Wohlfahrtswirtschaften: Schottland, Island und Neuseeland
Schottland, Island und Neuseeland begründen die Gruppe der „Regierungen der Well-Being-Wohlfahrtswirtschaften“. Sie wollen den Fortschritt ihrer Wirtschaft nicht mehr nur anhand des klassischen Bruttoinlandsproduktes messen. Stattdessen sind Faktoren wie die psychische Gesundheit ihrer Bevölkerung, der Zugang zu Wohnraum und Grünflächen sowie die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in das Zentrum ihrer Wirtschaftspolitik gerückt.
Drei Frauen für eine gerechte Gesellschaft
Auffallend ist, dass alle drei Länder mit Jacinda Ardern (Neuseeland), Nicola Sturgeon (Schottland) und Katrín Jakobsdóttir (Island) eine Frau an der Spitze der Regierung haben.
Schon 2007 präsentierte Schottland den „Nationalen Leistungsrahmen“, der zahlreiche Indikatore betrachtet, mit denen man das Wohlergehen der Bevölkerung messen kann. Darin finden sich Punkte wie: der Zugang zu Wohnraum und Grünflächen, die Einkommensverteilung und die Fröhlichkeit von Kindern.
Island ist Vorreiter bei der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Dort gilt seit 2018 das fortschrittlichste Gesetz für Lohngleichheit in der ganzen Welt. Dort ist es schlicht verboten, Männer und Frauen für gleichwertige Arbeit unterschiedlich zu bezahlen. Das Gesetz zeigt Wirkung: Mit rund 5 % ist der bereinigte Gender Pay Gap in Island besonders klein. Außerdem ist Gleichberechtigung in Island ein eigenes Schulfach.
Neuseeland definierte 2019 gleich die Parameter für den jährlichen Haushaltsplan komplett neu. Der Inselstaat erstellte den ersten „Wohlbefinden-Haushalt“. Damit löste die sozialdemokratische Premierministerin das Wahl-Versprechen ein, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz auf dieselbe Stufe zu stellen wie wirtschaftlichen Erfolg und Wachstum.
PS: Schon vor 50 Jahren vertrat US-Senator Robert Kennedy diese revolutionäre Sichtweise erstmals:
“The gross national product does not allow for the health of our children, the quality of their education or the joy of their play. It does not include the beauty of our poetry or the strength of our marriages, the intelligence of our public debate or the integrity of our public officials. It measures neither our wit nor our courage, neither our wisdom nor our learning, neither our compassion nor our devotion to our country, it measures everything in short, except that which makes life worthwhile.”
Quelle u.a. Kontrast.at
Wie ermutigend und inspirierend! Von Herzen Danke fürs Teilen!
Herzlich,
Sabrina
Da sollte sich doch unsere Staatsführerin, Frau Merkel, mal eine große Scheibe abschneiden!
Zu Frau Merkel würde ich eher etwas korrigierend schreiben: „Unsere oberste Verwaltungsangestellte!“ Einen Staat führt sie a.m.S. jedenfalls nicht.
Tut das gut zu wissen. Mehr davon!
Danke
Nun dürfen sich auch mal große Länder trauen. Los, Männer!!
Oh, ich könnte weinen – vor Erleichterung. Das gibt so viel Hoffnung.
Bin etwas spät dran mit meinem Kommentar, doch erst jetzt hat es bei mir „klick“ gemacht 😉
Irgendetwas hatte ich an diesem Artikel als nicht ganz stimmig empfunden, konnte es aber nicht wirklich benennen, denn die Freude über diese Nachricht überwog.
Jetzt weiss ich’s aber endlich: die Konnotation des Wortes „Wohlfahrt…“ hier im Westen Deutschlands. Er ist in unserer so sehr leistungsorientierten Gesellschaft stark negativ behaftet. Ein Begriff, der mir hier passender erscheint, weil er diese alten Denkmuster nicht bedient, wäre „Gemeinwohl-Ökonomie“.