Dreamings – Kunst der Australischen Aborigines

r_mcivor_01 Die Kunst der australischen Aborigines ist die älteste kontinuierliche Kunsttradition der Welt. Sie wird bis heute von indigenen Künstlern geschaffen und umfasst insgesamt einen Zeitraum von 40.000 Jahren. Von den steinzeitlichen Felsmalereien bis zur Kunst der Gegenwart basieren alle Werke auf dem traditionellen und rituellen Kulturverständnis der Aborigines und vermitteln ihren originären Zugang zur Welt.

Mit dem Malakt formuliert der Aboriginal-Künstler bis heute seine „Dreamings“. Sie markieren Territorien, zeichnen Geschichte auf und übermitteln Erzählungen über die „Dreamtime“, der spirituellen, natürlichen und moralischen Ordnung des Kosmos. Sie erzählen die Geschichten der Eingeweihten und Initalisierten, die über das entsprechende rituelle Wissen verfügen, und sie beschreiben die äußere Welt, die Berge, Täler, Felshöhlen, Wasserstellen, Pflanzen und Steine, die für alle, auch für den westlichen Betrachter zugänglich sind. Die gesamte Kunst der Aborigines lebt von dieser mythologisch-spirituellen Orientierung, der „Dreamtime“ nahe zu sein.

Das „Dreaming“ bleibt immer dasselbe. Es verändert sich nicht. Die Alten geben es als das Gesetz und die Lehre an die Jungen weiter. Die Symbole, Markierungen oder Muster am Boden, am Körper, an den zeremoniellen Gegenständen oder heutzutage auf der Leinwand sind sichtbare Manifestationen des „Dreamings“, die den Maler mit jener Urkraft aus der Vorzeit verbinden. Jeder Mensch hat sein eigenes „Dreaming“, das er entweder vom Vater, vom Großvater oder von der Mutter als Erbe vermittelt bekam. Das „Dreaming“ regelt auch das Verwandtschaftssystem, legt fest, wer wen heiraten darf und ordnet die Beziehungen der einzelnen Clanmitglieder untereinander.

Weil alles in der Natur, auch der Mensch, durch das „Dreaming“ erschaffen wurde und bis heute den Strukturen der „Dreamtime“ folgt, ist es nur den Eingeweihten gestattet, von der Traumzeit zu berichten, sie zu malen oder sonst wie darzustellen. Die Bedeutung der Kunst im traditionellen Leben der Aborigines hat Howard Morphy vom Centre for Cross-Cultural Research der Australian National University in Canberra für Außenstehende am Beispiel des Aborigine-Stammes der Yolngu so beschrieben: „Kunst war und ist eine zentrale Komponente im traditionellen Leben der Yolngus, signifikant im politischen Bereich, in der Beziehung zwischen den Clans und in der Beziehung zwischen Männern und Frauen. Kunst war und ist eine bedeutende Komponente des geheimen Wissens und auf einer metaphysischeren Ebene ist es das wichtigste Mittel, um die Ereignisse der Vorfahren wieder zum Leben zu erwecken, um damit die Kontinuität mit der Vergangenheit unserer Vorfahren und die Kommunikation mit der Welt der Ahnengeister zu erhalten. Zum Beispiel ist die Felsmalerei der Regenbogenschlange nicht nur das Bild einer ‚Regenbogenschlange‘, sondern die Manifestierung der Regenbogenschlange – sie lebt in dem Bild und wird herauskommen und Dich verschlingen, wenn Du Dich dem Bild gegenüber unangemessen benimmst. Bilder als Verkörperungen unserer Ahnengeister stellen diese Ahnengeister nicht nur einfach dar, um ihre Geschichten zu erzählen. Soweit es die Yolngu betrifft, sind diese Bilder ein Bestandteil der Wesen selber, sie besitzen oder beinhalten die Macht der Ahnengeister.“

Hintergrund:
Der Text ist der Ausstellungsankündigung von „Dreamings – Malerei der australischen Aborigines“ der Ernst Barlach Museumsgesellschaft Hamburg, entnommen. Diese kann dank besonderer Unterstützung der Stadt Wedel und internationaler Leihgeber stattfinden. Gezeigt werden bis zum 25. November 2013 rund 80 Gemälde und Objekte, Bücher und Texte der indigenen Australier, in denen das Geheimnis ihrer Kultur thematisiert wird. Hier ein Blick in die Ausstellung

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