei der arbeitsteiligen, abhängigen Beschäftigung muß „auf Risiko“ gearbeitet werden: Wir wissen am Ende noch nicht, ob wir durch Verkauf oder Tausch genug zurück erhalten, um unser Leben zu finanzieren.
Diese großen Verantwortlichkeiten werden von den wenigsten gesehen, die ihre Lebenszeit gegen feste Stundensätze verkaufen. Und dieser Einsatz weniger, einzelner verdient Respekt und Ausgleich, um mehr Menschen dazu zu ermutigen, Unternehmen zu gründen, die lebensfördernd sind.

Es braucht viele einzelne Menschen, die ihre Arbeit als Beitrag zu etwas Gemeinsamem verstehen und dafür sorgen, daß das Ergebnis ihrer Arbeit ihr eigenes Leben trägt und dem Ganzen wirklich hilft. Dazu müssen sie sich die Mühe machen, „das Ganze“ überhaupt zu einem gewissen Grade zu durchdringen – ob dies nun das Lesen von Ökobilanzen, das Studium unserer Grundgesetze oder die Einsichten unserer wichtigsten Literaten betrifft … Vor allem aber braucht es ihre Mitverantwortung für das, was sie tun und die Ergebnisse ihres Tuns. Denn „irgendjemand“ (die Gemeinschaft) steht sonst dafür gerade.

Mit der uns vertrauten Arbeitsteilung und mit der staatlichen Manipulation von Preisen und Löhnen ist das unglaublich schwierig. Aber es ist möglich.

Verständigung und Regulierung

Hier geht es – Klartext – um die Machtfrage. Wer entscheidet im Zweifel ? Nach welchen Regeln ?

Das Prinzip der Mehrheit ist in meinen Augen ein zutiefst ungerechtes Mittel, um gemeinschaftliche Fragen zu lösen. Eine Gruppe völlig unterschiedlich informierter und zum Ausdruck befähigter Menschen überstimmt eine Minderheit. Die überstimmte Minderheit trägt im Nicht-Einverständnis ein wachsendes Potenzial an Destabilisierung für das Ganze. Sie werden aus gutem Grunde nicht helfen, die gefundene Mehrheitsentscheidung gangbar zu machen und entziehen sich mit ihren wertvollen Potenzialen dem Gemeinsamen. Der Ausschluss und somit die Vernichtung Andersdenkender ist auf der ganzen Welt – auch bei uns – Gang und Gäbe. Das Resultat ist ein Regime der Angst und der Wut.

Der Konsensansatz, wie er etwa in der Schweiz, zwingt die Menschen, ihre Positionen auszudiskutieren. Bei kritischen Entscheidungen wird der Zeitdruck hier zum fragwürdigen Richter. Sicher macht es Sinn, den vollständigen und oft mühsamen Austausch der unterschiedlichen Auffassungen fest in der Gemeinschaft zu verankern. Andererseits gibt es einfach Phasen und Bereiche, in denen Konsens nicht herstellbar ist.

Die beste Antwort, die ich bisher hierauf gefunden habe, ist, VOR dem Zusammenschluss die Ähnlichkeit in Gesinnung, Selbstreflexion, Verantwortungsfähigkeit und Dynamik zu prüfen. Ich habe hierzu mit einigen Großorganisationen ein ganzes Managementmodell entwickelt („Wertebasiertes Management; Buchveröffentlichung 2009 „Die Strategie der Aufrichtigkeit“). Die Umsetzung einer solchen „Gemeinschaftsbildung Gleichgesinnter“ setzt allerdings voraus, daß jeder einzelne Beteiligte sich seiner tiefste, inneren Werte bewusst geworden ist und sein Leben derart konsequent umgestaltet hat, daß er selbst diesen Werten um jeden Preis treu ist. Das wiederum setzt eine spirituelle Reifung voraus, die sich nach wie vor seltenst in dieser Welt findet.

Bis dahin – bis sich Zelle für Zelle genug gleichgesinnte Menschen für eine gemeinsame, lebensspendende und voll verantwortete Unternehmung zusammenfinden, führt zwangsläufig „das Kapital“. Also derjenige oder diejenigen, die auf eigenes Risiko Produktionsbedingungen zur Verfügung stellen. Hier geht es nicht selten um Ersparnisse, um mögliche und riskierte Altersversorgungen…

Doch auch hier eine zentrale Erkenntnis meiner ökonomischen Beobachtungen: Arbeit und Kapital sollten so eng wie möglich verbunden bleiben. Jemand der „nur“ Geld gibt und nicht selbst in den Arbeitsprozess integriert ist (Shareholder) hat einen ganz anderen Blick, ganz andere Interessen, als jemand der „nur“ arbeitet jedoch nicht in ein kapitales Risiko geht. Diese Spaltung in unseren aktuellen Wirtschaftsverhältnissen führt zu enormen Spannungen, die die eigentliche produktive Kraft auffressen.

Gibt es einen Neuen Weg ? Nun, da ich die Voraussetzungen für mehr Lebensfreundlichkeit unserer Gesellschaft in der geistigen Entwicklung der einzelnen Menschen sehe, sind wir wohl noch eine ganze Weile „auf dem Weg zum Weg“.

Ich hab schon mal angefangen

20 Jahre lang half ich Menschen, die oben beschriebenen Bewusstseinsschritte zu vollziehen und tragfähig in ihrer Lebensgestaltung umzusetzen. Dann traf ich „Aditi“ – diesen wundervollen, wilden Berg, den ich für einen Knotenpunkt im kosmisch-terrestrischen Netz halte. Und ich vernahm die Aufgabe, diesen Ort ganz zu aktivieren, das vorhandene, fast intakte Ökosystem zu schützen und zu erhalten und zugleich einen Dienst an den Sonnenpflanzen, an den traditionellen Heilkräutern für die Menschheit zu vollziehen.

Nebenbei habe ich ein neues Modell der nachhaltigen Landwirtschaft geschaffen – was glaubst Du, was für Hürden zu nehmen sind, um maschinenfreie Permakultur in den gängigen Landwirtschaftsinstitutionen zu kommunizieren ? Doch das Verständnis wächst und die Resonanz ist positiv.

Es war bald klar, daß ich hierfür ALLES – meine gesamte Arbeitskraft, sämtliche Ersparnisse, mein ganzes Netzwerk und mein ganzes Wissen einsetzen musste. Das war auch für mich ein großer Schritt. Diese Bewegung war getragen von unzähligen Segnungen und Menschen, die mich auf ihre Weise unterstützt haben. Und so gedeiht Aditi und die Spirits verbreiten sich in der Welt.
Aber…

Es ist auf lange Sicht quantitativ viel zu viel Arbeit für mich alleine. Und auch die bestehenden Risiken sind eine große Aufgabe für mein Vertrauen und meine Zuversicht. Mit Vernunft betrachtet bräuchte es einen Kreis von Menschen, der dieses große Vorhaben trägt. In Arbeit, Ressourcen und Verantwortung. Zusätzlich zu dem großen Netzwerk an Menschen, die bereits aus der Ferne oder punktuell hierher ihre wundervolle Energie fließen lassen. Nach diesem Kreis halte ich Ausschau.

Meine Erfahrung bisher ist: Ich finde unter tausend Begegnungen bestenfalls eine, bei der ich mich einem Menschen gegenübersehe, der Verantwortung, Gemeinschaft, Aufrichtigkeit und Spiritualität auch nur annähernd ähnlich betrachtet, wie ich.
Immer wieder stellen sich hier auf Aditi herzensreiche Menschen ein, die mitmachen wollen.
Wenn ich versuche zu erklären, daß ich ihre Arbeitszeit nicht kaufen will, muss ich immer schon die Ausbeutungskeule fürchten. Dabei geht es mir darum, das sehr, sehr große Werk hier auf Aditi auf gleichberechtigte, gleichentwickelte, gleichstarke Schultern zu verteilen. Ich ersaufe förmlich in administrativen Zwängen (Umsystem) – und auch ich würde am liebsten nur mit den Pflanzen arbeiten und sonst gar nichts.

Doch dann … gäbe es Wild Natural Spirit und den damit verbundenen Leuchtturm nicht.

Also erkläre ich meinem (geliebten !) Team immer wieder: Die Aufgabe, diesen Raum hier zu erschaffen und zu erhalten, die Aufgabe, die Spirits hinaus in die Welt zu bringen, enthält ein riesen Paket an Aufgaben. „Schönere“ und „nicht so schöne“ Aufgaben.

Und die (unglaublich vielen, materiellen und immateriellen) Ressourcen … müssen erarbeitet werden. Dieses „Erarbeiten“ enthält eben nicht nur Gartenarbeit, sondern auch die Abstimmung mit Behörden, die Kommunikation im Markt und, und und … Arbeitsteilung macht keinen Sinn (siehe oben). Es resultieren „amputierte Menschen“ und ein entsprechend unzusammenhängendes Werk. Es braucht den ganzen Menschen für das ganze Werk.

Ich kann gerne alles teilen oder abgeben – wenn ich sicher sein kann, daß das Werk getan ist. Was ich nicht abgeben kann, ist meine selbst gewählte Aufgabe: Diesen Berg hier zu seiner vollen Blüte zu führen und den Sonnenpflanzen zu helfen, unter den Menschen zu wirken. Und so bin ich – mangels gleichgesinnten Gegenübern – gezwungen, „Kapital“ und „Macht“ vorerst weiter allein zu tragen und das Vorhaben so klein zu halten, daß ich all die darin stattfindenden Vorgänge noch verantworten kann.

Bis sich Menschen hinzufinden, die mit mir sehen: Arbeit, ein Schaffen, das lebendig sein kann, bedeutet, die individuellen Gaben so in unser Umfeld einzubringen, daß es dem Ganzen dient UND sich selbst trägt. Dafür braucht es Verantwortung für den Gesamtprozess, in Arbeit, in Produktionsmitteln und in der Kommunikation mit dem Umfeld. Diese Verantwortung ist keine deklaratorische, sondern eine sehr handfeste Bereitschaft und Kompetenz, die mit einer ganzen Reihe von Risiken verbunden ist.

Mit dieser Ausstattung kann ein neuer Weg entstehen. Ein Weg, auf dem tiefgreifende strukturelle Veränderungen in das Umsystem eingebracht werden von freien, verantwortungsbewussten und schöpferischen Menschen.

Evelin hütet seit 2016  den Berg „Aditi“ in Oberfranken. Dort arbeitet sie mit Permakultur und baut – ohne den Einsatz von Maschinen und in reiner Kreislaufwirtschaft – die traditionellen Heilkräuter unserer Heimat an. Aus den Kräutern stellt sie kostbare Kräuteressenzen her, die auf offenem Feuer in großen Kupferdestillen gewonnen werden. Als Kräuteressenzen zum Einnehmen und als Variation für die Anwendung auf der Haut kommt die heilsame Energie dieser vollkommen zusatzfreien, hochwirksamen Pflanzenprodukte auch zu Dir. Vier mal im Jahr gibt es Praxiswochen zu Destillation und zu Permakultur auf Aditi, daneben kleine Wochenendseminare zur Anwendung der Phytotherapeutika im Sinne der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). www.wild-natural-spirit.org

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19 Kommentare zu “Gibt es einen „Neuen Weg“ ? Eine „Neue Zeit“ ?
  1. Ulrike sagt:

    Danke. In deinen Worten und dahinter steht so viel mehr, als dass es mir möglich wäre, alles zu erfassen. Ein Verstehen braucht, diesen Text immer wieder zu lesen, zu erfahren. Mit einem großen JA verneige ich mich vor dir, liebe Evelyn.🙏🏻

    • Evelin sagt:

      Verstehen-Wollen … das ist die Öffnung zueinander, die so vieles möglich macht. Danke Dir, Ulrike

    • Wanda sagt:

      Kann es sein, dass Ihr alle nicht von der Wende 1989/90 betroffen wart? Das war Veränderung in allen Bereichen desLebens, die man sich nur denken kann. Individuell und die Gesamtheit, zumindest der im Osten Geborenen, betreffend.

  2. Heike sagt:

    Danke, Evelin!

    Ein sehr nachdenklich machender Text mit vielen Impulsen, die meinen ähneln!

    Und gleichzeitig bemerke ich, dass es genau diese verschiedenen Seiten IN MIR sind, die miteinander ringen.

    Deine mitgeteilten Impulse werden mich begleiten!

    Dir einen schönen Frühling🙏🌞🌺, Heike

    • Evelin sagt:

      Begleiten … oh ja, liebe Heike … das ist, was wir jetzt ALLE brauchen. Wir haben einander so viel zu geben und es so allerdringenst nötig, die Hände zu öffnen.

  3. Dagmar sagt:

    …..Danke aus tiefstem Herzen für Dein Teilen Deiner Erfahrungen & Deiner Expertise,liebe Evelyn….immer wieder bin ich tief berührt und auch wach gerüttelt von Deinen scharf-&fein-sinnigen Analysen…woow…all der Ebenen und Dimensionen….die Du miteinbeziehst….

    Und ja…..zum Erfassen dieser Komplexität….eines Textes,Themas,einer Situaation, von Zusammenhängen…braucht es Zeit & Werkzeuge….Bereitschaft & Übung…als Grundlage…..das sind meine Gedanken dazu…..

    Danke für Dein VerbundenSein mit Aditi “in guten wie in schwierigen Zeiten“…das berührt mich sehr….Deine Verlässlichkeit,Deine Treue….Euer ZusammenLeben&Wachsen eingebettet in “Umsystemen“…..ich lerne so viel,weil mir Dein Text “unter die Haut geht“….

    Alles Liebe zu Dir & Aditi….von Herzen,
    Dagmar

    • Evelin sagt:

      Dagmar, fast hätte ich deinen Beitrag übersehen … Danke für die bestärkung… und ja: lass es unter die Haut gehen, bis zu deiner Seele. Ganz sicher trägst auch Du einen kostbaren Schatz, der unseren Wandel begleitet

      • Dagmar sagt:

        ….ja,liebe Evelin, auf alle Fälle 🙂 danke – und entdeckerfreudg forschend auf meinem Weg bleiben 😉

        Hab nun – neugierig geworden – aus Deinem VeröffentLICHTUNGenSchatz das Buch “Was dir wirkich wichtig ist“ gewählt als mein GeburtstagsGeschenk an mich und ich freu mich drauf, damit zu arbeiten!!!!

        So schön,voneinander zu lernen!!!
        Herzlichst,
        Dagmar

  4. Liebe Evelin!
    Hab noch einmal herzlichen Dank für die warmen Worte anlässlich meines Beitrags gestern … mir fehlen noch immer die rechten Worte!
    Zu deinen Ausführungen: Sie beschreiben, warum ich nun aus der Schule ausgestiegen bin: Jeden Tag mitzuerleben, wie die vielfältigen Potentiale von Menschen (SchülerInnen wie LehrerInnen) nur darauf zurechtgestutzt werden, ein bestehendes System -zugunsten weniger Profiteure- aufrechtzuerhalten, bis sie endgültig ausgeblutet sind, war mir unerträglich geworden.
    Und gleichzeitig hat mein „anerzogenes“ Sicherheitsdenken dafür gesorgt, dass ich so lange in der Schule geblieben bin. Manchmal schäme ich mich für diese (feige) Entscheidung! Da hilft auch meine großzügige Spenden-Neigung nur wenig!

    Um so mehr hast du meinen vollen Respekt für dein Sein und Wirken – und, das nur am Rande: meine Gesichtshaut freut sich jeden Tag darüber!

    Herzensgrüße in Verbindung
    Imke

    • Evelin sagt:

      Liebe Imke ich kenne deine vielen schönen Gaben und ich weiß nicht, welche Bedeutung die Begleitung von Kindern für dich hat. Doch eine Lehrerin die zu solchen Erkenntnissen und solche Mut gekommen ist, hat natürlich ein kostbares Potenzial für eine andere Form der Begleitung heranwachsender Menschen… verbundene Grüße an dich

      • Liebe Evelin!
        Das ist wohl so! Ich probiere mich gerade umfangreich aus, um dem Format nachzuspüren, dass für mich das im Moment das richtige ist – Videos aufzunehmen macht im Augenblick sehr viel Freude … und wer weiß, was da noch so zum Ausdruck kommen darf.
        Hab Dank für dein so-sein und mich-sehen 🙂

        In Verbundenheit zu dir zurück mit
        Herzensgrüßen
        Imke

  5. Paula sagt:

    Liebe Evelin,
    meine Hochachtung für deine wunderbare Aditi-Kreation.
    Deine umfang-reichen, inhalt-vollen Beiträge sind für mich immer lesenswert weil so vielblättrig und erkenntnis-reich. Danke für dein engagiertes mitteilen und teilen deiner werte-vollen Erkenntnisserfahrungen.
    Die Evolution schenkte zu jeder Zeit und schenkt weiterhin eine „Neue Zeit“ und „Neue Wege“ die mir ermöglichen, immer schön flexibel und wach zu bleiben und mich inmitten der Gleichzeitigkeit aller Dinge immer wieder anders zu erleben.
    Ich bin, wie jeder Mensch, ja viel mehr als ich von mir selber glaube…
    Sei herzlich gegrüßt, Paula

  6. Olivia sagt:

    Liebe Evelin,
    seit Langem sind es vor allem Deine Texte, die mich hier in den newslichtern so berühren. Doch noch kein Text berührte mich bisher so wie dieser…….ich habe das Gefühl, Dich spüren zu dürfen in Deiner Wahrheit. So klar, daß es mir Gänsehaut beschert…..
    Du streifst die Themen, die mich (und sicher auch viele andere) lebenslang schon umtreiben………..innere Wahrheit, geistige Werte und materielle Werte und unser Sein und Umgang damit- und miteinander.
    Das köchelt jetzt noch nach, guuut……eine tiefe Verneigung, ein tiefer Dank für den Stein, den Du da ins Wasser geworfen hast !

  7. DANKE, liebe Evelin,

    für deine authentischen und wahrhaftigen Worte, die erahnen lassen, was alles bewegt wurde von dir, wenn du dann endlich – vielleicht in der Abendsonne – deinen Blick über Aditi schweifen läßt.

    Und ja, das Prinzip Mehrheit verzichtet auf die vielen ungehörten Bedürfnisse der Minderheit, die ebenso lebensbereichernd sind, wie die Bedürfnisse der Mehrheit. Wir dürfen lernen alle Bedürfnisse aller wahrzunehmen. Wenn wir lernen unsere eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, zu würdigen und wertzuschätzen schaffen wir Frieden in unserem Herzen und damit in uns selbst. Mit diesen inneren Frieden schauen wir mit Liebe auf die Bedürfnisse anderer und dann sehen, hören und verstehen wir auch ihre Bedürfnisse.

    Unvorstellbar welch friedvolles, lebensbereicherndes, herzerwärmendes Leben wir dann führen … WIR ALLE … verbunden im HERZen und in der LIEBE. DANKE für deine wundervollen Gedankenanstöße.

    Auf bald … GUnTER

    • Evelin sagt:

      Auf bald, Gunter ! .. und danke für die nährenden Perspektiven 🙂

    • Miriam sagt:

      Dank euch beiden von Herzen, liebe Evelin, lieber GUnTER! Ganz besonders tief berührt mich dieser Kernpunkt: die Wahrnehmung der Bedürfnisse. Aller. Gleichwertig. Wertschätzend. Hütend. Einbeziehend. Zu erleben, dass ihr in diesem Begreifen ankert ist mir grandios. Wärmt mein Herz. Lange Jahre der GFK Praxis (Marshall B. Rosenberg), Achtsamkeit (Thich Nhat Hanh) und der Verbindung beider Wege (Steffi Höltje & Margret de Backere) haben mir eröffnet, dass das Menschenweg ist. Der sich ins Leben gebracht zu werden sehnt. Im eigenen Sein. Im Miteinander mit FreundInnen, Familie, NachbarInnen. Und auf Ebene aller Gemeinschaften einschließlich der „großen“ Strukturen von Ortsgemeinde, Stadt, Staat und Weltengemeinschaft. Wir sind auf dem Weg. Und das freut mich sehr! Alles Liebe für euch und alle – Herzgrüße, Miriam

  8. Wim Lauwers sagt:

    Tut mir Leid Evelin, ich kann das ALLES nicht lesen. Zu viel. Ja, die neue Welt ist schon längst da mit ihren neuen Wegen. Und, das bedingungslose Grundeinkommen ist ein Weg endlich unsere Potentiale leben zu können. Gemeinschaften und gemeinsames Leben in Gruppen gibt es auch immer mehr. Ich bin jedenfalls mitten drin. <3 <3

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