Foto: Paro Bolam
Noch ist Sommer! Wer will da schreiben? Schreiben tut doch nur, wer es unbedingt MUSS, im Winter, in geheizten Räumen, angespannt über einen kleinen, engen Tisch gebeugt. Aber nein, es gibt eine Art zu schreiben, die jeden Ort und jede Jahreszeit noch beglückender macht, weil sie unsere Sinne weckt und unsere Aufmerksamkeit schärft. Sie schmeckt wie ein eiskalter Prosecco, eine Wildwasserfahrt, eine romantische Urlaubsliebe, ein Sonnenuntergang über dem See… und alles gleich zuhause auf dem Balkon. Oder auf Korfu, auf Hawaii oder wo man sonst so Urlaub macht – wie einige Teilnehmer meines Schreibkurses, die gerade in Kreta, Istanbul und Teneriffa den Stift schwingen und berichten, wie viel Spaß sie dabei haben!
Lust auf eine kleine Übung? Du brauchst nur etwas Papier und einen Stift und los geht’s.
Die Übung:
Lege dein Schreibzeug bereit, da, wo du gerade bist: In einem Eiscafé auf Capri, auf einem Berggipfel in den Alpen, am Küchentisch in Chemnitz, im Krankenhausbett nach einer OP, am Strand in Koh Samui. Atme einmal tief durch und spüre DICH. Schließe die Augen. Stell dir vor du bist eine Kamera. Klick! Augen auf und wieder zu.
Dann schreibe auf, was hinter den geschlossenen Augen noch zu sehen und zu spüren ist. Mache den Kopf locker, lasse die Worte kommen & schreibe. Es muss absolut keinen Sinn machen!
Und nochmal: Klick! Und schreiben.
Mache 5-10 solcher Aufnahmen und schreibe alles auf.
Nimm auch die Geräusche, Gerüche, Empfindungen und Geschmäcker wahr und schreibe sie auf.
Das Schönste: Nach der Übung wirst du dich anders fühlen. Besser! Probier es aus, am besten einmal pro Tag.
Mein Beispiel:
Klick: Gleißendes Licht, ein Balkon-See, Stimmen aus Nachbarsgärten.
Klick: Ein Kind jammert, der rote Stuhl wartet auf den König, ferne der See.
Klick: Ich will raus, Hitze, Hitze, ein Mann mit nacktem Oberkörper bringt den Müll raus.
Klick: Ein Auto startet, der Raum ist dunkel, rote Blumen im Wind, berühr mich!
Klick: Ich träume mir eine Hängematte, schwebe über allem, Vogel zieht weite Bögen.
… und jetzt du!
Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.