Wut als Treibstoff statt als Waffe

Wut ist eine große Kraft. Wie jede menschliche Emotion ist sie uns Indikator für den Zustand unserer Verbindung mit uns selbst in einem Moment. Ja, Du hast richtig gelesen. Unsere Emotionen zeigen uns den Zustand unserer Verbindung mit unserem inneren Wesen, unserer Seele, in jedem Moment an. Alles, was sich nach Enge und Schwere anfühlt, ist in der Sprache unseres Körpersystems ein „Achtung, ich bewege mich gerade aus meiner Verbindung mit mir!“ Alles, was sich nach Weite, Leichtigkeit und Freiheit anfühlt, ist in der Sprache unseres Körpers ein „Ja, hier gehe ich gerade in Richtung Verbindung mit mir selbst!“ Wut kann sich sehr befreiend und nach enorm viel Weite anfühlten. Und das ist sie. Auf der Skala der Energien bietet sie den Aufstieg aus Trauer/Depression hinauf zu mehr Lebendigkeit in eine höhere Frequenz. Dieser Effekt geht jedoch verloren, wenn wir uns der energetischen Zusammenhänge nicht bewusst sind, und Wut als Waffe gegen andere Menschen einsetzen.
Aus derselben Waffenkammer kommt ein Verhalten, dass stets beschwichtigt, lächelt und egal wie wild, taub oder erstarrt es sich gerade im eigenen Körper anfühlt, auf einer künstlichen, äußeren Harmonie besteht. Oft treffen beide Verhaltensweisen in unserer westlichen Kultur aufeinander. Sie sind energetische Zwillinge. In Wahrheit haben beide Seiten, die diese Energien regelmäßig ausleben, Angst vor der echten Begegnung, vor dem Sich-Wahrhaftig-Zeigen, und dem Risiko, in der eigenen Wahrheit vom anderen nicht mehr geliebt oder akzeptiert zu werden. Je abhängiger wir uns in einer Beziehung fühlen, umso größer ist diese Angst. Als wir Kinder waren, hatten wir oft keine Wahl. Wahrhaftig sein, wurde meist nicht akzeptiert und sogar geahndet. Und umgekehrt. In der Regel wusste überhaupt niemand in unserer Nähe mehr, was Wahrhaftigkeit bedeutet.
Wahrhaftigkeit, wie ich sie verstehen lernen durfte, bedeutet keinesfalls eine Haltung, die einem anderen Menschen die Schuld oder Verantwortung für das eigene Gefühl, die eigenen Gedanken oder das eigene Verhalten gibt, oder die ihn verändern will – egal wie sehr der andere mich triggert. Wahrhaftigkeit bedeutet, für alle Emotionen und Gedanken im eigenen System Verantwortung zu übernehmen und damit zunächst einmal ehrlich mir selbst gegenüber zu werden. Dann gut für mich zu sorgen, bis mein System sich beruhigt hat. Und dann neugierig zu werden auf das, was sich in mir abspielt! Ich nenne das Alle-Energie-Zu-Mir-Zurückholen. Sobald ich das tue, komme ich in immer mehr Kraft und kann gerade Wut als Treibstoff für das Erreichen höherer Ebenen der Lebendigkeit, Freude und Verbindung mit mir selbst nutzen. Alle anderen bleiben damit aus der Schusslinie. Und wenn ich zurückkomme, bin ich mir meiner selbst ein Stück mehr bewusst (das ist übrigens Selbstbewusstsein 🙂 ) und kann mich klarer und friedlicher mitteilen, gesunde Grenzen setzen und mich wahrhaftiger mit meiner Umgebung teilen.
Ja, es braucht ein wenig Übung und Geduld, wenn wir uns Wutanfälle oder ihre Unterdrückung schon seit Jahrzehnten – vielleicht seit Generationen – zur Gewohnheit und unbewussten Strategie gemacht haben. Doch allein die Erkenntnis dessen, was sich in mir abspielt und die Entscheidung, neugierig zu werden und sich auf innere Forschungsreise zu begeben, produziert einen unwiderruflichen Shift in unserem System. Die Wut darf plötzlich sein. Sie erfährt Respekt und Offenheit. Von mir selbst. Das bedeutet Waffenstillstand im eigenen Körper und im Verstand. Und damit kann der Friedensprozess beginnen. Wir spüren es sofort, wenn der Körper anfängt, sich zu entspannen und die Gedanken plötzlich ruhiger und friedlicher werden.
Wenn wir hingegen die Wut unbewusst, gewohnheitsmäßig ausagieren oder darauf bestehen, dass sie „um des lieben Friedens willen“ oder „des Anstands wegen“ unterdrückt werden muss, nähren wir einen Zyklus von Schuld und Scham und damit einen endlosen Kreislauf von Angriff und Verteidigung, Demütigung und Trennung. Manchmal ist es für Menschen in solchen Situationen geboten, für räumlichen Abstand zu sorgen. Manchmal für immer. Insbesondere Liebesbeziehungen und Partnerschaften jeder Art sind, nach allem, was ich heute weiß, gedacht als ein lebendiger, gemeinsamer Fluss, in dem die Beteiligten sich mit Leichtigkeit verbunden und frei fühlen können und ganz selbstverständlich zur gegenseitigen Ausdehnung beitragen. Und es macht aus meiner Sicht keinen Sinn mehr, sich mit weniger zufriedenzugeben. Wozu? Ein Wachwerden für das, was uns bewegt und ein Hinwenden nach Innen zu uns selbst, wo wir alle Macht der Welt haben, die Dinge in uns zu klären und zu verändern, ist in jedem Fall immer möglich. Und sehr empfehlenswert. Denn egal wo wir hingehen, nehmen wir uns selbst mit.
Und es lohnt sich nicht, Wut als Waffe einzusetzen. Weder betriebswirtschaftlich, volkswirtschaftlich, gesellschaftlich, geopolitisch, familienpolitisch, evolutionstechnisch oder in irgendeinem anderen Zusammenhang oder Berechnungskontext. Ebenso wenig, wie es sich lohnt, sie zu unterdrücken. Wut ist uns Indikator und Treibstoff. Sie als Waffe zu verwenden ist ebenso sinnlos und unproduktiv, wie wenn wir Weltraumraketen nutzten, um damit unsere Fußböden zu wischen. Es lohnt sich, diese Zusammenhänge zu verstehen. Unsere Emotionen sind keine Indikatoren für irgendeine scheinbare Realität außerhalb von uns. Die einzige Realität, die sie anzeigen, ist die Distanz oder Verbundenheit zwischen mir und mir in einem Moment. Daher ist unsere Bereitschaft zu fühlen so wichtig. Unser Emotionalsystem ist für die Navigation durch unser Leben und unsere Beziehungen dasselbe wie das Flugnavigationssystem für eine Boeing im offenen Luftraum. Ohne sind wir komplett verloren. Und Fühlen findet ausschließlich im Körper statt. „Ich habe das Gefühl, dass Du mir nicht zuhörst“, ist kein Gefühl, sondern ein Gedanke. Und Gefühle, die vom Körper immer wieder in den Kopf als Endlosgedankenschleifen zurückgetragen werden, können zu einer Übersteigerung der eigenen Gefühlswelt hinein in große innere und äußere Dramen führen. Irgendwann lässt sich dann auf keiner Sachebene mehr einvernehmlich nachvollziehen, wie alles begann, worum es eigentlich ging. Denn Drama bedeutet immer einen Zustand geistiger Umnachtung. Ich weiß es. Ich war dort.
Dies alles ist eine unfassbare Ressourcenverschwendung, wenn es um menschliche Energie, unsere Lebendigkeit, Liebesfähigkeit, Produktivität und Genialität geht. Und die sogenannten Kollateralschäden sind unermesslich. Ich plädiere für den bewussten Einsatz von und Respekt gegenüber Wut als Treibstoff zur Ausdehnung in Richtung höherer Bewusstseinsebenen und mehr Wahrhaftigkeit. Und ich plädiere auch für Wohlwollen und Mitgefühl für uns selbst und andere – insbesondere unsere Kinder und Jugendlichen – sowie für klare Grenzen, die die Integrität aller Beteiligten wahren, während wir uns aus unseren alten, unbewussten Wut- und Piep-Piep-Piep-Wir-haben-uns-alle-lieb-Automatismen herausentwickeln.
What a ride!!!
Zu welcher Fraktion gehörst Du? Und jetzt, was?
Eine kraftvoll-zärtliche Powerhouse Klientin inspirierte mich heute zu einem neuen Text. Hier ist er. Danke Cleo.
Hab von Herzen Dank für deine wunderbar klaren Worte, liebe Claudia,
du hast mich damit voll abgeholt. ich gehöre eindeutig zur Piep-Piep-Fraktion:). Auf den Impuls einer Freundin hin habe ich angefangen, meine Wut zu malen und staune jedes Mal über die ungezähmte authentische Kreativität, die dadurch zutage treten kann, erlebe auch im Alltag neue Seiten von unverstelltem Ausdruck, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe. Das tut so gut. Wut sei Dank!:))))))
Danke für deinen bestärkenden Text, mit dem ich jetzt meinen Tag beginnen darf.
von Herzen, Catrina
Guten Morgen und was für wundervolle lebensspendende Gedanken. Darüber werde ich sicher eine Weile nachdenken. auch, weil diese Sicht auf starke Emotionen für mich so erleichternd ist.
Herzlichen Dank.
Liebe Romy, ich freu mich sooo, daß Dich diese neue Sicht erleichtert!!! Auch für mich war es ein absoluter Game Changer, als ich sie fand. Herzensgruss zu Dir 💞
Oh, Catrina, wie großartig!! Die Wut in Kreativität hinein fließen zu lassen, ist einfach die Königsdisziplin! Ich gratuliere Dir. Und freue mich sehr mit Dir. Genau, Wut sei Dank :-))). Danke für Dein Teilen und Gruss von Herz zu Herz 💞
Liebe Claudia, aus tiefem Herzen Dank für dein stetiges Anstiften zu Erkenntnis, Wachstum, Befreiung. Dein Befeuern unseres Einstiegs in unsere Fähigkeiten, Gaben. In unsere Lebendigkeit voll ungezähmter Möglichkeiten und gestaltender Kraft. Helle Freude!
Liebe Miriam, vielen Dank für Deine helle Freude 🙂
Einfach ‚wutervoll‘! Danke liebe Claudia.
Liebe Laura, herzlichen Dank für Dein Lesen und Dein Mitschwingen!
Hahaaa, hier eindeutig Piep-Piep-Piep….Sehr stimmig für mich, dass Piep-Piep und Wut eigentlich der gleichen Energie entspringen. Sehr toller Text, Danke, liebe Claudia!
Iris-Schatz! So schön, wie Du immer an meiner Seite bist. DANKE💞
Liebe Claudia,
von Herzen Danke für diesen fantastischen Text. Durch meine ganz persönliche Geschichte mit der Wut durfte ich in so vielfältiger Weise lernen wie heilsam und befreiend die „heilige“/gute Wut ist! Als ich den Zusammenhang zwischen Depression, Wut und Trauer verstanden habe, hat für mich endlich meine Rückkehr zu mir selbst begonnen. Ich wünsche mir, dass Dein Text ganz viele Menschen mit ihrer Wut und ihrer Transformationskraft in Verbindung bringt und Evolution geschehen läßt🙏🪷✨️
Liebe Barbara, vielen Dank für Dein Lesen und Deine Herzenswünsche ❤️
Liebe Barbara, Herzensdank für Deine liebevollen Wünsche❤️
Liebe Claudia,
HERZENSDANK für deinen Text.
Einfach wunderbar auf den Punkt gebracht. Ich kann das Gelesene einfach nur anerkennend bekräftigen.
Erst vor ein paar Tagen habe ich die aufsteigende WUT in mir erlebt und gefühlt. Ich habe sie verbal nicht ausagiert.
Energetisch wohl schon. Die Wut hat mir sehr viel Klarheit gebracht und Grenzen zu setzen oder ein bewusstes STOP ist daraus erwachsen (in Form eines Blattes an meiner Zimmertür). Ein Brief, den ich schrieb, wird wohl bei mir bleiben. Und ich weiß es noch nicht.
Danke 💗
Liebe Meike, Herzensgruss für Dein Lesen und wertschätzendes Feedback 💫
Liebe Barbara,
kannst du etwas empfehlen,
um den Zusammenhang besser zu begreifen?
Ich möchte meine Wut gern besser verstehen.
Liebe Calli,
das ist das, was ich bis jetzt lernen durfte in diesem Leben:
Die Wut kommt in Dein Leben, wenn jemand oder etwas Deine Gefühle, Grenzen und tiefsten Ansichten verletzt, bzw. wo Su von Deinem Lebensweg abrücken musst. Die Wut ist eine gesunde Aggression um sich abgrenzen/wehren zu können, sofern man sie ausagieren kann.
Wenn dies nicht geschieht kann daraus eine Depression entstehen. Hinter der Wut sitzt die Verletzung, Trauer und Enttäuschung, die wir nicht ausdrücken konnten. Erst wenn diese Emotionen gefühlt, gehalten und transformiert werden können, dann wird die Wut für dieses Thema nicht mehr gebraucht und man kann Frieden schließen. Ich hoffe, das hilft Dir weiter.
Liebe Claudia, vielen Dank für diesen wunderbaren Text und die tiefe Klarheit, die aus dem spricht, was du schreibst. Danke
Liebe Diana, vielen Dank für Dein Lesen 💞
“ … für alle Emotionen und Gedanken im eigenen System Verantwortung zu übernehmen und damit zunächst einmal ehrlich mir selbst gegenüber zu werden.“ DANKE, DANKE, DANKE für diesen großartigen Text!
VERANTWORTUNG. – Vor Weihnachten wurde mir diese Erkenntnis in einem stillen Moment geschenkt:
ICH BIN DER TON UND DAS ECHO.
Im Alltag versuche ich möglichst oft mich daran zu erinnern. Es gelingt nicht immer, in dieser Tiefe. Aber meine Grundhaltung durfte sich seitdem zum ersten Mal entscheidend verändern.
Liebe Sabine, die Grundhaltung und Grundrichtung ist alles, was zählt. Niemand braucht Perfektion. Alles Liebe für Dich!
Liebe Claudia,
wow, das war aufregend, gerade am Ende deines Textes meinen eigenen Namen zu lesen. ☺️
Nach einem Tunnel der Scham und Unsicherheit fühle ich Weite, Dankbarkeit und Einklang.
Seit unserer Session befrage ich meine emotionale Resonanz jeden Tag und folge der Spur der Freude, Weite, Freiheit, Fülle.
Ich erfahre gerade – das geht auch in Partnerschaft und führt zu schön unkonventionellen, lebendigen und freudvollen Co-Kreationen und in unerwartete Momente weicher, liebevoller Verbindung.
Und es macht so viel Sinn in mir, Wut einzusetzen als energetische Schubkraft in eine höhere Übereinstimmung mit mir selbst.
Danke für dieses kraftvollen Seelengeschenk.
Liebe Cleo, Wut + Mut sind ein großartiges Liebespaar :-))). Herzensgruss zu Dir!
Danke für diesen Beitrag liebe Claudia. 🙏🏼🥰 Ein Hoch auf die Wut. 🌋Sie zu leugnen oder zu unterdrücken bringt nichts und macht es oft schlimmer. Ich bin fast immer eher wütend als traurig gewesen. Schon als Kind. Dafür habe ich immer Ärger bekommen. Irgendwann schämte ich mich, dass ich oft so wütend war und das machte es noch schlimmer. Im Prozess der letzten Jahre habe ich mich mit meiner Wut angefangen auszusöhnen und auf einmal kam die Traurigkeit/Trauer hoch. Es fing an sich zu lösen und zu wandeln. Ich bin nicht mehr so krass wütend (gab schon auch unschöne Situationen), kann besser mit ihr umgehen und sie voll und ganz annehmen. ❤️
Liebe Wesen,
ich fange grad erst an,
mich liebevoll meiner Wut zuzuwenden.
Der Text kommt also wie gerufen. Tiefe Dankbarkeit.
Habt ihr Empfehlungen für mich (Medien, Therapieformen etc.),
um meine Wut besser zu verstehen?
Alles Liebe
Ich kann Dir das Buch ‚Wutkraft‘ sehr empfehlen. https://www.buch7.de/produkt/wutkraft-friederike-von-aderk/1040646326?ean=9783407866448
Liebe Grüsse