Heute am See

Lesezeit 4 Minuten –

Ich sitze am See
als einziger Mensch.

Die Seerosen blühen noch.
Die ersten Blätter sind schon gefallen.
Eine Libelle fliegt an mir vorbei
hält inne 
scheint mich interessiert anzublicken.
Eine Ameise krabbelt an mir hoch.
Ich lasse sie und übe mich in Gelassenheit.

Die Sonne trocknet mich, nachdem ich
-begleitet von einer inneren Glückswelle-
eine Weile geschwommen bin.
Ein intimer Moment zwischen dem Wasser und mir.

In diesem Augenblick fällt mir ein Satz meines Vaters ein:
„Ein Paradies ohne Menschen ist kein Paradies.“
Er und ich sind uns ähnlich, doch nicht in diesem Punkt.
Dies hier ist ein Paradies für diejenigen, die bei aller Menschenliebe und Geselligkeit immer wieder auch Rückzug brauchen.
Mein Paradies für heute.
In diesem Paradies bin ich ganz natürlich nackt.

„Die Haut am Rücken produziert besonders viel Vitamin D“, denke ich, während die Sonne meinen Rücken sanft wärmt.
Mir fällt Johanniskraut ein, das wohl besonders viel Sonnenlicht in sich aufnehmen kann und auch deshalb bei Stimmungsschwankungen helfen soll.
Ich freue mich, dass ich dieses Jahr mehrere Fläschchen Öl mit diesem Zauberkraut abgefüllt habe.
Erntezeit.
Gestern habe ich eine Vorratsportion Brombeeren gesammelt. Sie sind bei uns in diesem Jahr spät dran. Meiner Freude tut dies keinen Abbruch.
Aus den Holunderbeeren habe ich dieses Mal einen Aufstrich gemacht.
Den ersten Gold-Röhrling sah ich heute. Er wird auch Lärchenpilz genannt, weil er in der Nähe dieser Bäume wächst.

Pfefferminze und einjährigen Beifuß habe ich getrocknet. Dieser Beifuß soll sogar bei Krankheiten wie Malaria helfen.
So viele Geschenke sind um mich herum.
Jahr um Jahr auf unserer Lichtung im Wald lerne ich, sie zu erkennen.

Erntezeit ist auch die Zeit des Dankes.
Voller Dankbarkeit verarbeite ich das Gemüse unserer Solawi. 
Seit letztem Jahr sind wir Teil der Solidarischen Landwirtschaft in unserer Region.
So eine gute Sache. Die Gemüseanbauenden können sich ohne existentielle Nöte auf das konzentrieren, was sie gerne machen und worin sie richtig gut sind. Die Menschen mit Gemüseanteil freuen sich über bestes, mit Liebe angebautes Biogemüse. 
Das führt mich zu noch etwas, das ich in meiner Zeit im Wald immer mehr verinnerliche: Ich muss und kann nicht alles alleine machen. 
Unser eigenes Gärtlein ist nicht da, um uns satt zu machen, nur um uns und den Insekten Freude zu bereiten.

Jetzt zeigen sich ein paar kleine Fische, die Libelle tanzt inzwischen über den See.
Luftblasen steigen aus der Tiefe auf. Ich habe keine Ahnung, wie sie zustande kommen.
Ich beobachte, ohne wissen zu müssen.
Ebenso wie ich die Vögel zwitschern höre und nicht weiß, wie sie heißen. Ich erfreue mich an ihren Tönen und Liedern. 
In diesem Augenblick ist der eigentliche Anlass meines Seebesuchs in weite Ferne gerückt. 
Ich war gleich nach dem Aufwachen neben mir, unzufrieden, meine Gedanken fuhren mit mir Karussell und ich wollte hier an diesem ruhigen Ort zu mir zurückkehren.
Ein Wind kommt vorbei und nimmt die letzten Gedanken mit. 
Ich bin nicht meine Gedanken

Ich bin nicht meine Gefühle.

Ich sitze am See und nehme wahr.
Nach und nach beobachte ich dieses menschliche Wesen, das da am See sitzt und schreibt. 
Ich krabble als Ameise über den weiblichen Körper, ich liege als Seerosenblatt auf dem Wasser.
Ich bewege mich als Fisch im Wasser. 
ich blubbere als Luftblase an die Oberfläche.
Reines Gewahrsein.
Glückseligkeit.
Während ich aus meinem Körper heraus und in alles hineingleite, komme ich wieder in mir an. In meinem Wesenskern.

Ich kehre zurück und schreibe dies auf. 
Ich freue mich, wenn Du Dich beim Lesen dieser Zeilen für einen Moment mit mir an den See gesetzt hast.

Und plötzlich sind da zwei Libellen.
Sowas kann doch nur das Leben in seiner Vollendung orchestrieren, nicht wahr?

Du möchtest zur Ruhe und bei Dir ankommen?
Dann nimm eine Auszeit auf der Lichtung im Wald im Herzen Deutschlands.
Mit oder ohne meine Begleitung, mit oder ohne Verpflegung, mit oder ohne See. 
in jedem Fall aber mit Dir und Deinem inneren Wesenskern. 
Melde Dich gerne mit Deinem Ja und/oder Deinen Fragen bei mir!
Alles Liebe von Juma
na
http://www.steigerhaus.jetzt

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Jumana Mattukat
Jumana Mattukat

Seit drei Jahren lebe ich nun schon hier im Wald. Kein Tag gleicht dem anderen. Aber eines eint die glücklichsten Tage: ihre Einfachheit. Wenn Du mehr in die Waldenergie eintauchen möchtest: https://t.me/stimmedeswaldes. Oder mehr über alle unsere Projekte: www.steigerhaus.jetzt

12 Kommentare

  1. Ja, liebe Jumana!
    Ich habe mit dir am See gesessen und mich in deine Wahrnehmungen fallen lassen – Herzensdank für das erfrischende und befriedende in der Natur-Sein, dass du mit mir, mit uns teilst.

    Herzensgrüße
    Imke

  2. Liebe Jumana,

    deine gefühlten Worte rühren in mir etwas an, berühren etwas tief in mir.
    Tränen fließen
    Es scheint als würde ich mich, durch dieses mit deinen Worten und dir verbunden fühlen, wieder erinnern.
    Erinnern an eine uns innewohnende natürliche Verbundenheit, Geborgenheit, Zartheit, Vollkommenheit, und einen Frieden der Alles durchdringt.
    So sitze ich weiter mit dir am See, beobachte die Libellen ….

    Von ganzem Herzen Danke für deine Einladung
    Martina

  3. danke, liebe Jumana, ja, ich saß mit dir an diesem see und ließ mich geistig dort ankommen. danke für das teilen deiner gedanken…. schön 😌🌻🙏🏽 namaste

  4. Liebe Jumana,
    vielen DANK für den zu Papier gebrachten (Ge) Guss deiner Gedanken und dem Erleben…
    Ich fühlte mich mitgenommen, und damit REICH-lich beschenkt…
    Sonnige Herbstgrüße
    Viola

  5. Dankeschön für diese wunderschöne Reise an den See. Reines Gewahrsein 🙏🏻 Es ist so wundervoll, wenn wir die Wunder in und um uns wiedererkennen ❤️

  6. WUnderschöner Text, Jumana, wunderschöner Ausflug an den See. Ich atme plötzlich ruhiger, tiefer, nachdem ich deine Worte gelesen habe. Danke!!!!

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